Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2013

/ Ausgabe: 14-November-gsw.pdf

- S.14

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men müssen. Da spüren wir die Bedeutung
von Erinnerungskultur.
Diese Verantwortung heißt aber auch eine
ständige Auseinandersetzung mit unserer
Vergangenheit und die Reflektion darüber,
was dieses Erinnern an die Vergangenheit
bedeutet. Es ist auch eine Reflektion der
Vergangenheit aus einem modernen Blickwinkel und wie dies aus damaliger Sicht
betrachtet werden kann.
Außer dem Nachdenken und Reflektieren
müssen darüber hinaus natürlich auch
Handlungen und Taten gesetzt werden. Wir
haben in der Stadt Innsbruck mit der Aberkennung der Sozialehrenzeichen zum Glück
bereits einen Schritt getan. Ich glaube, wir
können noch mehrere und deutlichere
Schritte setzen. Es gibt ja da noch genügend andere Beispiele, die Aufklärungsbedarf haben. Wir stehen durchaus zu flächendeckender Auseinandersetzung, Aufklärung und wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit diesen Themen.
Lassen wir aber vorerst andere Themen
und Orte zu Tage treten. Es gibt noch genügend Straßennamen in der Stadt Innsbruck die, z. B. nach Nationalsozialisten
benannt sind. Es ist nicht mein Bestreben,
diese Straßennamen umzubenennen. Es
geht darum, das Bewusstsein bei uns im
Gemeinderat und in der Bevölkerung zu
stärken. Man soll wissen, dass es eine Zeit
gab, da in der Stadt Innsbruck solche Personen und Persönlichkeiten wie Ploner, das
ist ein aktuelles Thema, oder Kernstock
verehrt oder zumindest geehrt wurden. Wir
müssen weiterhin daran bleiben, diese Geschichtslücken aufzufüllen. Entsprechend
müssen wir allen transparent machen, welche Geschichten dahinter stecken.
Der Name Lausegger ist auch schon gefallen. Die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) hat bereits im Jahr 2009 den
Antrag gestellt, dass mit der Gedenktafel
am Denkmal der Brixia etwas geschieht.
Der Antrag liegt jedoch seither unbehandelt
im Stadtarchiv. Wir hoffen, dass sich jetzt,
mit der neuen Stadtregierung, vielleicht
doch schneller etwas bewegt.
Das, damit wir nicht noch Jahr für Jahr an
diesem Schandmal vorbeigehen müssen
und den Namen eines Mörders - er war ein
Mörder - geehrt sehen müssen.
GR-Sitzung 21.11.2013

Aber es geht nicht nur um diese Örtlichkeiten, es geht auch sehr um Bewusstsein und
Wissen. Wenn GRin Mag.a Schwarzl sagt,
dass sie froh ist, dass Österreich sich mittlerweile von diesem Opfermythos entfernt,
dann muss ich sagen, wir müssen noch
einen Schritt weitergehen. Denn der Faschismus ist nicht erst im Jahr 1938 nach
Österreich gekommen. Wir waren faktisch
seit dem Jahr 1934 in einem faschistischen,
in einem diktatorischen System.
Das ist ein Teil der Vergangenheitsaufarbeitung, mit dem wir uns noch viel zu wenig
befasst haben. Dieser Teil steht auch erst
seit kurzem in den Geschichtsbüchern. Namen wie Schuschnigg und Dollfuß werden
noch viel zu oft anerkennend verwendet,
sind noch viel zu präsent. Ja, ich schaue in
Richtung Innsbrucker Volkspartei (ÖVP) - in
Klubzimmer und Verbindungen …
Das ist ein Bereich, der noch dringend aufgearbeitet werden muss, und über den wir
auch offen sprechen dürfen und müssen.
Es waren nicht nur einzelne NationalsozialistInnen in der Stadt Innsbruck und in Tirol,
die vereinzelt einige Taten in der Pogromnacht übernommen haben. Sie waren viele
Mitglieder in der Nationalsozialistischen
Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Die
Dichte der Mitglieder in der Stadt Innsbruck
und in Tirol war im Vergleich zur Bevölkerung höher als in vielen anderen Regionen.
Es waren entsprechend nicht EinzeltäterInnen, sondern der Nationalsozialismus hatte
bei uns hier vor Ort eine breite Akzeptanz
gefunden.
Wer wagt es, eine Garantie abzugeben,
dass es heute anders wäre? Würden wir
uns nicht alle wünschen, diese Garantie
abgeben zu können, für unsere Kinder, für
unsere nachfolgenden Generationen, dass
solche Verbrechen nicht mehr geschehen
können? Wenn wir das wollen, dann haben
wir noch massiven Aufholbedarf, der sich
nicht nur in die Lehrpläne der Schulen, sondern viel tiefer in die Öffentlichkeit einschleifen muss.
Um es nochmals aufzugreifen, gibt es noch
tiefer in der Geschichte Themen, mit denen
wir uns in der Stadt Innsbruck und in Tirol
beschäftigen müssen.
Der Freiheitskampf von 1809 wird immer
noch zelebriert. Auch wenn vielleicht mitt-