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Jahr: 2019

/ Ausgabe: 02-Protokoll-28-02-2019_gsw.pdf

- S.64

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- 167 -

wohl wissend, dass es das Problem nicht
löst!
Ich würde niemandem, der für das Verbot
stimmt - oder sagen wir fast niemandem -,
unterstellen, er oder sie glaube, es wäre
eine Lösung des Problems und schon gar
nicht eine nachhaltige. Ich bitte aber, eines
zu bedenken und soweit ich weiß, fließt es
auch in die Überlegungen der Mag.-Abt. III,
Stadtplanung, Stadtentwicklung und Integration, ein, die Menschen, die Probleme
an bestimmten Hotspots verursachen, sind
eigentlich krank.
Das Problem ist nicht, dass jemand in der
Öffentlichkeit Alkohol trinkt, sondern dass
jemand alkoholkrank ist. Er oder sie ist
krank und steht damit schon am Rande der
Gesellschaft, ist von Exklusion bedroht.
Es zeigen uns die Erfahrungen, von der ersten bis zur siebten Verbotszone - man kann
das auf dem Stadtplan nachvollziehen -, wie
die Probleme quer durch die Stadt gewandert sind und von Mal zu Mal heftiger wurden. Gerade wenn man über Prävention
spricht, sollte man auch darüber nachdenken, was mache ich mit kranken Menschen,
wenn ich sie von immer mehr Punkten der
Stadt vertreibe und sie damit zwinge - unter
Anführungszeichen -, sich in immer größerer Zahl an einem neuen Hotspot zu versammeln, wo es noch kein Alkoholverbot
gibt.
Ich treibe die Menschen noch weiter in die
Exklusion! Es kann mir niemand erzählen,
dass das ein präventiver Schritt gegen ihre
Krankheit ist. Im Gegenteil, das verschärft
die Krankheit. Ich bitte, diesen Aspekt auch
zu überlegen. Je mehr wir mit Vertreibung
und Exklusion auf Probleme - die niemand
leugnet, dass es sie gibt - antworten, desto
schlimmer wird die Lage, erstens für die Betroffenen und zweitens für das nächste
Wohngebiet, das die Folgen dann aushalten
muss.
Ich glaube nicht, dass das ein ideologischer
Zugang ist, Bgm.-Stellv. Gruber. Ich glaube,
dass es durch und durch pragmatisch ist, zu
überlegen, ob mit einem Mittel, mit dem ein
Symptom bekämpft wird, nicht in Wahrheit
die Krankheit noch verschärft, wegen der
dieses Mittel eingesetzt wird.
Aus solchen Überlegungen bin ich gegen
das Alkoholverbot, im Wissen, dass es ein
GR-Sitzung 28.02.2019

Problem gibt und wir etwas tun müssen.
Auch die sozialarbeiterischen Maßnahmen,
die jetzt in Angriff genommen wurden, werden weder alle Alkoholkranken zu gesunden
Menschen machen, noch alle Probleme in
dieser Stadt lösen. Es wird immer wieder
den einen oder anderen Problemfall geben
oder den ein oder anderen Winkel in der
Stadt, in dem es ungemütlich ist oder in den
man als "NormalbürgerIn" nicht so gerne
hingeht oder hineinschaut.
Aber je mehr Maßnahmen wir setzen, die
das immer wieder an bestimmten Punkten
konzentrieren lassen, desto schlimmere
Hotspots schaffen wir, weil wir ja wissen das geben alle zu -, dass Verbote kein einziges Problem lösen, sondern nur Menschen von einem Ort zu einem anderen
schafft. Damit machen wir sie eigentlich nur
noch kränker, weil wir sie noch mehr aus
unserer Stadtgesellschaft ausschließen.
Aus diesem Grund bin ich gegen das Alkoholverbot und komme an den Anfang zurück: Respektieren wir uns wechselseitig!
Nicht alle, die ein Verbot wollen, sind die
Oberverbotsmeier und ExtremistInnen und
umgekehrt, alle die gegen das Verbot sind,
haben nicht nur ideologische, sondern ganz
solide, vernünftige, pragmatische Präventionsgründe.
StRin Mag.a Mayr: Danke GR Mag. Fritz, für
Deine Worte. Ich kann mich da nur anschließen. Ich möchte aber auf einen bestimmten Punkt zurückkommen.
Die SPÖ hat beantragt, eine Evaluierung
der aufrechten Alkoholverbote zu erarbeiten
und Stellungnahmen einzuholen. Im Gegensatz zu GR Lukovic, BA liegen mir diese
nicht vor. Bgm.-Stellv. Gruber, Du hast in
der Vorbesprechung zum Stadtsenat kurz
darüber berichtet. Ich habe Dich mehrfach
gebeten, dass Du die Stellungnahmen auch
mir zukommen lässt. Ich möchte nochmals
darauf hinweisen, dass Du das möglichst
schnell veranlasst.
Warum ist mir das wichtig? Interessant ist ja
nicht, was andere Städte, die gerade ein Alkoholverbot eingeführt haben, über die Ergebnisse sagen. Die Ergebnisse, die wir
schon haben, nämlich die Verdrängungseffekte, die passieren dort ja erst in Zukunft.