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Jahr: 2021

/ Ausgabe: 2021-06-24-GR-Protokoll.pdf

- S.15

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Die dort angedachte stehende Welle für
Surfer wurde nie umgesetzt. Stellen Sie sich
Stadtwalzen über Kielwasserpeaks und
künstlich erstellte Swells zu pumpenden
Flüssen vor. Hier könnte die coolste Welle
entstehen, die man surfen kann, ohne sich
die Füße sandig zu machen.
Wir gehen weiter und kommen am Kletterzentrum Innsbruck vorbei. Dort, entlang der
Kärntner Straße Richtung Süden, ist ein gelungener Jugendbereich. Wir kommen an
einem kleinen Sportplatz vorbei und ziehen
weiter. Auch hier lässt es sich gut gehen,
spazieren und laufen.
Unterwegs gelangen wir in die Dreiheiligenstraße und können uns dort entscheiden, ob
wir in das Kulturquartier oder in Richtung
des Stadtparkes Rapoldi gehen wollen.
Beim Hallenbad Amraser Straße überqueren wir die Amraser Straße und den
Leipziger Platz, der nach der letzten Umgestaltung zur Betonwüste mit Autobahncharakter geworden ist. Hier können nur noch
einige begrünte Straßenbahnschienen den
Platz retten.
Nun kommen wir zum interessantesten Bereich, den ich gerne als den Wilden Westen
der Fußgänger bezeichne. Dort verschwindet die Sill und man findet sie nicht mehr!
Wo ist sie? Wir sehen den Fluss nicht mehr.
Nun müssen wir uns entscheiden, ob wir
der Rudolfstraße folgen oder ob wir beim
Frachtenbahnhof in einer Sackgasse landen.
Der trostlose Raum auf der Rückseite des
Bahnhofes besticht schon fast mit seinem
Industriestadtcharme. Dort spürt man die Eisenbahn des 19. Jahrhunderts und es riecht
nach Rost und Asphalt. Es ist ein Idyll eines
Industriegebietes.
Ja, über den Frachtenbahnhof redet in der
Stadt Innsbruck niemand mehr. Vor 20 Jahren hat es einen Wettbewerb gegeben,
doch heute ist es kein Thema mehr. In dieser Stadt redet man über alle möglichen
Grünflächen, die man noch verbauen
könnte, welche Bäume noch gefällt werden
und welche Sportflächen dem gefräßigen
Wohnbau geopfert werden könnten.
Jedes Feld und jede Wiese wecken die Begehrlichkeiten dieser Stadtplanung. Kein
Grüngürtel und keine grüne Schneise, die
über Jahre hinweg städtebaulicher Konsens
GR-Sitzung 24.06.2021

waren, bleiben unbebaut, aber über den
Frachtenbahnhof denkt niemand nach!
Der Masterplan Gehen ist unabdingbar mit
dem Masterplan Bauen verbunden. Das
Bauen schafft die Räume, durch die wir gehen. Räume, in denen wir uns aufhalten und
uns sicher fühlen. Wir gehen lieber zu Fuß
in solche Räume, als mit dem Auto zu fahren.
Warum fahren die Menschen mit dem Auto
zum Kino? Bei Tageslicht gehe ich noch
gerne zu Fuß, aber in der Nacht müsste ich
vom Kino entlang den Viaduktbögen nach
Hause gehen. Die Sicherheit spielt für das
Zu-Fuß-Gehen eine große Rolle!
Die Gestaltung und Verbauung des Frachtenbahnhofes wird über die Qualität dieses
Raumes entscheiden. Die Wiederbelebung
der Sill könnte einerseits einer Renaturierung zugeführt werden und anderseits begangen werden, wie im Bereich Pradler
Saggen. Es könnte ein Sillufer mit neuer
Sillpromenade, Plätzen und Grünanlagen
geben.
Die Chance des St. Bartlmä-Areals hat bereits Arch. DI Prachensky erkannt, aber er
hat es immer im städtebaulichen Kontext
gesehen. Das bedeutet, das Areal um den
Frachtenbahnhof wurde mitbedacht! Sieht
man es nicht so, wird es ein isolierter Bereich!
Die Zusammenhänge in dieser Stadt sind
wichtig. Sie haben Einfluss auf die Qualität
des Gehens und abhängig davon entscheide ich mich, ob das Auto benutzt wird,
oder ob ich doch zu Fuß gehe. Die Ziele
müssen gut erreichbar sein!
Ich komme zurück auf unseren Spaziergang. Von unserem letzten Standpunkt ausgehend, erreichen wir die Sillschlucht. Momentan befinden sich dort Baustellen, aber
es wird eines Tages ein schönes Tor in ein
Naherholungsgebiet. Hier endet unser Spaziergang. Wir können dort verweilen, oder
zurück zur Innpromenade joggen bzw. gehen.
Gehen hat mit Freiheit zu tun. Herr Bürgermeister, lassen Sie niemals wieder zu, dass
unsere Freiheit in der Stadt Innsbruck eingeschränkt wird! Wir wollen uns bewegen!
Wir wollen gehen! Diese Stadt muss so ge-