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Jahr: 2021

/ Ausgabe: 2021-07-15-GR-Protokoll.pdf

- S.14

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war wie vorher. Dinge, die ich nie als Problem wahrnahm, wie zum Beispiel Gehsteigkanten, Türen oder Ähnliches, wurden plötzlich unüberwindbare Hürden.
Im Großen und Ganzen ist die Barrierefreiheit in der Innenstadt nicht so schlecht. Hier
ist es im Vergleich zu anderen europäischen Städten angenehmer, jedoch gibt es
noch Luft nach oben. Anzumerken ist, diese
Beschreibung trifft nur auf die Innenstadt
Innsbrucks zu! Sobald man sich etwas abseits der touristischen Plätze begibt, sieht
die Sache schon trister aus.
Da findet man Gehsteige, die mehr einem
Patchwork-Teppich als einer schön asphaltierten Fläche gleichen, oder Auf- und Abfahrten, die oftmals so steil sind, dass ein
Rollstuhlfahrer ohne Hilfe chancenlos dieser
Hürde gegenübersteht. Gott sei Dank lebe
ich hier, denn die Bevölkerung der Stadt Innsbruck ist ausgesprochen rücksichtsvoll
und hilfsbereit. Auch Blinde und sehbehinderte Menschen haben es in der Innenstadt
leichter. Hier sind überall die gefrästen Linien, die neuerdings weiß umrandet sind
und sicherlich eine große Hilfe für diese
Gruppe darstellen.
Ampeln mit akustischem Signal sind für unsere sehbehinderten Mitmenschen auch
sehr hilfreich. Leider finde ich diese viel zu
selten in der Landeshauptstadt. Das ist sehr
bedauerlich und muss geändert werden.
Für uns geheingeschränkte Menschen ist es
nicht immer möglich spontan ein öffentliches Verkehrsmittel zu benützen. Für die
meisten Züge muss ich mich Tage zuvor
anmelden, denn eine Einstiegshilfe ist erst
nach vorheriger Bestellung vorhanden. An
und für sich ist diese Möglichkeit eine super
Sache, nur eben nicht für spontane Ausflüge oder Reisen.
Auch Straßenbahnen und Busse können wir
nicht ohne Vorbereitung nützen, da die Ticketautomaten allesamt zu hoch für uns
sind. Also stehen uns nur Taxis, deren Fahrer meistens nicht besonders erfreut über
Personen mit Rollstuhl sind, oder ein eigenes Auto für solche Fahrten zur Verfügung.
In der Stadt gibt es dank der grünen Verkehrspolitik immer weniger Parkplätze. Die
von StRin Mag.a Schwarzl getätigte Aussage, wir sollen dann vermehrt die Tiefgaragen benützen, ist in zweierlei Hinsicht nicht
GR-Sitzung 15.07.2021

so einfach umzusetzen. Erstens, und das ist
der wichtigste Punkt, ist das in finanzieller
Hinsicht oft nicht möglich.
Zweitens: Viele gehbehinderte Menschen
haben in Tiefgaragen ein beklemmendes
und ungutes Gefühl, denn sollte es zu
einem Brand oder Ähnlichem kommen,
funktionieren die Lifte nicht mehr. Und allein
das Wissen über diese Tatsache genügt,
um uns von solchen Fallen fernzuhalten.
Aber die Parkplatznot betrifft nicht nur uns
selbst. Auch unsere Assistenten und unsere
Pfleger haben immer häufiger Probleme, einen Stellplatz zu finden. Nicht nur die Parkplatznot ist ein Thema. Ganz prekär wird es
allerorts für Blinde und gehbehinderte Menschen im Winter, wenn tagelang auf Gehsteigen keine Schneeräumung stattfindet.
Aber nicht nur im Winter werden uns oft
sprichwörtliche Knüppel vor die Beine bzw.
Räder geworfen. Ich spreche von vielen
Dingen, die uns die Wege versperren wie
z. B. Mülleimer, Fahrräder, Elektroroller
oder Sperrmüll. Denn so hilfsbereit die Bürger der Stadt Innsbruck mit spontaner Hilfe
sind, so gedankenverloren sind sie oft mit
dem Verstellen der Gehsteige.
Hier wäre eine Aufklärungskampagne eine
sehr gute Lösung. Vielleicht sollte man Kinder bereits im Schulalter über solche Themen aufklären. Um den alten Spruch etwas
umzudichten: Was Hänschen lernt, braucht
der Hans nimmer lernen.
Bis es jedoch so weit ist, appelliere ich an
alle Zuseher an den Bildschirmen: Bitte
denken Sie an uns! Stellen Sie uns nichts in
den Weg. Uns fällt es viel schwerer, Hindernisse wegzuräumen als Ihnen. Allerorts wird
von politischer Seite betont, man wolle die
Stadt barrierefrei gestalten. Anscheinend
trifft es nur auf die Errichtung neuer Gebäude zu und selbst dort nicht immer!
Die Adaptierung anderer Sachlagen dauert
oft sehr lange. Im alten Rathaus der Stadt
Innsbruck gibt es zum Beispiel immer noch
keine einzige rollstuhlgerechte Toilette.
Ich erinnere auch an die Eingangstüre zum
Rathaus in der Maria-Theresien-Straße.
Hier gab es letztendlich doch ein Happy
End. Vielen Dank von meiner Seite aus an
die zuständigen Stellen.