Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2021
/ Ausgabe: 2021-07-15-GR-Protokoll.pdf
- S.15
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Zu diesem Happy End kommt es jedoch
nicht immer. Stichwort: Wohnheim am
Tivoli. Hier werden die Zuständigkeiten zwischen den Stellen hin und her geschoben,
doch geschehen ist bis dato nichts. Niemand fühlt sich zuständig! Leider ist es kein
Einzelfall. So etwas darf es in der Stadt
Innsbruck einfach nicht geben.
Ich hatte eingangs die Innenstadt gelobt.
Das muss ich jedoch wieder etwas relativieren. Das Areal rund um die Markthalle ist für
uns katastrophal. Es gibt nur zwei Parkplätze für Menschen wie mich. Einer ist hinter Fahrrädern versteckt, der andere auf der
für uns ungünstigen Rückseite. Der Eingang
auf dieser Seite hat für Rollstuhlfahrer unüberwindbare Stufen.
Auch beim Eingang, der sich auf der Seite
des Inns befindet, wurden die Parkplätze zu
Gunsten von Fahrradständern gestrichen.
Man sieht hier wieder die grüne Handschrift
der zuständigen Stadträtin für Mobilität.
Ebenso bei neuen öffentlichen Gebäuden
wie zum Beispiel dem Haus der Musik, ist
ein Eintritt für Rollstuhlfahrer nur mit Hürden
möglich. Der Türöffner ist nicht als solcher
gekennzeichnet. Ein Symbol, damit wir ihn
finden, wurde von den zuständigen Architekten als unästhetisch empfunden. So
sagte man es mir.
Meine Damen und Herren, Sie sehen, oft
muss man den Blickwinkel ändern, um eine
ganz neue Sichtweise auf Dinge zu bekommen, die Ihnen selbstverständlich erschienen sind. Ich hoffe Ihnen diese Sichtweise
ein wenig aufgezeigt zu haben. (Beifall)
(Auf Wunsch der FPÖ werden Wortmeldungen ihrer MandatarInnen nicht mehr gegendert.)
GR Onay: GRin Klaus, vielen Dank für diese
wertvollen Ausführungen. Zuerst komme ich
zu den schönen Aspekten! Im Gemeinderat
der Landeshauptstadt Innsbruck gibt es
einen Konsens in Anbetracht der Notwendigkeit für eine barrierefreie Stadt. Alle Fraktionen von rechts nach links sind sich einig,
dass es Barrierefreiheit braucht. Sogar die
SPÖ ist sich intern einig! In Zeiten wie diesen, hat das schon etwas zu bedeuten.
Die Stadt Innsbruck gehört im Städtevergleich zu jenen, in denen Barrierefreiheit gelebt wird. Zu danken ist das allen voran den
Mitgliedern des Behindertenbeirates der
GR-Sitzung 15.07.2021
Stadt Innsbruck. Diese Menschen leisten
seit 19 Jahren ehrenamtlich Großartiges!
Sie unterstützen die Stadt, Barrierefreiheit
voranzubringen. Herzlichen Dank für jede
gearbeitete Minute!
Heute werden wir noch lange über die Innsbrucker Verkehrsbetriebe und Stubaitalbahn
GmbH (IVB) sprechen. Alle Fahrzeuge der
IVB sind barrierefrei. Die FahrerInnen werden geschult und für diese Thematik sensibilisiert. Es gibt eine gute Zusammenarbeit
mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol. Hinzu kommt, dass der Mobilitätsbeirat Informationen einholt, um rechtzeitig reagieren zu können und so das Angebot zu verbessern. Vielen Dank dafür!
Der Einsatz für die Selbstverständlichkeit
von Barrierefreiheit ist eine ewige Baustelle
und es bedarf einer Sensibilisierung, Einbindung, Achtsamkeit und eines Handelns von
Seiten der Politik. Neben Rollstuhlrampen,
taktilen Leitsystemen, Ampeltastern mit Vibrationen und speziellen Toiletten im öffentlichen Raum umfasst Barrierefreiheit noch
ein weitaus größeres Feld:
Wohnraum, der mit gewöhnlichen Gehältern
bezahlt werden kann! Konsumfreie Zonen!
Racial profiling! Mitbestimmung bei Wahlen
für alle Menschen, die hier leben! Hilfe bei
psychischen Problemen! Es gibt noch viel
mehr, das ich aufzählen könnte.
Natürlich kann nicht alles auf kommunaler
Ebene gelöst werden, was ich gerade angesprochen habe. Trotzdem muss man irgendwo damit beginnen und am besten
startet man vor der eigenen Tür! Die größte
Barriere, die wir in der Stadt und generell
haben, befindet sich in unseren Köpfen.
Diese müssen wir überwinden! Hierfür
braucht es eine ständige Auseinandersetzung mit Problemen und eine ordentliche
Portion Selbstreflexion, sowohl im kommunalpolitischen Alltag als auch im eigenen
Leben.
GR Depaoli: Es ist ein super Thema. Zuerst
komme ich zum Positiven. Hurra, es ist getan! Nach vier Monaten wurden die taktilen
Leitlinien in St. Nikolaus endlich eingerichtet. Es hat vier Monate, drei Videos und
einen Antrag von GERECHT gebraucht,
aber letztendlich wurden sie installiert. Das
sind die positiven Nachrichten.