Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_03_24-GR-Protokoll.pdf
- S.107
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sonst wäre der Antrag in der gestellten
Form einfach von der Tagesordnung verschwunden. Schauen wir, was wir gemeinschaftlich alle letztlich daraus machen können. Für Gespräche sind wir jederzeit bereit. Die Fraktion "Für Innsbruck" (FI) steht
immer für gute Lösungen bei öffentlichen
Räumen, aber möglichst viele Gemeinderatsmitglieder müssen mitgenommen und
mit ihnen gesprochen werden. Problematiken sollten auch anerkannt und nicht nur
"vom Tisch gewischt" werden, denn es sind
verschiedenste Verkehrsmaßnahmen zu sehen.
GR Gleinser: Manchmal ist man ganz überrascht, denn woran man gestern noch geglaubt hat, gehört heute schon der Vergangenheit an. Ich hätte nie geglaubt, dass
Tempo 30 km/h für die Stadt Innsbruck eine
Option ist und ich so eine Maßnahme für
gut empfinden würde. Das kann eine Zukunft für unsere Stadt sein.
Es hat wirklich einen Denkprozess gebraucht, dass ich mich mit dem Thema anfreunden und es zulassen konnte. Ich
glaube, es geht vielen InnsbruckerInnen genauso, denn wir sind einfach anders aufgewachsen und den Verkehr gewöhnt. In meiner Kindheit waren die Autos noch etwas
kleiner und der Drive war langsamer. Es
gab mehr Platz auf der Straße, denn die
großen, schweren Autos, die sich heute
Stoßstange an Stoßstange durch die Stadt
quälen, waren nicht vorhanden. Nicht jede
Kreuzung war mit einer Ampel geregelt und
die Autos krochen nicht von einer Ampel zur
nächsten.
Daher bedanke ich mich für diesen Antrag
der SPÖ. Auch den Innsbrucker Grünen
möchte ich meinen Dank aussprechen. Es
wurde bereits mehrmals diskutiert, dass die
Herangehensweise des einen Antragstellers
cleverer war als jene der anderen. Ich
danke aber beiden, denn dadurch wurde in
mir ein Denkprozess ausgelöst, was sicherlich auch bei vielen InnsbruckerInnen der
Fall sein wird, wenn sie morgen darüber in
der Zeitung lesen oder sich damit befassen.
Ich hoffe, dass die Bevölkerung die Sache
neutral sieht, ohne Ideologien, die ich hier
sehr stark in der Debatte sehe. Wenn ich
Worte wie "wir würden gerne, aber können
nicht", höre, dann bin ich Knecht meiner
GR-Sitzung 24.03.2022
Ideologie und vertrete nicht meine Meinung,
wie ich das gerne tun würde.
Wir haben uns über diesen Antrag Gedanken gemacht und dadurch wurde ein Prozess eingeleitet. Die Frage ist, was ist Innsbruck? Die Stadt ist klein und hat viele
Wohngebiete. Wenn heute damit argumentiert wird, dass durch die Einführung einer
gesamthaften Geschwindigkeitsbeschränkung die Verlagerung des Verkehrs in ein
Wohngebiet stattfindet, frage ich, wo wir in
der Stadt keine Wohngebiete haben.
GR Mayer hat bereits ausgeführt, dass
heute nicht die flächendeckende Umsetzung von Tempo 30 km/h im gesamten
Stadtgebiet beschlossen wird. Es passiert
seit Monaten und Jahren hier im Gemeinderat, dass wir Straßenzug für Straßenzug auf
Tempo 30 km/h umstellen, in allen anderen
Bereichen aber weiterhin 50 km/h gefahren
werden dürfen. Daher gehen wir die Sache
jetzt anders an. Wir haben eine Stadt, in der
Menschen wohnen, daher soll Tempo
30 km/h verordnet werden. In Bereichen,
die es zulassen, kann natürlich Tempo
50 km/h gefahren werden. Das entspricht
auch meinem Umdenken.
Was hat mich dazu bewogen? Ich habe mir
die Frage gestellt, was die Stadt denn so lebenswert macht. Klar, wir haben die Berge
und die grüne Natur. Das ist alles super und
toll, weil man sich in diesen Bereichen die
Beine vertreten kann. Ja, aber Wohnraum
ist bei uns teuer. Jede/r lebt auf kleinem
Raum. Es ist eng, denn wir müssen eine
Flächenverdichtung vornehmen. Anders ist
ein Leben in der Stadt nicht möglich. Wir
brauchen den öffentlichen Raum in der
Stadt als erweiterten Lebensraum für uns
alle. Ohne diesen ist unser Leben in der
Stadt Innsbruck nicht so lebenswert, wie es
sich viele wünschen. Das ist genau der Ansatz.
Wir benötigen in der Stadt eine Aufenthaltsqualität, die wir erreichen, indem die Verkehrsgeschwindigkeit reduziert wird. Sicherheit ist bei uns ein Thema, denn das wurde
heute bereits mehrmals von allen Fraktionen erwähnt. Das Leben auf der Straße ist,
wenn das Auto mit 30 km/h vorbeifährt, sicherer.
Ich höre heute, dass es eine Geräuschentwicklung gibt, wenn man das Auto im vier-