Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022-04-20-GR-Protokoll.pdf
- S.14
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mehr als 30 ganz konkrete Maßnahmen beschrieben, wie wir als Stadt Innsbruck mit
dem Pflegenotstand umgehen können und
was wir erledigen müssen, um die Sicherstellung der Pflege der betreuungsbedürftigen InnsbruckerInnen gewährleisten zu
können.
Ich könnte jetzt darauf verweisen, dass dieser Vorsorgeplan für ältere Menschen der
Stadt Innsbruck unter einem Stadtrat der
SPÖ erstellt wurde und die Umsetzung
heute in erster Linie bei einem Stadtrat der
ÖVP liegt. Ich lasse aber jetzt diese politischen Erstverantwortungen aufgrund der
Ressortzuständigkeiten einmal weg und
möchte die Frage anders formulieren: Wo
stehen wir heute im Jahr 2022, und was
brauchen wir, um die stadtteilbezogene Versorgung, wie sie im Vorsorgeplan steht, gewährleisten zu können?
Ich möchte nicht sagen, dass es in den letzten acht Jahren keine Veränderungen oder
Entwicklungen gegeben hat. Was den
Strukturplan Pflege 2012 bis 2022 des Landes Tirol betrifft, der uns ja auch Vorgaben
macht, was die Pflege in der Stadt anbelangt, haben wir unsere Aufgaben in der
stationären Pflege derzeit erfüllt, viel mehr
aber auch nicht.
Alle anderen Aufgaben, wie die mobilen,
aufsuchenden Dienste, alle teilstationären
Angebote wie die Übergangs-, Teilzeit- oder
Kurzzeitpflege, aber auch die kultursensible
Altenarbeit, sind in der Schublade liegen geblieben. Bisher gab es keine größere Initiative, keinen wesentlichen Schritt in Richtung
Verbesserung dieses jetzt angesprochenen
akuten Personalmangels in der Pflege.
Es wurde schon erwähnt, dass die Pandemie uns nochmals drastisch vor Augen geführt hat, bei diesem Thema ist wirklich
Feuer am Dach.
Was brauchen wir also, damit wir die Pflege
in der Stadt Innsbruck sicherstellen können? Ich denke, wir sind über den Zeitpunkt
hinaus, wo man sagen hätte können, wir arbeiten die Maßnahmen und Vorschläge des
Vorsorgeplanes für ältere Menschen der
Stadt Innsbruck Schritt für Schritt ab. Wir
müssen bei diesem Thema an mehreren
Schrauben gleichzeitig drehen. Angefangen
bei Ideen wie wir mehr Menschen für Pflegeberufe begeistern können.
GR-Sitzung 20.04.2022
Die Tirol Kliniken GmbH, vielleicht haben
Sie es letzte Woche in der Zeitung gelesen,
hat ein Pflegeausbildungsmodell vorgestellt,
mit dem betriebsintern MitarbeiterInnen, die
bisher noch nicht in der Pflege gearbeitet
haben, zu PflegeassistentInnen ausgebildet
werden. Das geschieht bei vollem Gehalt
und gleichzeitig wird der Arbeitsplatz garantiert.
Wenn man den Vorsorgeplan für ältere
Menschen der Stadt Innsbruck liest, steht
auf Seite 67 genau eine solche Maßnahme.
Ich darf zitieren:
"Zukünftig soll ein eigenes Instrument für
BerufsumsteigerInnen geschaffen werden,
mit dem Ziel neben den Ausbildungskosten
Mittel zur Bestreitung des Lebensunterhaltes zur Verfügung zu stellen."
Zu prüfen wäre aus meiner Sicht, ob es beispielsweise für die Innsbrucker Soziale
Dienste GmbH (ISD) ein solches Modell geben könnte, das finanzierbar und sinnvoll
ist.
Ein weiterer Vorschlag aus dem Vorsorgeplan, der mir persönlich sehr gut gefällt, wären Praxiswerkstätten oder auch Schulstationen in Pflegeheimen und anderen Einrichtungen, die sich auf SchülerInnen konzentrieren, um so vielleicht junge Leute für den
Beruf zu gewinnen.
Aber wie gesagt, das sind nur zwei Beispiele aus mehr als 30 Vorschlägen für
Maßnahmen für Pflegeangebote in der
Stadt Innsbruck. Mir ist wichtig, dass dieser
Plan, der nichts an Aktualität eingebüßt hat
und der immer noch eine solide Grundlage
für unsere politischen Entscheidungen in
unserer Stadt ist, aus der Schublade genommen und auf den Tisch gelegt wird.
Wie GR Buchacher gesagt hat - da möchte
ich in dieselbe Kerbe schlagen -, sollten wir
schnellstmöglich einen runden Tisch einberufen. Damit wir die Maßnahmen aus dem
Vorsorgeplan durcharbeiten, evaluieren und
ihn um einem Budget- und Zeitplan ergänzen zu können. Das würden wir dann zu einem Paket schnüren und Bgm.-Stellv. Ing.
Mag. Anzengruber, BSc fürs Land Tirol mitgeben. Dort wird der Strukturplan
Pflege 2012 bis 2022, der dieses Jahr ausläuft, wahrscheinlich fortgeschrieben. Mit
dem Paket kann die Verhandlungsposition
der Stadt Innsbruck dargestellt werden.