Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2023

/ Ausgabe: 2023-07-13-GR-Protokoll.pdf

- S.109

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2023-07-13-GR-Protokoll.pdf
Ausgaben dieses Jahres – 2023
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
- 846 -

Grundstück zu bebauen. Das kann er, weil
es Bauland mit einer Nutzfläche von 3.200
m2 ist.
Jetzt ist aber ein Grundstück mit 5.700 m2
Nutzfläche herausgekommen. Das heißt,
dass unter dem Druck, unter dem die Stadtregierung und der Gemeinderat stand, die
nachvollziehbare Veränderung entstanden
ist und man gegen den Willen der Mag.Abt. III, Stadtplanung, Mobilität und Integration, aus Freiland Bauland gemacht hat.
Man hat das aber mit einer gewissen Nutzflächendichte begrenzt.
Dieses Grundstück wurde also jetzt um
€ 8 Mio. verkauft und der Investor versucht
seither massiv mehr Kubatur bzw. mehr
Nutzfläche unterzubringen. Jetzt ist herausgekommen, dass die Mehrheit des Ausschusses für Stadtentwicklung, Wohnbau
und Projekte sich dafür ausgesprochen hat,
dass die 5.700 m2 in Ordnung sind, wenn
als Gegenwert eine zweigruppige Kinderkrippe und ein kleiner Raum für die Vereine
von St. Nikolaus untergebracht werden.
Liebe Leute, wenn es möglich ist, dass man
von 3.200 m2 auf 5.700 m2 gehen kann und
der Mehrwert, den die Allgemeinheit bekommt, gerade einmal 280 m2 für eine Kinderkrippe beträgt, verlassen wir den langjährigen Konsens, dass, wenn ein/e BauwerberIn einen Mehrwert bekommt, man alles tut, dass dieser Mehrwert zwischen
der/dem BauwerberIn und der öffentlichen
Hand geteilt wird.
Erschwerend kommt dazu, dass dieses
Grundstück eigentlich überhaupt nicht bebaut werden sollte. Es wurde nur zu Bauland, weil man unter Druck war, um die
Hungerburgbahn bauen zu können. Dieser
erste "Sündenfall" war noch nachvollziehbar. Man wollte die neue Hungerburgbahn
bauen, war aber auf die Zustimmung dieses
Grundeigentümers angewiesen.
Nun scheint es so, dass eine Mehrheit, zumindest im Ausschuss für Stadtentwicklung,
Wohnbau und Projekte, gesagt hat, dass es
ihnen egal ist und sie das diesem Bauwerber ermöglich wollen. Das Grundstück ist
ein absolutes Filetstück in unserer Stadt. Es
liegt südseitig, davor fließt der wunderschöne grüne Inn, man hat Blick auf die
durchaus architektonisch ansprechende
Brücke der Hungerburgbahn, man sieht auf
GR-Sitzung 13.07.2023

den Hofgarten, man sieht auf den Villensaggen, man sieht den Patscherkofel, die Serles und den Glungezer. Es ist einfach die
beste Lage, die man sich überhaupt vorstellen kann.
Was glaubt Ihr, welche Wohnungspreise da
herauskommen? Die sind astronomisch
hoch. Der Bauwerber verdient viel Geld und
versiegelt dabei so gut wie den ganzen
Hang. Das Rendering, das sehr grün aussieht, sind dargestellte Büsche, die aus den
Pflanztrögen wachsen. Der Hang selbst,
das geht statisch gar nicht anders, muss
fast voll versiegelt werden, sonst geht sich
das nicht aus, weil die Wohnungen dort
oben sonst nicht stehen bleiben. Man muss
von unten ausgehend den ganzen Hang bebauen, um die Wohnungen oben überhaupt
möglich zu machen.
Mittendrin, als Behübschung und angeblicher Mehrwert, steht diese kleine alte Villa.
Ich finde, das passt nicht zusammen, aber
da gibt es unterschiedliche Meinungen.
Manche sagen, dass diese Villa, auch wenn
sie in so einem Umfeld steht, erhalten bleiben muss. Der entscheidende Punkt ist
aber, was wir der/dem nächsten BauwerberIn sagen, wenn diese/r kommt und mehr
Fläche und Kubatur möchte? Sagen wir
der/dem, weil sie/er so nett ist und uns auf
ein Glasl eingeladen hat, geben wir ihr/ihm
jetzt astronomisch mehr?
Wir verlieren jede Glaubwürdigkeit. Das ist
das Problem! Das ist jetzt ein Grundstück,
aber was ist mit den vielen Projekten, die
folgen? Jede/r BauwerberIn kann jetzt sagen, wenn die eine Firma so behandelt wird,
will sie/er auch so behandelt werden. Wir
verlieren sehr viel Gestaltungsmöglichkeit
im Sinne der Allgemeinheit und im Sinne
des leistbaren Wohnens.
Die Leerstandserhebung hat ergeben, dass
wir im privaten Wohnbau, also dort, wo Investoren Wohnungen bauen, einen klar höheren Leerstand haben, als dort, wo wir
kommunalen Wohnbau haben. Der ist sehr
niedrig und nur dort ein wenig höher, wo wir
Projekte haben, wie die Südtiroler Siedlungen, weil wir zuerst absiedeln müssen, damit wir diese Projekte weiterentwickeln können.
Meine große Sorge ist also, dass dort sehr,
sehr teure InvestorInnenwohnungen entstehen. Wir bauen also für die Superreichen.