Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023-11-09-GR-Protokoll.pdf
- S.24
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gerne länger als zwei Minuten auf? Wo seid
Ihr unterwegs, ohne dass Ihr etwas zu erledigen habt? Gibt es diese Räume in der
Stadt?
Die/der eine oder andere wird vielleicht einen finden, aber viele können keinen Raum
nennen, an dem sie sich in der Stadt länger
aufhalten, nur um andere Menschen zu treffen. Das Grundwesen von Städten ist, dass
Menschen dort hingehen, um andere Menschen zu treffen. Städte sind soziale Orte.
Das-Zur-Verfügung-Stellen von öffentlichem
Raum bzw. Freiräumen, an denen sich
Menschen aufhalten, begegnen und miteinander sprechen können, damit Innovation
entsteht und neue Ideen, ist in der Stadt
Innsbruck in den letzten Jahren stark reduziert worden. Aus meiner Sicht deswegen,
weil es andere Prioritäten gab.
Die Verdrängung von diversen Gruppen aus
dem öffentlichen Raum schreitet schnell voran. Da geht es nicht nur um Junge, sondern auch um andere Gruppen, die dort keinen Platz haben. Wo dürfen denn Junge
noch jung sein? Wo dürfen Kinder noch laut
sein? Wo sind Kinder willkommen? Wo haben Familien ihre Plätze in der Stadt?
Ein Thema liegt mir sehr am Herzen und
dazu werde ich heute noch einen Antrag
einbringen: Where are the girls? Wo sind
die Mädchen in den öffentlichen Räumen?
Aus diversen Studien wissen wir, dass Mädchen ab dem achten Lebensjahr zum Großteil aus dem öffentlichen Raum verschwinden. Alles, was wir an Sportflächen, Spielplätzen und Freizeiträumlichkeiten schaffen,
wird größtenteils von Burschen genutzt,
nämlich bis zu 88 %.
Das ist ein Thema, mit dem wir uns in Zukunft noch stärker auseinandersetzen müssen. Wie können wir Räume für jugendliche
Mädchen schaffen, die andere Bedürfnisse
haben als Burschen? Der Antrag, den wir
heute einbringen, setzt sich mit diesem
Thema auseinander und fordert eine gendergerechte und gendersensible Planung
von Freizeit- und Sportplätzen.
Wie urban ist die Stadt Innsbruck? Urbanität
hat mit Lebendigkeit zu tun. Wir haben in
Innsbruck eine gewisse Leblosigkeit an vielen Plätzen erreicht. Das ist nicht die Stadt,
die ich gerne hätte und wahrscheinlich noch
viele andere, sonst hätten nicht
GR-Sitzung 09.11.2023
10.000 Menschen unsere Petition unterzeichnet.
Es geht darum, lebendige Orte zu schaffen,
damit die Stadt lebendig bleibt. Das hat mit
Freiheit und Gerechtigkeit zu tun. Wie gerecht ist der Raum verteilt und wie frei können sich Menschen darin bewegen?
Zum sehr wichtigen Thema Sicherheit wissen wir aus anderen Städten und vielen Sozialforschungen, dass nur eine lebendige
Stadt eine sichere Stadt ist. Dort, wo Leben
herrscht, halten sich andere Menschen
gerne auf und fühlen sich automatisch sicherer. Wir können noch so viele Lampen
aufhängen, wenn nichts los ist, wird nichts
passieren.
Das ist etwas, was besonders für junge
Mädchen ein schwieriges Thema ist. Wo
kann ich mich aufhalten, wo fühle ich mich
sicher und wo habe ich andere Mädchen,
die mit mir dort sind und mit denen ich mich
treffen kann?
Natürlich können wir ungenutzte Räume dafür verwenden und nutzen, wie von StRin
Mag.a Mayr angesprochen. Die Mag.Abt. III, Stadtplanung, Mobilität und Integration, nennt diese Räume "Unorte". Ein Unort
ist ein Ort, der nicht gestaltet ist. Wie können wir diese Unorte zu lebendigen Orten
gestalten?
Das sind Themen, um die wir alle uns notwendigerweise kümmern müssen, damit die
Stadt wieder zu einem sozialen Begegnungsort wird und wieder das ist, was eine
Stadt ausmacht - Begegnungsräume, Freiräume und ein Ort, wo Menschen andere
Menschen treffen können.
GRin Ringler, BA: Wenn es um den öffentlichen Raum geht und Diskussionen darüber,
ist für uns die Aufenthalts- und Lebensqualität in unserer Stadt für alle Generationen
sehr zentral. Nach der Rede von GRin
Mag.a Seidl natürlich auch für alle Geschlechter. Das funktioniert nur mit gegenseitigem Respekt und Verständnis.
Hier möchte ich auf die Wortmeldung der
FPÖ eingehen. Wir profitieren sehr von der
Buntheit der Stadt und haben sehr viele Kulturen hier. Das ist wertvoll und führt zu der
Lebendigkeit in unserer Stadt. Das macht
uns jung, modern und weltoffen. Gerade im
Sommer merkt man, wenn viele StudentInnen nicht da sind, dass diese fehlen.