Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023-11-09-GR-Protokoll.pdf
- S.25
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Es ist verständlich, dass junge Leute gemeinsam Spaß haben, lachen, spielen und
laut sind. Das hört man. Es ist aber auch
verständlich, dass Menschen ein Bedürfnis
nach Ruhe haben, vor allem in ihren eigenen vier Wänden. Das sind Rahmenbedingungen, die man vereinbar machen muss,
soweit das in einer Stadt möglich ist.
Die Frage lautet für mich deshalb nicht, wie
der Raum aufgeteilt wird, sondern vor allem,
von wem er aufgeteilt wird. Ich bin nämlich
der Meinung, dass wir als Stadt gestalten
können. Wie werden Sitzmöglichkeiten zur
Verfügung gestellt? Wie schaut es mit der
Begrünung aus? Wo kann man Verkehrsberuhigungen einführen, damit sich Familien
besser aufhalten können? Was aber daraus
gemacht wird, ob und vor allem wie lange
das funktioniert, hängt stark davon ab, wie
das von uns allen genutzt wird.
Ich finde schade und das ist typisch österreichisch, dass durch Einzelne, z. B. durch
den Vandalenakt am Sonnendeck, viele die
Konsequenzen zu spüren bekommen und
es gute Angebote erst einmal nicht mehr
gibt. Bei der späteren Diskussion dazu hoffe
ich sehr, dass es dahingehend noch eine
Verbesserung der Sitzmöglichkeiten gibt.
Entlang der gesamten Innpromenade sollte
überhaupt mehr Aufenthaltsqualität bzw.
mehr Sitzmöglichkeit geschaffen werden.
Wenn bei uns in Österreich die NachbarInnen Musik spielen, zeigen wir sie an. Auch
das ist typisch österreichisch. Das ist sehr
oft so. Solange um fünf nach zehn Uhr die
Mobile Überwachungsgruppe (MÜG) gerufen wird, wenn irgendwo gefeiert wird, brauchen wir nicht anfangen zu diskutieren, wo
wir Räume in der Stadt finden, sondern wie
man dafür Verständnis schaffen kann, dass
diese länger überleben können.
Es ist kein Wunder, dass Lokale geschlossen werden oder Raves in der Sillschlucht
stattfinden. Auch für lautere Aktivitäten oder
Partys wünsche ich mir, dass mehr Raum
zur Verfügung gestellt wird und Alternativen
angeboten werden können. Das Kernthema
Erreichbarkeit und Sicherheit muss dabei
eine Rolle spielen und muss gelöst werden.
Ich habe noch keine Lösung gefunden, egal
wie viel ich mich damit befasse. Die einzigen Vorschläge von denen, die ich bis jetzt
gehört habe, sind mit absurd hohen Kaufpreisen verbunden. So etwas ist keine
GR-Sitzung 09.11.2023
kleine Formalität, an der es scheitert, sondern etwas Grundlegendes. Wir sind für alle
da und arbeiten mit Steuergeld.
Wir werden kreativer denken müssen. Wir
könnten auch noch viel mehr mit den Umlandgemeinden zusammenarbeiten. Rund
um Innsbruck gibt es sehr viele andere Gemeinden, aus denen Menschen zu uns zum
Feiern kommen, und wir zum Teil auch zu
ihnen. Da gibt es Flächen, wo gerade die
Lärmthematik nicht so zentral ist. Man wird
sich überlegen müssen, ob jedes Festival,
jede Freilandaktivität und jede Partyzone
unbedingt immer im Stadtgebiet sein muss.
Ist das die Lösung, die wir alle wollen?
Feiern und Party ist sehr wichtig für junge
Menschen. Ich selbst bin nicht unbedingt
die Expertin dafür, da ich nie sehr viel ausgegangen bin und eher in der Fraktion Spieleabend beheimatet bin. Umso dankbarer
bin ich, dass wir mit dem Jugendbeirat ExpertInnen haben, die es wirklich betrifft.
Die Bedeutung der Stadtjugendzentren darf
nicht unterschätzt werden, und bei der wichtigen Jugendarbeit möchte ich mich bedanken. Da wird immerhin gehört und gewusst,
was junge Menschen brauchen, und deshalb sind sie sehr starke VertreterInnen.
Ich finde es schade, wenn die Jugend nur
auf das Thema Trinken und Ausgehen reduziert wird. Das mag wichtig sein, aber es
gibt auch andere Themen. Innsbruck ist gerade deshalb sehr attraktiv, weil wir auch
andere Freizeitmöglichkeiten bieten. Wir haben wunderbare Naturräume um uns
herum, wie den Patscherkofel und die Nordkette. Das sind alles konsumfreie Zonen, an
denen man sich aufhalten, mit FreundInnen
spazieren, wandern, picknicken und natürlich auch die Almen nutzen kann.
Es gibt sehr viele Sportmöglichkeiten in der
Stadt. Nicht umsonst platzt das Kletterzentrum aus allen Nähten. Es gibt mehrere Kinos, die Stadtbibliothek als konsumfreien
Raum, Einkaufszentren, Schwimmbäder
und ein sehr großes Kulturprogramm. Für
eine Stadt in einer Größe von Innsbruck haben wir auch sehr viele Festivals für junge
Menschen. Darauf können wir stolz sein
und das darf man erwähnen.
Innsbruck wird nicht immer provinzieller, wie
oft kritisiert wird. Wie eine Stadt gestaltet
wird, hängt an uns allen. Man muss darüber