Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024-11-14-GR-Kurzprotokoll_geschwaerzt.pdf
- S.98
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Im Weinviertier
Dirndltunnel
Die Schlossgärten
von Mühlbach
OASE
~-)?:-
DERWOCHE~
Johanna Ruzicka
eim Spazierengehen durch die
idyllischen Schlossgärten von
Mühlbach sticht ein kleines
Hinweisschild ins Auge: Dimdlweg.
Dirndln, das sind im Frühjahr gelb
blühende Sträucher, die im Herbst
kleine rote Früchte, die Dirndln, tragen. Aus diesen kann man Säfte
oder Marmelade machen. Diese
Kornelkirschen, die wie Hagebutten aussehen, kennt man vor allem
aus dem Pielachtal im Alpenvorland. Hier aber sind wir im Weinviertel, beim Manhartsberg.
Der Dirndlweg von Mühlbach ist
eigentlich ein Tunnel. Ohne zu
übertreiben, ist der Weg wunderhübsch - und das zu jeder Jahreszeit. Er liegt südlich vom Schlosspark, parallel zum Gschinzbach. Die
Sträucher wurden entlang einer
sonnigen Hangkante eng nebenei-
B
In Frankfurt wurden
bei der Tram-EM die
besten Straßenbahner
gekürt. 26 Städte aus
22 Ländern waren
dabei. Darunter auch
Wien als Titelver·
teidiger. Mehrere
Tausend Menschen
wollten sehen, wie mit
Straßenbahnen
Billard-Stöße und
punktgenaue Stopps
ausgeführt werden.
i=otos: Joachim St orch
Sträucher der Kornelkirsche
bilden einen dichten Tunnel.
I> Fortsetzung von Seite L 1
Das kann schon was bringen. Das Team aus
Krakau wird zum Beispiel am Ende des Tages
den dritten Platz bei dieser EM errungen haben. Dort fährt man typengleiche Flexity-Modelle. Es kann aber auch nichts bringen. Das
Team aus Frankfurt wird am Ende des Tages
nur auf Platz 16 gelandet sein. Weil: Nebst Geschick braucht es eine Portion Glück, wenn
man mit den 40 Tonnen schweren, öffentlichen Verkehrsmittel den 170 Meter langen Parcours absolviert. Es ist, mit umgekehrten Vorzeichen, wie im richtigen Leben. Manchmal erwischt man die Bim, manchmal nicht.
Läuft wie auf Schienen
So oder so. Die Straßenbahn EM entwickelt
schnell einen Sog, dem man sich nur schwer
entziehen kann. Auch weil man merkt, dass
die europäischen Tram-Fahrerinnen mit gut
gelauntem Ernst an die Sache rangehen.
Mehrere Tausend Menschen tummeln sich
schon am späten Vormittag entlang der Wettkampfstrecke und vor den Videowänden.
Selbstverständlich gibt es auch einen LiveStream. Bis zu 90.000 sollen die Veranstaltung
welt- und europaweit verfolgen. Es könnten
aber auch nur 40 bis 50.000 sein, heißt es von
der Bühne. Nix Genaues weiß man nicht.
Was man weiß, ist, dass der gutgelaunte
Ernst beim Publikum ankommt. Vor dem Mer·
chandising-Stand der VGF - es gibt T-Shirts,
Häferln und Straßenbahnen aus Holz - bildet
sich eine beachtliche Menschentraube. Detto
vorm Glücksrad, wo - warum auch immer - als
Hauptgewinn ein Plüscherdmännchen winkt.
Mischt man sich unters Fahrerlager, das im
sogenannten Wolkenfoyer, im ersten Stock
der Oper Frankfurt, untergebracht ist, spürt
man den freundschaftlichen Respekt, mit
dem sich die Teams begegnen. Und manchmal
sind die Delegationen der Verkehrsbetriebe
auch Schlachtenbummler in Personalunion.
,,No Scotland, no party!" skandieren die Vertreterinnen aus Edinburgh und sorgen schon
weit vor der finalen Entscheidung am Nachmittag für ein mordsmäßiges Tamtam im
Wolkenfoyer.
Die Abordnung der Wiener Linien verfolgt
das Treiben ein bisschen genauer. Denn im
nächsten Jahr wird die Veranstaltung in Wien
abgehalten. ,,Allerdings nicht als Europameisterschaft, sondern als Weltmeisterschaft",
wie Christian Ludwig, weder verwandt noch
verschwägert mit dem Wiener Bürgermeister,
erklärt. Der Rathausplatz soll Ort des Geschehens sein. Man steckt bereits in Vorbereitungen. Es ist denkbar, dass Johann Strauß in
irgendeiner Form gefeaturt wird. Er feiert
nächstes Jahr seinen 200. Geburtstag.
Bimmeln im Dreivierteltakt? Auf eins, zwei,
drei die Türen schließen? Ein Wettrennen mit
einem Fiaker? Mannigfaltiges schießt einem
durch den Kopf. Zum Glück unterbricht Ludwig den Gedankenstrom und erzählt, dass
Wien 2015 schon einmal Austragungsort der
Europameisterschaften war. Damals wurde in
Simmering, in den Hauptwerkstätten der Wiener Linien, das beste Straßenbahnteam des
Kontinents gekürt. Zehn Jahre danach kann
man sicher sein, dass die Sache jedenfalls für
ein größeres mediales Echo sorgen wird. Interesse an der Weltmeisterschaft wurde bereits
aus Übersee und Asien bekundet.
Nach dem ersten Durchgang liegen die Wiener Titelverteidiger auf dem siebenten Platz.
Markus Chencinsky holte 1450 Punkte. Halb-
In Wien werden die
Straßenbahner auf
dem Rathausplatz
um den Weltmeistertitel rittern - sehr
wahrscheinlich sogar
zu Walzerklängen
von Strauß.
zeiteuropameister ist das Team aus Brüssel,
vor den Kollegen aus Budapest und Krakau.
In der Pause vor dem zweiten Durchgang
singt auf der Hauptbühne dann ein Kinderchor der Oper Frankfurt. Ein guter Grund, die
Umgebung zu erkunden. Spaziert man beim
Denkmal Friedrich Schillers vorbei, das
durchaus stattlich, aber nicht so monumental
wie jenes von Goethe ein paar Straßen weiter
ist (Heimvorteil), kann es einen zufällig zu
einer Art Gegenveranstaltung zur bodenständigen Bim-EM verschlagen.
WM 2025 in Wien
Die Deutsche Bundesbank lädt nämlich zum
Tag der offenen Tür ein. Man hat riesige EuroMünzen und Euro-Geldscheine auf den Asphalt
geklebt - zum Tempelhüpfen für Kinder. Erwachsene dürfen sich indes bei einem Währungsquiz vergnügen. Dem oder der Siegerin
winkt eine streng limitiere Elf-Euro-Münze.
Ein Moderator, vermutlich abgestellt von der
PR-Abteilung, erklärt Begriffe wie Gierflation,
Shrinkflation und Drinkflation und erzählt alte
Konzernschnurren. Zum Beispiel, dass beim
großen Hochwasser 1997 die Bankangestellten
in Frankfurt an der Oder mit dem Boot in die
Arbeit gefahren sind. ,,Wir arbeiten gerne hier.
Und damit Sie nicht zu viel zahlen müssen. Wir
machen die Wahrung stabil."
Unweigerlich kommen einen die Straßen·
bahnfahrerinnen auf dem Willi-Brandt-Platz in
den Sinn - sie sorgen auch dafür, dass die Leute in die Arbeit kommen, und küren nun im
zweiten Durchgang die besten ihrer Zunft. Zu
großen Überraschungen kommt es nicht mehr.
Zumindest auf den vorderen Plätzen. Budapest
konnte aufholen und gewinnt. Brüssel darf
sich mit der besten Einzelleistung trösten.
Und die Wiener? Julia-Melanie Parzer
macht noch einen Platz gut, und man wird solider Sechster. Bei der Siegerehrung ist das
Team trotzdem dabei. Dem Wiener-LinienDuo wird nämlich die Veranstaltungsstaffel
übergeben. ,,Die nächste Europameisterschaft
findet in Wien statt", verlautbarte der Mo·
derator. .,Es wird eine Weltmeisterschaft", erklärt ihm Parzer. Bim. Oida!
Foto: Thoma s Ruzicka
nander angepflanzt. Im Laufe der
Zeit bogen sich die Dirndlstauden
immer mehr Richtung Süden, zur
Sonne hin. Kundige Gärtner schnitten daraufhin den Bewuchs_auf der
Nordseite zurück, sodass im Laufe
der Zeit ein Tunnel aus Zweigen und
Blättern entstand, der den Weg
dicht überwölbt. Die Äste des Hartriegelgewächses hängen tief, müssen oft mit Stäben abgestützt werden. Beim Durchwandern muss
man immer wieder den Kopf einziehen.
Diese interessante Natursehenswürdigkeit datiert zurück bis ins
Jahr 1800. Damals wurde der Weg
aus den Stauden der Kornelkirsche
erstmals angelegt, gleichzeitig mit
dem englischen Landschaftsgarten
von Schloss Mühlbach. Dies wird in
einer kleinen Orangerie dokumentiert, an der man vorbeikommt_,
wenn man zum südlichen Ausgang
des barocken Ziergartens geht, um
zum Dirndlweg zu gelangen.
Die Familien der Grafen Engl von
Wagrain waren die Initiatoren dieser nahezu unbekannten Naturschönheit, die im Jahr 2003 revitalisiert wurde. Der Dirndlweg gehört
damit zur Gartenlandschaft Mühlbach, bestehend aus barockem Zier.garten mit Orangerie und englischem Landschaftspark mit Teich.
Zusammen mit dem Schloss wird
das Ensemble vor allem als Hochzeitslocation genutzt. Da gehen die
meisten aber nicht zu dem doch abseits liegenden Steg. Die Früchte des
Weges werden nicht weiterverarbeitet, weil ihre Ernte ziemlich
mühsam ist und es im weitläufigen
Gelände genügend andere Dirndlsträucher gibt.
K www.schlossmuehlbach.at