Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2009
/ Ausgabe: 2009_11-Dezember.pdf
- S.31
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der Stadt Innsbruck leben kann, war
immer noch ein Mehrheitsbeschluss und
dafür braucht es eine Koalition bzw. eine
Mehrheit in diesem Gemeinderat. Die
Innsbrucker Grünen alleine hätten die freie
Kulturszene in dieser Stadt weder retten
noch finanzieren können.
Ich bin stolz auf die Wortmeldung von
StRin Dr.in Pokorny-Reitter, die das
Wesentlichste in dieser Diskussion
zusammenfasst: Acht Vereine bekommen
einen 3-Jahresvertrag im Ausmaß von
zirka € 300.000,--, das sind insgesamt fast
€ 1 Mio. Das ist nicht Nichts, liebe StRin
Mag.a Schwarzl.
Der Kunstraum Innsbruck hätte für das
Jahr 2009 eine Subvention in Höhe von
€ 104.000,-- bekommen. Meiner Meinung
nach müsste man hier auch einmal die
Verhältnismäßigkeit überprüfen, wenn
zum Beispiel das Treibhaus "nur"
€ 90.400,-- bekommt. Der Kunstraum
Innsbruck findet leider - und vielleicht liegt
es auch ein wenig am Konzept - etwas
außerhalb der Öffentlichkeit statt.
Ich finde die Diskussionsweise der
Innsbrucker Grünen nicht gerade förderlich und auch unterhalb ihrer Würde.
GR Weiskopf: Kunst und Kultur sind
Themen, die hier im Gemeinderat alle
bewegen. Manche Mitglieder des Gemeinderates fühlen sich dabei der Kunst
und der Kultur etwas näher und andere
etwas weniger nah. Das ist auch in
Ordnung, da nicht jede/r das gleiche
Verhältnis zu diesen Themen haben muss.
Aber eines erscheint mir doch recht
wichtig und es sollte auch ein allgemeines
Ziel der Kultur sein: Nämlich, dass sie
möglichst wenig ideologisch behaftet ist.
Die Kultur sollte letztendlich ein verbindendes Element sein. Es wurde über
verschiedene Geschmacksrichtungen
gesprochen und das ist auch legitim.
Manche mögen die Musikkapellen und
manche gehen lieber zu hochintellektuellen Lesungen.
Ich gebe offen zu, dass ich kulturell
wahrscheinlich etwas einfach gestrickt bin.
Ich habe mir aber über die Jahre einen
emotiven Zugang zu verschiedensten
Formen der kulturellen Äußerung geschaffen. Dadurch hat man aber auch den
GR-Sitzung 10.12.2009
Zugang zu jenem Element, welches die
Kultur haben sollte: das Vereinente. Daher
wäre es mir wichtig, dass man bei der
Kulturpolitik versucht, das Parteipolitische
in den Hintergrund zu rücken.
Wir sollten uns bemühen, für die Zukunft
ein künstlerisches und kulturelles Leitbild
für die Stadtpolitik gemeinsam mit allen
Fraktionen stärker herauszuarbeiten.
Meiner Meinung nach gibt es hier Defizite
und so ein Kriterienkatalog wäre letztendlich sehr wichtig.
Kunst und Kultur ist etwas so Unglaubliches, das man nicht fassen kann. Ich habe
mich selbst intensiv mit diesen Themen
befasst, da ich sehr viel mit Leuten aus
der Kunst- und Kulturszene zu tun. Die
Messbarkeit der Kunst ist sehr schwer
fassbar.
Ich habe mich darüber früher immer
furchtbar geärgert, als ich noch eine
Filmfirma hatte, die ich dann liquidieren
musste. Das hat mich persönlich auch ein
wenig Geld gekostet. Es war Gott sei
Dank kein Konkurs - ich habe immer
aufgepasst, dass ich es noch "dazappel"
und wenn ich ein paar Jahre lang an die
Bank zurückzahle, geht die Welt auch
nicht unter. Dafür schäme ich mich nicht,
denn ich habe immer versucht, das Ganze
im Bereich des Möglichen zu machen also die Eigenverantwortung nicht aus
dem Auge zu lassen. Das sage ich jetzt
nicht, um mich hier schön hinzustellen,
sondern um anderen, die etwas weniger
Glück hatten bzw. einen anderen Weg
wählten, etwas von ihrer Last zu nehmen.
Wenn wir zu einem Kulturleitbild kommen
wollen, bräuchte es dafür auch einen
Kriterienkatalog. Das Interessante am
Sport im Gegensatz zur Kultur - bei allen
seinen Schwächen wie Doping usw. - ist
die Messbarkeit. Bei der Kultur ist dies
nicht möglich.
Die Kultur läuft ja von selbst - ihr Geschäftsbetrieb allerdings nicht. Jede/r
Künstler/In - egal, ob es eine Institution
wie das Tiroler Landestheater oder ein/e
KabarettistIn im Kulturgasthaus Bierstindl
ist - befindet sich in diesem Spannungsfeld von Kunst und Wirtschaftlichkeit. Das
ist eine große Herausforderung - für den
Einzelnen oft schwierig als für eine große
Institution.