Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2009
/ Ausgabe: 2009_12-Dezember-Budget-Teil2.pdf
- S.40
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Ich hoffe immer noch, dass das der
Gemeinderat irgendwann ändern wird. Der
Hintergrund warum wir das tun, ist letztlich
weniger lösungsorientierter, sondern eher
davon geprägt, dass Sicherheitsdiskussionen politische Kampfdebatten und zu
einem guten Teil für große Fraktionen
wahlentscheidend geworden sind.
GR Mag. Denz: Kurz noch zwei Geschichten aus meiner persönlichen Erfahrung:
Erfahrung 1: Ich bin um 0.30 Uhr in der
Nacht vor dem Computer gesessen, die
Wohnung war dunkel und es ist die
Wohnungstüre aufgegangen: 0.30 Uhr in
der Nacht, 3. Stock, Saggen-Villa ohne
Lift.
(GRin Dr.in Waibel: War die Haustüre
zugesperrt?)
Es ist ein baumlanger südländisch
aussehender Mann vor mir gestanden und
hat Folgendes gesagt: "Bitte, wo Bahnhof?" Er hat sich vorher also genau
überlegt, was er sagen wird, falls er
erwischt wird. Ich habe ihn nicht angezeigt, weil ich genau gewusst habe, dass
mit der Polizei nichts herauskommen wird.
Stellen Sie sich vor, das passiert Ihrer
Mutter, Ihrem Vater oder jemandem, der
Angst hat und vielleicht durch einen
solchen Vorfall einen Herzinfarkt erleidet.
Selbstverständlich sperren wir seit damals
immer die Haustüre zu.
(Bgm.in Zach: War die Haustüre also nicht
zugesperrt?)
Natürlich nicht.
(Bgm.in Zach: Was heißt natürlich nicht.)
Ich wohne im dritten Stock und bin seit
meiner Jugend gewohnt, dass man vor so
etwas keine Angst haben muss.
Ja selbstverständlich, das wird mir nicht
mehr passieren.
Wenn man in unserer Stadt Angst haben
und sich einsperren muss - was im
Endeffekt oft nichts nützt - ist es höchste
Zeit, dass hier etwas unternommen wird.
Das ist kein Horror, sondern das sind
Erfahrungen, die Tausende MitbürgerInnen machen. So kann es nicht weitergehen.
Ich glaube, dass man etwas anderes
machen muss. Es nützt nichts, wenn man
einen Verdrängungswettbewerb von der
einen Gegend in die nächste macht,
sondern es gibt hier nur ein gnadenloses
Durchgreifen ohne jede Toleranz bei
Vergehen aller Art.
Bgm.in Zach: Nach dieser Weihnachtsgeschichte darf ich sagen, dass man das
Zusperren der Wohnungstüre schon
Kindern beibringen sollte, außer, man
befindet sich allein auf einer Insel und
auch dort weiß man nicht, ob ein Affe
kommt.
GR Weiskopf: Ich möchte auf unseren
Standpunkt eingehen. Es ist klar, dass es
eine soziale Bereitschaft, Diskussion und
Fachpersonal gibt - das wir sicherlich
haben -, um den Leuten zu helfen. Dass
es Leute gibt, die Hilfe brauchen, wissen
wir und dafür gibt es Strukturen.
Wir sind eine relativ große Stadt, wo es
verschiedene Leute gibt und nicht jeder
rechtschaffend ist. Daher braucht es
Organe, die sich um diese Situation
kümmern. Man kann nicht immer nur
durch gutes Zureden Leute von gewissen
Dingen abhalten. Das mag banal und
vereinfachend klingen.
Erfahrung 2: Wir beziehen jetzt eine neue
Wohnung, wo die Eingangstüre standardmäßig dreifach verriegelt ist.
Ich werde das Buch, welches GRin
Dr.in Waibel angesprochen hat, gerne
lesen. Sie findet sich gerne damit ab, dass
das "Böse" einfach irgendwo ist, aber wir
versuchen, dagegen punktuell etwas zu
unternehmen. Ich weiß aus ureigener
Erfahrung, wenn mir nicht gewisse
Grenzen gesetzt worden wären, wer weiß,
was ich in meinem Leben alles angestellt
hätte. Nicht nur von den Eltern und
Freunden, sondern auch von einem
Sicherheitsbeamten usw.
(StRin Dr.in Pokorny-Reitter: Aber die Tür
nicht vergessen zuzusperren!)
Ich war auch einmal jung, wir sind durch
die Stadt gegangen und haben etwas
(Bgm.in Zach: Elmar, bitte erzähle im
Gemeinderat keinen solchen "Topfen".)
Wir hatten in früheren Jahren auch nie
solche Probleme gehabt. Die Sicherheitslage hat sich in einer derartigen Art und
Weise verschlechtert, die erschütternd ist.
GR-(Budget-)Sitzung 11.12.2009 (Fortsetzung der am 10.12.2009 vertagten Sitzung)