Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2009
/ Ausgabe: 2009_12-Dezember-Budget-Teil2.pdf
- S.51
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mung. Ich persönlich glaube, dass die
momentane Finanz- und Wirtschaftskrise
ein "Klacks" gegen das ist, welche
Veränderungen und welche Notwendigkeiten darauf zu reagieren, uns bevorstehen.
Österreich macht eine denkbar schlechte
Figur, und Innsbruck in der Mitte im
Herzen der Alpen. Das Wissen, dass
etwas falsch läuft, haben wir. Was alles
verändert werden müsste, wissen wir
zumindest in etwa, auch wenn wir keine
KlimaexpertInnen sind.
Die Frage ist, ob wir eine geeignete
Haltung dazu entwickelt haben und ob wir
bereit sind, mit aller Kraft eine Veränderung anzugehen. Ich denke, dass das
nicht so ist. Je beharrlicher die einen
verlangen und je besserwisserisch - zum
Beispiel die Grünen - auf etwas insistieren,
umso kategorischer müssen die anderen
dagegen sein.
Egal, wie gut untermauert und fundiert
etwas auch sein mag, wie zum Beispiel
die gemeinsame Schule oder Schulintegration, die nachweislich bessere Lernerfolge, höhere Gesundheit und Wohlbefinden bei den SchülerInnen und LehrerInnen erzeugt, haben sich die politischen
Parteien in Österreich eingemauert und
bewegen sich sehr langsam.
Noch ein kurzer Exkurs zur Neuen
Mittelschule: Die Neue Mittelschule ist
wahrscheinlich ein geeigneter erster
Schritt, aber zufrieden sein kann man mit
diesem Schritt nicht. Abgesehen davon,
gibt es außer in Innsbruck, sehr wenig
Neue Mittelschulen in Tirol. Solange die
Allgemeine Höhere Schule (AHS) sich
nicht an dieser gemeinsamen Schule
beteiligt, ist es keine gemeinsame bzw.
inklusive Schule.
Bevor wir das nicht erreicht haben, können
wir mit diesem Zustand nicht zufrieden
sein, weil uns nämlich genau dieses
Segment der SchülerInnen in dieser
gemeinsamen Schule fehlt. Die SchülerInnen müssen hoch motiviert sein und sollen
ein Recht auf individualisierten Unterricht
haben, weil nämlich ihre Talente genauso
gefördert werden sollten.
In der allernächsten Zukunft werden sehr
viele Veränderungen auf uns zukommen.
Wenn wir nichts tun, wird sich viel
verändern, aber wenn wir uns aufraffen
und sehr radikal umsteuern, werden wir
den Menschen viel Veränderung beibringen müssen. Damit bin ich wieder beim
Thema Erziehung, welches ein pädagogisches Thema ist.
Jemanden irgendwo hinziehen, wo er/sie
vielleicht noch nicht hin will. Jeder von uns
BürgerInnen in Innsbruck könnte selbstverständlich auch jetzt ohne politisches
Lenken und Gestalten einiges selbst tun.
Es liegt in der individuellen Entscheidung,
die Raumtemperatur um 1 Grad oder
2 Grad Celsius zu reduzieren, anstatt mit
dem PKW zu fahren auf ein öffentliches
Verkehrsmittel umzusteigen, kein Obst
aus Neuseeland oder Wein aus Südafrika
zu kaufen.
Da das aber offenbar kollektiv nicht von
selbst geht, müssen wir Prozesse in Gang
bringen, ganz abgesehen davon, dass
Vieles von Politik und Wirtschaft verursacht wird und vom Einzelnen nicht
beeinflussbar ist. Die wirkungsvollste
Erziehung ist sowieso jene, mit bestem
Beispiel voranzugehen.
Das erfordert sicher in vielen gerade
kommunalen Entscheidungen Mut und
Rückgrat, weil wir ja alle angreifbar und
sichtbar sind und uns jeweils unmittelbar
rechtfertigen und erklären müssen. Das ist
gerade das Wunderbare, warum ich gerne
Kommunalpolitikerin bin, weil man so den
unmittelbaren Zugang zu den Menschen
hat.
Wir werden in den kommenden Jahren
unter Umständen einige heilige Kühe
schlachten und Entscheidungen treffen
müssen, die in diesem Moment keine
Mehrheit der BürgerInnen hinter sich hat.
In Abwägung, ob wir einen weiteren
Innenhof zubetonieren, obwohl wir wissen,
dass wir keine weiteren versiegelten
Flächen mehr schaffen dürfen, wird unter
Umständen die Stellplatzverordnung
verändert werden müssen. Wir werden
den Menschen in dieser Stadt sagen
müssen, dass für mehr Autos hier kein
Platz ist. Auch damit werden wir umgehen
lernen müssen.
"Aufklären und Erziehen" einerseits und
"Vorangehen in Verantwortung für künftige
Generationen und Vordenken" andererseits. Erziehen heißt übrigens aus dem
GR-(Budget-)Sitzung 11.12.2009 (Fortsetzung der am 10.12.2009 vertagten Sitzung)