Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_06-Juni.pdf
- S.13
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Der Energieträger Luft ist das Problem,
denn das ist eine relativ träge Sache bzw.
eine relativ hochkomplexe technische
Maschine. Der Erfahrungsschatz vom
Projekt "Wohnen am Lohbach", wo
dreihundert Einzelmaschinen laufen, ist
eigentlich die Weiterentwicklung, die wir
aus dem Nutzerverhalten ziehen. Ich bin
nicht der Auffassung, dass sich die Nutzer
ändern müssen, sondern es muss sich die
Technik ändern. Das ist unsere Konsequenz.
StR Mag. Schwarzl: Herzlichen Dank für
diese Präsentation. Ich finde es nämlich
sehr wichtig, dass dieser Passivhausstandard von diesem eher fast esoterischen
Einfamilienhaus wegkommt und zum
Mehrgeschosswohnbau kommt.
Ich wollte ersuchen, mir die Wärmezufuhr
über die Fußbodenheizung und die
Nutzung der Abwärme genauer zu
erklären. Das heißt, dass es überhaupt
keine kontrollierte Wohnraumlüftung mehr
gibt bzw. schon oder nur zur Belüftung
und die Heizung nur über den Fußboden
läuft? Wie wird der Fußboden beheizt?
Wird das über eine Gastherme oder von
der Wärme der Abluft mitgespeist? Wird
das solar erzeugt? Das Abgehen von
diesem Heiz-, Kühl-Entlüftungssystem ist
interessant.
Prof. Dr. Lugger: Ich habe jetzt bewusst
zu Ing. Spiß, welcher der Leiter der
Hausverwaltungen ist, hingeschaut, da er
genau genommen das alles weiß. Ich
erzähle Ihnen jetzt, was mir Ing. Spiß in
den letzten Wochen berichtet hat. Wir
machen es über den Fußboden mit Gas.
Die Energie geht über die normale
Fußbodenheizung, mit der wir ja schon
seit Jahrzehnten genug Erfahrung haben.
Dadurch haben wir natürlich eine gewaltige Wärmedämmung und es ist je nach
Wohnung bzw. Quadratmeter viel weniger
Energie notwendig als wie in einem
vormals gebauten Haus.
Die Luft wird ausgetauscht. Selbstverständlich kann man die Fenster aufmachen. Wenn Wärme abgesaugt wird, wird
Wärme entnommen und die zugeführte
Frischluft wird aus dieser gewonnenen
Wärme ein bisschen aufgeheizt.
Am Lohbach und Mitterweg bzw. überall
dort, wo es Nutzerprobleme gibt, wird die
GR-Sitzung 28.6.2007
Energie über eine wärmere Luft hineingeströmt. Hier hat man das Problem mit dem
starken Luftaustausch bzw. mit allen
Dingen, die ein Sonnensystem zum Inhalt
hat. Wir wechseln komplett die Technik,
die inzwischen sehr fortgeschritten ist.
Beim Projekt am Mitterweg vor mehr als
zehn Jahren waren wir diesbezüglich völlig
allein, denn wir kannten nicht einmal einen
Planer, der das kann. Inzwischen ist hier
die Technik nachgekommen. Ich bin mir
sicher, wenn wir einen Passivhausstandard anstreben, werden das alle Bauträger
in mehreren Jahren schaffen. Wir benötigen natürlich aber Zeit und Erfahrung,
denn sonst erreichen wir Kosten, die sich
niemand mehr leisten kann.
StR Mag. Schwarzl: Und Solarenergie?
Prof. Dr. Klaus Lugger: Solarenergie für
Warmwasser (55 %) ist selbstverständlich.
GR Mag. Mayr: Prof. Dr. Lugger, können
Sie sich erklären, woraus sich der
unterschiedliche Energiebedarf ergibt? Es
gibt ein gewisses Mittelfeld, aber es gibt
auch solche die sehr wenig Energie
brauchen und andere die Spitzenwerte
haben. Hängt das mit der Wohnsituation
zusammen, sind das Familien, welche die
Wohnungen fast nicht benützen oder sind
das große Familien, welche sie sehr stark
benützen? Was ist die Ursache?
Prof. Dr. Lugger: Es gibt manche, die
sitzen im "Ruderleibele" vor dem Fernseher und wollen 25 Grad Celsius Raumtemperatur haben, aber es gibt auch
andere, denen bereits bei 18 Grad Celsius
Raumtemperatur zu heiß ist. Manche sind
Skilehrer am Arlberg und gehen am
15. Dezember nach Lech und kommen am
1. März wieder in ihre Wohnungen.
Das Publikum ist komplett unterschiedlich.
Wir kennen unsere Nutzer und deshalb
war das nicht sehr überraschend, aber es
bietet ein relativ plastisches und stimmiges
Bild, wie unterschiedlich die Nutzung ist.
Es ist auch schwierig, mit einer hohen
neuen Technik Verhalten ändern zu
wollen.
Ich habe mich in den Diskussionen immer
dagegen gewehrt, wenn man gesagt hat,
dass sich der Nutzer anpassen muss. Das
ist alles ein Schwachsinn, denn die
Technik muss sich weiterentwickeln.