Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2011
/ Ausgabe: 01-Jaenner-Sonder.pdf
- S.12
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Tod von Hilde Zach, empfunden, dass sich
das Beziehungsgefüge verdichtet und verstärkt hat.
Diese Beziehungen stellen eine besondere Qualität dar, worauf ich ihrem Auftrag
entsprechend bei der Abschiedsfeier im
Dom noch hinweisen kann. Was Hilde
Zach aber auch politisch zu Wege gebracht hat, und was man mir überlassen
hat, zu sagen, ist ihre Bedeutung für das
ganze Land Tirol. Sie hat sich selbst als
die Bürgermeisterin der Landeshauptstadt
gesehen, und zwar des ganzen Landes
Tirol. Sie wurde überall als solche auch
zur Kenntnis genommen.
Sie konnte dieses Selbstgefühl anderen
Menschen vermitteln. Auch aus den
Beileidsadressen der SüdtirolerInnen und
des Südtiroler Landeshauptmannes,
kommt diese Verbundenheit mit dem Land
Tirol in besonderer Weise zum Ausdruck.
Ich war gestern beim Herrn Bundespräsidenten, der tief erschüttert ist und sein
Beileid dem Lebensgefährten Kurt und der
Familie sowie den VertreterInnen der
Stadtgemeinde Innsbruck und der gesamten Bevölkerung ausdrückt. Er hat am
Freitag, anlässlich des 100. Geburtstages
von Alt-Bundeskanzler Bruno Kreisky, eine
wichtige Konferenz, zu der viele internationale Vertreter nach Wien kommen. Wir
haben aber bereits einen Termin vereinbart, da es dem Bundespräsidenten ein
Bedürfnis ist, in den nächsten Wochen mit
mir das Grab von Hilde Zach zu besuchen,
da sie auf die ganze Republik ausgestrahlt
hat.
Hilde Zach war keine, die groß für die
Emanzipation gekämpft hat. Sie hat die
Frauen durch ihr Handeln mehr emanzipiert, als viele durch Auseinandersetzungen und Diskussionen. Auch das war
wichtig. Man sollte in diesem Zusammenhang Hilde Zach als Frauenpolitikerin
sehen. Sie war im Stadtsenat Vorsitzende,
wovon von sieben Mitgliedern vier Frauen
waren. Sie hat im Gemeinderat nicht nur in
ihrer und unserer politischen Bewegung
einen Ausgleich der Geschlechter
herbeigeführt, sondern hat sich dafür
eingesetzt, dass für ihre Nachfolge eine
Frau berufen wurde.
Das war letztlich auch der Grund, dass
sich Hilde Zach trotz schwerer Bedenken
Sonder-GR-Sitzung 19.1.2011
bereit gefunden hat, Bürgermeisterin der
Landeshauptstadt zu werden, obwohl sie
damals schon wusste, dass sie schwer
krank war. Sie hat dieses Amt nicht zuletzt
deshalb übernommen, um den Anliegen
der Frauen gerecht zu werden und ein
besonderes Zeichen zu setzen. Auch
diese Botschaft ist angekommen. Die
anderen Botschaften zum Land Tirol
waren eher fordernder Natur.
Sie hatte in mir in dieser Zeit nicht so sehr
den politischen Weggefährten, den gemeinsamen Kämpfer gesehen, sondern
den Abgeordneten der Innsbrucker
Bevölkerung im Tiroler Landtag, der als
solcher seine Verantwortung seiner
politischen Gemeinschaft und auch
seinem Auftrag als ehemaliger Bürgermeister dieser Stadt gerecht zu werden
hat.
Es wurde einmal - das hat mich sehr
betroffen gemacht - geschrieben, "Hilde
Zach wäre im Schatten von jemandem
gestanden". Hilde Zach konnte in keinem
Schatten stehen, denn wo Hilde Zach war,
war Licht und wo Licht ist, gibt es keinen
Schatten. Hilde Zach hat Unglaubliches für
das Land Tirol geleistet.
Sie war keine lehrhafte oder lehrmeisterliche Oberbürgermeisterin aller BürgermeisterInnen Tirols, aber sie wurde als solche
wahrgenommen und respektiert. Dies aus
dem Grund, weil sie jede Bürgermeisterin
bzw. jeden Bürgermeister unseres Landes
auf der gleichen Ebene gesehen hat. Sie
hatte ihnen das Gefühl gegeben, dass sie
in der gleichen Augenhöhe sind, und das
war ihr Geheimnis, auch des persönlichen
Erfolges.
Hilde Zach hat viel für die Stadt Innsbruck
erreicht, aber damit auch viel dem Land
Tirol gegeben. Sie hat uns einen persönlichen Wunsch hinterlassen, den wir über
alle Parteigrenzen hinweg erfüllen sollten.
Ich weiß, dass manche Monumente nicht
wollen, weil man sie mit Personen in
Verbindung bringt. Ein Wunsch war der
Hilde das "Haus der Musik". Diesen
Wunsch wollen wir erfüllen. Ich werde
dafür mit der Frau Bürgermeisterin und
anderen - ich hoffe auch über die Parteigrenzen hinweg - dafür kämpfen, um
diesen Wunsch, den Hilde hatte, zu
erfüllen.