Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_10-Dezember.pdf
- S.48
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solchen Antrag einbringen, ist mir einfach
nicht nachvollziehbar.
Für mich ist dieser Antrag abzulehnen,
und das werde ich auch begründen. Fakt
ist, dass wir hier nicht zuständig sind. Über
Zuständigkeiten haben wir heute schon
eine Lehrstunde erhalten, StRin Mag.a
Schwarzl, woran Sie sich vielleicht noch
erinnern können.
Ich möchte gerne meine Erfahrungen und
Kenntnisse, die ich als ehemaliger Lehrer
an der Hotelfachschule Villa Blanka gemacht habe, kundtun. Diese Erfahrungen
decken sich auch mit Oberschulrat
Alt-GR Schuster, der in der Berufsschule
in der Mandelsbergerstraße unterrichtet.
Ebenso schließt sich Alt-GR Monika Zobl,
welche Volksschullehrerin ist, meinen
Argumenten an.
Wenn ein Kind schulfähig ist, kann es mit
den unterschiedlichsten Begabungen und
Lernschwierigkeiten in die Schule gehen.
Ganz egal, ob es Kinder mit deutscher
oder Kinder mit nichtdeutscher Sprache
sind. Die Erkenntnisse die ich in der
Hotelfachschule Villa Blanka gemacht
habe, sind die gleichen wie in anderen
Schulen auch, da ich diesbezüglich in der
Landesberufsschule nachgefragt habe.
Im Großen und Ganzen sind Schülerinnen
bzw. Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache sehr gute Schüler, da sie sehr gut
aufpassen. Mitunter sind es sogar die
besseren Schülerinnen bzw. Schüler als
unsere eigenen. Jetzt eventuell schlechte
Prüfungsergebnisse den Sprachschwierigkeiten zuzuweisen, ist einfach falsch und
unverantwortlich.
Wir haben darüber auch in pädagogischen
Konferenzen gesprochen und das Ganze
wurde sehr schnell widerlegt. Es waren
sich alle Lehrer einig, dass Schülerinnen
bzw. Schüler, die zum Beispiel in dem
Fach Ernährungslehre positiv waren, in
Mathematik nicht entsprochen haben, was
nicht den Sprachschwierigkeiten zugewiesen werden konnte.
Auch die Erfahrungen von Alt-GR Zobl mit
den Schulanfängern decken sich nicht mit
diesem Antrag. Sie konnte keine großen
Unterschiede zwischen unseren Kindern
oder Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache zuordnen. Mit diesem Antrag tun
GR-Sitzung 13.12.2007
wir den Kindern mit nichtdeutscher
Muttersprache ganz sicher nichts Gutes.
Sie werden in eine Ecke gedrängt und
benötigen mehrere Lehrerinnen bzw.
Lehrer, was eigentlich nicht wahr ist.
Vor den Aussagen, was uns in der Stadt
Innsbruck daran hindert das einfach zu
tun, würde ich sehr warnen. Ich würde die
Mitglieder des Gemeinderates eindringlich
davor warnen das selber zu machen, denn
hat man sich diesbezüglich schon einmal
die Kosten überlegt? Selbst bei schonender Kalkulation, wenn man nur an jeder
zweiten Schule in Innsbruck eine zusätzliche Lehrerin bzw. einen zusätzlichen
Lehrer bezahlen würde, kommt man auf
€ 600.000,-- bis € 700.000,-- pro Jahr.
Dass wir vom Bund kein Geld erhalten,
zeigt allein schon die Schuldiskussion in
der Steiermark. Der steirische Landeshauptmann Franz Voves ist sicherlich ein
Parteifreund der Bundesministerin
Dr. Claudia Schmied, bekommt aber für
ein Projekt des Ministeriums für Unterricht,
Kunst und Kultur, keinen Euro und muss
das Ganze selber finanzieren. Unter
diesen Voraussetzungen werden wir in der
Stadt Innsbruck sicherlich auch kein Geld
erhalten und das können wir uns nicht
leisten. So gesehen, ist dieser Antrag nicht
anzunehmen.
GRin Dr.in Waibel: Was sind Sprachschwierigkeiten? Wir haben Kinder mit und
ohne Migrationshintergrund, legasthenische Kinder und Kinder mit Wahrnehmungsstörungen. Wir haben Kinder, die
einen pädagogischen Unterricht brauchen,
bevor sie überhaupt eingeschult werden,
weil es fünfjährige Kinder gibt, die sich mit
uns nicht unterhalten können, da wir sie
nicht verstehen. Wenn wir diese Gruppe
zusammenfassen, so haben wir wahrscheinlich Kinder aus bildungsfernen
Schichten, die in sehr großem Maße
Sprachschwierigkeiten haben.
Es wurden schon einmal die Zuständigkeiten angesprochen. Prinzipiell ist es so,
dass wir uns in Österreich darüber
politisch einig sind, dass wir ein föderalistisches System haben. Selbst für österreichische Begriffe ist der Bildungsbereich
ein fast zentralistischer Bereich. Die
Länder haben hier nicht wirklich einen
großen Einfluss, außer sie fangen an,