Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_10-Dezember.pdf
- S.84
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zen. Ich glaube, dass viele junge Mütter
die entsprechende Hilfe der Jugendwohlfahrt benötigen. Auch glaube ich, dass die
Unterstützung des Landes Tirol entsprechend einzufordern ist. Das Prüfungsergebnis liegt auf dem Tisch und jetzt sollte
man doch versuchen, entsprechende
Maßnahmen umzusetzen, um das
notwendige Hilfsangebot jungen Müttern
geben zu können.
GRin Ladurner-Keuschnigg: Ich möchte
die Ausführungen von Bgm.-Stellv. Dipl.Ing. Sprenger noch ergänzen. Das
Wohnheim in Völs musste im Jahr 1998
wegen fehlendem Schwesternnachwuchs
und nicht wegen fehlendem Kindernachwuchs geschlossen werden. Seit dieser
Zeit wird dort eine Kinderkrippe geführt.
Ich möchte mich dem Lob für die Mag.Abt. II, Jugendwohlfahrt, auch anschließen, denn es wurde wirklich sehr umfassend recherchiert und eingehend geprüft.
Ich möchte das Problem, von dem wir in
den letzten Tagen gehört haben, von einer
anderen Seite beleuchten, und zwar
betrifft das den Geburtenrückgang.
Wir leben in einer Zeit des Geburtenrückgangs. Dazu vielleicht ein paar Zahlen:
Im Jahr 1975 sind in Österreich 93.700
Kinder zur Welt gekommen, im Jahr 1998
waren es 81.200 und im Jahr 2006 waren
es noch 77.900 Kinder. In Tirol sind im
Jahr 1998 7.700 Kinder und im Jahr 2006
- also acht Jahre später - waren es noch
6.900 Kinder.
Die Gründe dafür sind sicher unterschiedlicher Natur. Wir kennen sie alle! Die
bessere Ausbildung der Frauen, die es
Gott sei Dank gibt, führt natürlich zu einer
höheren Berufstätigkeit der Frau und
dadurch bedingt, gibt es auch weniger
Kinder. Die Vereinbarkeit von Familie und
Beruf ist nicht immer zufrieden stellend
gelöst. Diesbezüglich gibt es noch einiges
zu tun.
Das familiäre Netz ist lockerer geworden
und man kann sich nicht mehr einfach auf
die eigene Familie berufen, die einem das
Kind zwischendurch abnimmt. Auch hier
ist die Situation schwieriger geworden.
Die steigenden Lebenshaltungskosten
tragen auch dazu dabei, aber auch unsere
eigenen Ansprüche. Schlussendlich führt
GR-Sitzung 13.12.2007
sicher auch eine steigende Zahl der
Abtreibungen dazu, dass weniger Kinder
zur Welt kommen. Zahlen dazu gibt es
nicht, deshalb muss ich das einfach so
stehen lassen.
Die eigentliche Frage lautet für mich aber,
ob Kinder in unserer Gesellschaft überhaupt willkommen sind? In einer Gesellschaft, die eher alternd ist. Treffen Kinder,
Mütter, Väter auf eine lebensbejahende
kinderfreundliche Grundstimmung?
Fragen wir uns alle doch einmal ganz
ehrlich, ob wir Kinder mögen, die laut und
lästig sind und uns manchmal auf die
Nerven gehen? Geben wir ihnen die
Freiräume in unseren Wohnanlagen und
im öffentlichen Raum?
Je weniger Kinder zur Welt kommen,
desto mehr müssen wir darüber nachdenken, wie die Rahmenbedingungen
aussehen müssen, um das Leben mit
Kindern besser gestalten zu können. Wie
die Recherche der Mag.-Abt. II, Jugendwohlfahrt, zeigt, ist der Bedarf eines
Mutter-Kind-Heimes - in anderen Bundesländern wird es oft "Mucki" genannt gegeben.
Mit einer solchen Einrichtung werden
positive Entwicklungsräume geschaffen,
besonders für jene schwangeren Frauen,
die in einer schwierigen Situation sind und
trotzdem ja zu ihrem Kind bzw. ja zum
Leben ihres Kindes sagen.
Ich denke, es ist eine gute Möglichkeit,
wenn wir es schaffen, eine solche
Einrichtung zu ermöglichen, damit
Innsbruck als Stadt noch kinder-, frauenund familienfreundlicher werden kann.
(Beifall)
GRin Marinell: Die Aussage von GRin Ladurner-Keuschnigg, dass womöglich eine
bessere Ausbildung der Frauen zu
weniger Geburten führt, reizt mich, dazu
etwas zu sagen. In Skandinavien und in
Frankreich haben die Frauen nicht nur
eine höhere Ausbildung, sondern auch
mehrere Kinder, weil sie optimalste
Betreuungseinrichtungen für Kinder
vorfinden. Das muss man schon dazu
sagen. Es wäre schon der verkehrte Weg
und zurück in die Steinzeit, wenn man
behauptet, dass eine bessere Ausbildung
die Frauen daran hindern würde, Kinder in
die Welt zu setzen. Ich möchte für unsere