Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2011
/ Ausgabe: 2011_08-Mai.pdf
- S.20
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die Ausstellung "Türen und Fenster Sarajevos" besuchen.
Bgm.-Stellv. Gruber und ich hatten die
Möglichkeit, mit dem Delegationsleiter,
SDA Parteichef im kantonalen Ausschuss,
DI Abdulharis Seta, ein Gespräch zu führen.
Sarajevo besteht aus vier Bezirken und
hat vier Bürgermeister. Die SozialdemokratInnen stellen in Sarajevo mit Alija
Behmen den Bürgermeister. Bei den Bezirksbürgermeistern sind die Christdemokraten an der Spitze, aber für die Zusammensetzung des Gemeinderates müssen
alle Ethnien (Serben, Kroaten, Bosnier)
vertreten sein. Schafft man dies nicht,
kommt von diesen gewählten Fraktionen
nicht der Nächste zum Zug, sondern die
Liste setzt sich anders zusammen. Man
versucht, dass laut Gesetz alle Ethnien
vertreten sind.
Rund um die Hügel Sarajevos sind auf
großen Flächen Friedhöfe zu sehen, wo
Tausende Ermordete begraben sind. So
ist die Zeit zwischen 1992 und 1996 allgegenwärtig. Zum Teil sind auf verschiedenen Fassaden noch die Einschusslöcher
sichtbar.
Die im Jahr 1984 erbaute Bob- und Rodelbahn war die modernste der Welt, ist
aber während des Krieges zum Teil als
Schützengraben verwendet worden. Durch
den Krieg wurde das Land mehr als zurückgeworfen.
Unter der Landebahn des Flughafens
wurde ein Tunnel errichtet, welcher zwei
Stadtteile, die durch die umliegenden Heckenschützen und Zonen getrennt wurden,
miteinander verbunden hat.
Wir haben die Ausstellung "Zwischen dort
und hier" besucht. Das Thema der Ausstellung war die künstlerische Auseinandersetzung mit dem literarischen Werk der
bosnischen herzegowinischen Schriftstellerin Anna Lazarevska in einer live Performence.
Im Anschluss daran waren wir zu einer
Wirtschaftsveranstaltung eingeladen, bei
der die internationale Verbindung sehr gut
zu erkennen war, da aus Asien - dem Nahen Osten sehr viele Leute anwesend waren. Es gibt in Sarajevo ein Gymnasium,
welches mit chinesischem Geld finanziert
GR-Sitzung 19.5.2011
wurde. Bei dieser Wirtschaftstagung hat
man gesehen, dass aus dem Nahen Osten - Arabischem Raum viele über den
Balkan nach Europa drängen und dementsprechend auch kräftig investieren. Europa ist gefordert, unsere Aufgaben wahrzunehmen. (Beifall von allen Seiten)
StRin Dr.in Pokorny-Reitter: Es war klar
ersichtlich, wie sehr Sarajevo noch vom
Krieg geprägt ist. Jene Häuser, welche
unmittelbar in der Einschusslinie gelegen
sind, weisen noch große Schäden bzw.
Einschusslöcher und dementsprechend
Mauerschäden auf. Auf unsere Nachfrage
haben uns die Leute geantwortet, dass sie
diese Schäden nicht so rasch beseitigen
wollen, da sie präsent bleiben und an den
Krieg erinnern sollten.
Ich habe den Eindruck, dass dieses Thema mit der Auseinandersetzung und Aggression, die von den Serben gekommen
ist, noch immer nicht historisch zur Gänze
befriedet ist, sondern es nach wie vor
auch unter den einzelnen Volksstämmen
noch große Diskrepanzen gibt.
Daher finde ich es sinnvoll, dass der Bürgermeister und die zwei Vizebürgermeister
aus verschiedenen Volksstämmen sein
müssen, damit alle Interessen vertreten
werden. Es ist übrigens im Fußballverband
und in vielen anderen Vereinen so, dass
alle drei Volksstämme vertreten sein müssen, um eine gute Ausgewogenheit zu erreichen.
Man merkt, dass sie dort zum einen sehr
um den Frieden kämpfen und sich zum
anderen wünschen, rasch zur Gänze in
die Europäische Gemeinschaft aufgenommen zu werden, da sie sich dadurch
eine Stabilisierung nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch im Sinne des
europäischen Friedens erwarten.
GRin Mag.a Schwarzl: Ich möchte mich
bedanken, dass ich erstens bei diesen
Feierlichkeiten dabei sein konnte und
zweitens hat mich bisher kaum ein Städtepartnerbesuch so berührt. Für mich ist
die Stadt Sarajevo eine wunderbare und
gleichzeitig eine verwundete Stadt.
Wunderbar deshalb, da sie hinsichtlich
des Städtebaus interessant ist. Wenn man
in die eine Richtung blickt, meint man, mitten im Orient bzw. in einem sehr großen