Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_11-Dezember-Budget.pdf
- S.99
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GRin Marinell: Die Vorsorge ist eine der
wesentlichen Kernkompetenzen der
kommunalen Gesundheitspolitik, wo ja
einiges geschieht. Es wurden heute schon
die Gesundheitstage für Migrantinnen
bzw. Migranten, Zahnprophylaxe usw.
angesprochen und deshalb möchte ich
das nicht wiederholen.
Ich finde, dass diese Vorsorge sehr
niederschwellig angelegt sein muss, damit
sie die Bürgerinnen bzw. Bürger auch
erreicht. Man sollte auch dorthin gehen,
wo die Menschen sind, aber ich glaube,
das geschieht in einem recht guten Maß,
was sehr begrüßenswert ist. Schade, dass
die Mag.-Abt. V, Gesundheitswesen,
selbst nicht so viel Ressourcen hat, um
beim Projekt "Gesunde Städte Österreichs" neue Projekte in Gang zu setzen.
Ich hoffe, dass sich das eines Tages
vielleicht ändern wird, wenn mehr Personal zur Verfügung steht.
Die Prävention hat einen sehr großen
Stellenwert in unserer Stadt und deshalb
ist es für mich nicht nachvollziehbar,
warum die Abhaltung einer Enquete zum
Thema "Konsumraum für Abhängigkeitserkrankte", die sich mit den schadensreduzierenden und seuchenprophylaktischen - also vorbeugenden - Auswirkungen befassen hätte können, nicht einmal
diskutiert wurde, während man in anderen
Städten nicht mehr fragt.
Das ist eine wesentliche prophylaktische
Maßnahme, die im tertiär prophylaktischen
Bereich angesiedelt ist und womöglich
vermischen sich hier die Präventionsbegriffe. Ich finde das sehr schade, denn das
wäre eine wesentliche gesundheitspolitische Maßnahme. Aber es ist eben so wie
es ist, denn es gibt noch Mehrheiten.
In der Österreichischen Armutskonferenz
war der Slogan "Armut kann ihre Gesundheit gefährden" und das wurde auch mit
Zahlen belegt.
"Als die Titanic sank, waren die Überlebenschancen für die Passagiere - je nach
dem, welche Klasse man sich leisten
konnte - ungleich verteilt.
Das heißt, dass die armen Leute zuerst
ertrunken sind und die anderen Leute hat
man mit Booten usw. retten können.
GR-(Budget-)Sitzung 20.12.2007
Die Ungleichheit vor dem Tod ist nicht mit
der Titanic versunken, sondern aktueller
denn je. Reichere leben in Österreich
zwischen fünf und sieben Jahre länger als
Arme".
Das hat natürlich auch mit dem Gesundheitszustand der Menschen zu tun.
Die Bevölkerung, die unter der Armutsgrenze lebt, weist einen dreimal schlechteren Gesundheitszustand auf (11 %) als
jene mit einem höheren Einkommen (4 %)
und ist doppelt so krank wie die Bezieherinnen bzw. Bezieher mittlerer Einkommen
(7 %).
Deshalb glaube ich, muss die Gesundheitsförderung und Prävention ganz
gezielt bei den sozial Benachteiligten
ansetzen. Es passiert ja auch wirklich zum
Teil in unserer Stadt, siehe Migrantinnen
bzw. Migranten zum Beispiel. Es ist sehr
wichtig, bei den Präventionskonzepten auf
die sozialen Lebensbedingungen und auf
die gesellschaftlichen Veränderungen
einzugehen.
In den letzten zehn Jahren haben sich die
psychischen Erkrankungen, vor allem bei
Depressionen, um 50 % erhöht. Ebenso
leiden Frauen doppelt so viel an Depressionen wie Männer. Die Suizidrate bei
Frauen ist laut Österreichischer Wissenschaftsgesellschaft (ÖWIG) dreimal höher
als bei den Männern. Es muss also
Frauengesundheit eine größere Rolle
spielen. Ich finde es wichtig, dass in der
Stadt Innsbruck, als einzige Stadt in
Österreich, geschlechtsspezifische
Medizin an der Universitätsklinik Innsbruck
geforscht wird, weil Frauengesundheit
eine größere Rolle spielen muss.
Daher plädiere ich dafür, dass wir den
Frauengesundheitsbericht des Landes
Tirol auf die Stadt Innsbruck adaptieren
und untersuchen sollten, wie es in der
Stadt Innsbruck um die Gesundheit der
Frauen steht.
Abschließend möchte ich noch eine
Bemerkung zur Gesundheit an sich sagen:
Ich glaube, dass Gesundheit nur in einer
gerechten Gesellschaft wirklich einen Wert
hat, der zuerst und zugleich auch Gerechtigkeit anstrebt und den zweiten Pol der
Gesundheit, nämlich die Krankheit, auch
akzeptiert. Man soll den kranken und