Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_02-Feber.pdf
- S.41
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jedoch schon, ob sich das nicht in einem
großen Umzug, der letztendlich einen
Eventcharakter ohne Nachhaltigkeit hat,
konterkariert?
Der Christkindleinzug hat einen Eventcharakter, der von bösen Kritikern als
Disneyumzug, Barbie-Puppen-Umzug
oder Spektakel bezeichnet wird. Das
würde ich so gar nicht sagen. Meine Kritik
und Ablehnung ist einfach, dass wieder ein
Event stattfindet.
Der Christkindleinzug wird mit 20.000 Zuschauerinnen bzw. Zuschauern und
glücklichen Kinderaugen begründet.
Glückliche Kinderaugen gibt es auch im
Disneyland. Ich habe hinsichtlich des
Christkindleinzugs auch eine private
Befragung durchgeführt, wo mir ein
Zwölfjähriger gesagt hat, dass ihm die
Flugschau am Nationalfeiertag besser
gefallen hätte als der Christkindleinzug.
Glückliche Kinderaugen finde ich toll, aber
das ist nicht unbedingt der Sinn und
Zweck dieses Christkindleinzugs. Der
Christkindleinzug hat einen Eventcharakter
ohne Nachhaltigkeit.
Positiv an der ganzen Geschichte ist, dass
an den Schulen Gemeinschaftsarbeit
entsteht. Die Kinder arbeiten gemeinsam
an diesem Christkindleinzug. Meine Frage
ist, ob hier die Kinder selbst bestimmt und
kreativ mitmachen können?
Ich habe nicht nur für die Ablehnung eine
Begründung, sondern hätte auch einen
Alternativvorschlag. Anstatt des Christkindleinzuges ohne nachhaltigen Charakter, könnte man Projekte an den Schulen
machen. Wie geht es den Kindern zu
Weihnachten und wie sind ihre Bedürfnisse und Wünsche? Wie geht es jenen
Kindern, die keinen Wunschzettel an das
Christkind schreiben können und keine
Videospiele usw. bekommen?
Durch die Auseinandersetzung mit diesem
Kommerz und dem Advent an sich, was
Weihnachten für die Kinder bedeutet,
könnte man wirklich ganz tolle Projekte
machen. Man könnte auch die anderen
Kulturen mit einbeziehen, da es doch in
den Schulen einen wachsenden Prozentsatz von Kindern gibt, die eine andere
Religion bzw. eine andere Kultur haben.
GR-Sitzung 22.2.2007
Vielleicht wären hier Projekte über die
Traditionen in den verschiedenen Herkunftsländern oder, wie entwickeln wir
unsere Traditionen weiter, möglich. Wollen
wir unbedingt mit einem Christkindleinzug
irgendwelche alte Traditionen wieder
herstellen? Das ist, glaube ich, nicht
möglich, weil sich die Gesellschaft
verändert hat.
Es könnte durchaus eine große Veranstaltung wie "ein Fest der Kulturen" als
Zeichen der Stadt Innsbruck geben. Das
wäre mir auf jeden Fall lieber, als ein
Christkindleinzug ohne Nachhaltigkeit und
mit Eventcharakter. (Beifall)
GR Altmann: Ich glaube, dass es die
heutige Zeit schon mehr oder weniger
abverlangt, dass man gewisse Dinge in
Form von einem so genannten Event
gestalten sollte. Ich finde es schön, dass
dieser Christkindleinzug wieder eingeführt
wurde und vielleicht geht es einigen
Mitgliedern des Gemeinderates genau so.
Wenn man sich an den früheren Christkindleinzug zurückerinnert, so war dieser
ein Highlight in der Adventzeit. Für das
Hinführen zum Weihnachtsgedanken, zur
Weihnachtsidee und zum Fest an sich,
sind die Familien selbst verantwortlich. Es
finden 20.000 Menschen zum Christkindleinzug, die mit dabei sein wollen speziell in der heutigen Zeit -, um wieder
auf Traditionen zurückblicken zu können
bzw. die jetzt wieder neu aufleben zu
lassen. Dies speziell in einer Zeit, wo mehr
oder weniger alles amerikanisiert wird und
man fast in jeder Auslage Rentiere, Santa
Claus herumhängen sieht. (Beifall)
Ich finde es absolut schön, dass Tiroler
Kinder die Möglichkeit haben, wieder
einmal ein Christkind zu sehen; und wenn
es auch nur an diesem einen Tag der Fall
ist. Das mag jetzt vielleicht für einige
lächerlich klingen, aber ich finde das
schön und glaube, dass dies Tiroler
Tradition ist.
Ob man jetzt jährlich diese € 35.000,-braucht oder nicht, gilt es vielleicht einmal
abzuklären. Nichtsdestotrotz ist die
Institution bzw. der Christkindleinzug
meines Erachtens sicherlich eine schöne
Sache. (Beifall)