Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2006
/ Ausgabe: 2006_03-Maerz.pdf
- S.40
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sind es immer die Menschen, welche die
Stadt ausmachen.
Jetzt kann man fragen, ob diese neue
Gesellschaftsform gescheit war. Zu Bgm.Stellv. Dipl.-Ing. Sprenger muss ich sagen,
dass zum Beispiel der Bürgermeister der
Stadt Linz, Dr. Franz Dobusch, welcher
eher StR Dr. Pokorny-Reitter zuzurechnen
ist, gerade jetzt in einer solchen Umstellungsphase ist. Seltsamerweise ist dort die
schwarze Riege noch etwas dagegen,
aber die SPÖ ist sehr dafür und verweist
auf die Stadt Innsbruck. Das ist ein Beweis
dafür, dass das, was wir gemacht haben,
nicht ganz blöd, sondern im Gegenteil
recht gescheit ist. (Beifall)
(Bgm.-Stellv. Dipl.-Ing. Sprenger: Das
habe ich im Österreichischen Städtebund
als Musterbeispiel vorgestellt.)
Ich habe schon gehört, dass der Bürgermeister der Stadt Linz, Dr. Franz Dobusch,
sich gedacht hat, dass nicht jeder das Rad
neu erfinden muss. Auch wir sind ständig
darauf aus zu schauen, wo irgendetwas
besser gemacht wird. Es wird dies oder
jenes einmal angesehen und das, was für
die Stadt Innsbruck passt, kann man
adaptieren. Der Kollege in Klagenfurt hat
Probleme und falls er bei uns anfragt,
werden wir auch ihm behilflich sein.
Ich darf GR Dr. Ratz sagen, dass es bei
der Innsbrucker Soziale Dienste gemeinnützige GesmbH (ISD) ein schönes Fest
gegeben hat, welches sich die Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter selbst gestaltet
haben. Es waren alle Zuständigen
anwesend und haben dort sehr ehrlich,
aufrichtig und mit aller Motivation den
Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern
gedankt. Es hat sich die Gelegenheit
ergeben, mit den Bediensteten über diese
schwere Arbeit zu sprechen, die einerseits
aus körperlicher Arbeit besteht, aber
andererseits auch eine mentale Belastung
ist, wenn man Menschen täglich betreut,
diese aber nicht besser werden. Man
könnte sagen, sie werden vielleicht auch
nicht schlechter, aber sie haben eine
Zuwendung. Das muss man jedoch immer
aushalten.
Es ist so, dass jene Menschen, die im
Pflegebereich tätig sind, nach einer
gewissen Zeit einmal eine Abwechslung
brauchen. Es gibt wenige, die so in sich
GR-Sitzung 30.3.2006
ruhen und aus sich immer wieder die Kraft
schöpfen können, um den Leuten in den
Wohn- und Pflegeheimen die notwendige
Zuwendung zu geben. Im Heim am
Hofgarten weiß ich von zwei Fällen, die im
Wachkoma sind. Dazu gehört schon sehr
viel menschliche Zuwendung und Aufgabesinnerfüllung.
Als Eigentümervertreterin habe ich die
Vorschläge immer als fachlich untermauert
gesehen, wobei man sich das eine oder
andere ausgeredet hat. Ich bin sehr froh,
dass die Stadt Innsbruck im Sozialbereich
nicht nur bei den Geldmitteln - die für
diese Stadt immer enorm waren - vorbildlich war, sondern Strukturen so geändert
wurden, dass möglichst viel der Mittel
jeglicher Art dorthin fließt, wohin sie
gehören; nämlich zu den Menschen und
zu den Bedürfnissen, die dies möglich
machen.
Die Aufgaben, die auf uns zukommen,
wissen wir alle: Die ambulante Pflege,
neue Formen, Satellitenwohneinheiten,
um unsere großen Wohn- und Pflegeheime, die in der Infrastruktur natürlich noch
viel mehr geben können, maßgeschneidert
abzurufen, die Menschen möglichst lange
dort zu belassen, wo sie es gewohnt sind.
All das sind Dinge, die unsere Fachleute
wissen. Wir werden uns schrittweise, aber
rasch diesen neuen Formen zuwenden
müssen.
Ich war sehr berührt, wie mir neulich die
Heimleiterin des Wohn- und Pflegeheims
Reichenau, Francine Mitterer, gesagt hat,
dass sie ab und zu frustriert war, weil
Menschen ihre Wohnungen aufgegeben
haben und in das Wohn- und Pflegeheim
gezogen sind, da sie es dort besser haben
und von der täglichen Haushaltsführung
entlastet sind. Sie hat erkannt, dass es
eine unglaubliche Zäsur im Leben eines
Menschen ist, wenn er eine Wohnung
verlassen muss, wo er dreißig bzw. vierzig
Jahre lang gewohnt hat.
Es geht nicht nur um die gewohnte
Umgebung, sondern es geht um viel mehr.
Es geht um das Eingeständnis, dass man
für den täglichen Ablauf nicht mehr
verantwortlich ist. Wenn es auch bequem
ist, so ist es in gewisser Weise fremdbestimmt und das ist eine große Hürde. Die
Heimleiterin des Wohn- und Pflegeheims