Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2006
/ Ausgabe: 2006_08-Oktober.pdf
- S.117
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GR Dr. Waibel: Ich möchte nur ganz kurz
auf die hier angeführte Selbstmordrate
eingehen. Ich schicke voraus, dass jeder
kindliche Selbstmord einer zu viel ist. Aber
die epidemologischen Daten, die GR Mair
vorstellt, wundern mich ein bisschen, weil
de facto der Suizid im Kindes- und
Jugendalter zu einem ganz hohen
Prozentsatz auf sexuellen Missbrauch
zurückzuführen ist.
GR Marinell: Ich denke, das ist eine sehr
sachlich emotionalisierte Diskussion, was
ich in diesem Gremium sehr gut finde. Ich
hätte mir nicht gedacht, dass das heute so
ist. Ich denke, dass es schon um Fakten,
Daten und Zahlen geht. GR Dr. Waibel hat
den sexuellen Missbrauch angeführt. Ich
mag das Wort "sexueller Missbrauch" nicht
gern, denn das heißt, dass es auch einen
sexuellen Gebrauch gibt. Ich würde es
eher sexualisierte Gewalt oder Gewalterfahrung nennen. Es stimmt natürlich, dass
dieser Bereich sehr wichtig ist.
Es geht aber genau um das Thema
letztendlich, denn es gibt auch Gewalterfahrungen, nicht nur bei Männern gegen
Frauen, sondern auch bei Männern
untereinander. Ich finde es ganz wichtig,
dass die Sexualaufklärung bereits früh
beginnt. Das darf einfach kein Tabu sein
und wir dürfen vor der Realität nicht die
Augen verschließen, dass es alles und
verschiedenes gibt.
Ich habe selber in einer Beratungsstelle zu
diesem Thema gearbeitet. Wenn die
Suizide erst in späterem Alter, also nicht
bei Kindern und Jugendlichen passieren,
so entstehen aber bereits in der Kindheit
Probleme. Ich denke dabei an einige
Familien in Tirol, die kleine Kinder haben,
wo sich der Mann zu seiner Homosexualität bekennt. Damit müssen die Kinder
auch fertig werden. Ich finde es wichtig,
wenn Kinder rechtzeitig mit diesem Thema
in einer behutsamen und sensiblen Weise,
wie es auch diese Literatur tut, aufgeklärt
werden.
GR Altmann, wenn Sie sagen, dass es in
Ihrem Bekanntenkreis Gott sei Dank keine
Suizide gegeben hat, dann muss ich
sagen, dass es die Zahlen und Fakten
gibt. Es ist das gleichzeitig eine präventive
Maßnahme, die in diesem Antrag enthalten ist. Wie das dann im Detail aussieht,
GR-Sitzung 19.10.2006
wie viele Schulen davon betroffen sind, ist
eine andere Sache. Es geht grundsätzlich
darum, dass wir uns dazu bekennen,
gegen jegliche Diskriminierung von
Lesben und Schwulen aufzutreten. Das
wäre mit diesem Antrag ein Signal, das wir
setzen können.
GR Weiskopf: Ich bin kein Kinderpsychologe und habe schon lange nicht mehr in
eine Schulbibliothek gesehen, das muss
ich zu meiner Schande sagen, obwohl ich
eine 13-jährige Tochter und einen 1 1/2jährigen Sohn habe.
Wenn ich mir ansehe, dass die Literatur in
die Volksschulen gebracht werden soll,
dann muss man sich überlegen, was es
heißt schwul zu sein. Schwul hat doch
etwas mit Sexualität zu tun, weil so lange
ich jemanden lieb habe, hat das mit
schwul nichts zu tun. Ich kann meinen
besten Freund lieben, wie das der Fall ist,
ohne deshalb schwul zu sein.
Ich glaube ganz einfach, dass man im
Volksschulalter noch gar nicht in der Lage
ist, diese Art der Unterscheidung nachzuvollziehen. Ich glaube aus diesem
einfachen Grund auch nicht, dass man im
Volksschulalter die kleinen Mitmenschen
mit solchen Dingen belasten sollte, denn
das ist vom Prinzip her - ich respektiere
jede andere Meinung, denn ich bin kein
Kinderpsychologe, ich bin nur Vater zweier
Kinder - meiner Meinung nach nicht der
richtige Platz. Das ist auch die Meinung
der "Freien Liste - Rudi Federspiel".
StR Mag. Oppitz-Plörer: Zu diesem
Antrag gibt es ein paar Ergänzungen zu
machen. Diese sind sowohl inhaltlicher
Natur, als auch aus der Erfahrung als
Eltern bzw. als Elternteil, die die anwesenden Gemeinderäte und Gemeinderätinnen gemacht haben und die einzufließen haben.
GR Mair, Sie sprechen von
23 Volksschulen, wo diese Literatur
angekauft werden soll. Wir haben im
Bereich der Innsbrucker Pflichtschulen ich kann sagen, dass wir als Stadt
Innsbruck ein vorbildlicher Schulerhalter
sind, denn das wird uns auch im Städtevergleich immer wieder bestätigt - in den
letzten Jahren im Bereich der Schulbibliotheken sehr viel investiert. Es waren dies
Investitionen in der Höhe von über