Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_08-Oktober.pdf
- S.31
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 638 -
diesem Projekt gegenüber, hat bei der
Veranstaltung des Kurier Hans Haid zu mir
gesagt, dass man dieses Projekt mit Sinn
füllen könnte. Es geht genau um diesen
kulturpolitischen, wissenschaftlichen,
gesellschaftspolitischen Dialog mit der
Jugend zu unserer Vergangenheit bzw.
Geschichte.
Hier fällt mir Univ. Prof. Dr. Pelinka ein,
der zum Tiroler Gedenkjahr 1984 gemeint
hat, dass es in Tirol an der Aufarbeitung
dieser Geschichte mangelt. Hans Haid
meint auch die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Ich stimme
diesem Projekt deshalb zu, weil die
kritische Auseinandersetzung mit unserer
Vergangenheit und mit der Identität, die
wir breit entwickeln, jetzt vielleicht eine
ganz andere sein kann.
Wir haben in unserem Land viele Migrantinnen bzw. Migranten. Vielleicht kann
man zum Beispiel dieses Museum einmal
für die Einwanderung in Tirol umfunktionieren, was für die Jugend spannend
wäre. Mir ist schon klar, dass GR Federspiel nicht dafür ist.
Ich möchte nicht, dass man uns Begriffe
wegnimmt und von rechts außen besetzt,
wie zum Beispiel Wehrhaftigkeit oder
Heimat. Ich komme aus der 68er-Zeit und
damals war wehren sehr wohl ein wichtiger Begriff bis in die Friedensbewegung
hinein unter dem Motto "wer sich nicht
wehrt, lebt verkehrt". Wehren an sich ist
nichts Schlechtes.
Ich hoffe, dass wir uns auch hier wehren
können, wenn dieses Projekt in die
Richtung gehen sollte, dass die fortschrittlichen und kritischen Menschen, die sich
mit Gegenwart und Zukunft auseinandersetzen wollen, nicht mitgestalten können.
Ich sehe es als eine Herausforderung
mitzugestalten bzw. mitzuwirken. Ich hoffe
sehr, dass viele junge Künstlerinnen bzw.
Künstler ihre Meinung dazu abgeben und
dass eine massive kritische Auseinandersetzung mit Tirol und dem Mythos
Andreas Hofer usw. stattfindet. (Beifall)
StRin Mag.a Schwarzl: Es wurde der
bekannte Vorwurf "oberlehrerhaft"
angesprochen. Es geht nicht darum, dass
ich mich hier nicht eingebunden gefühlt
habe, denn das ist man nach fast zwanzig
Jahren Oppositionsarbeit relativ gewohnt.
GR-Sitzung 18.10.2007
Es ist nicht die alleinige Krucks, dass man
zuerst den Wettbewerb und dann den
Inhalt gemacht hat. Meiner Meinung nach
ist die Grundkrucks an dem Ganzen das
Jahr 2009. Nicht, dass es das Jahr gibt,
aber dass man das Projekt an diesem
vielschichtigen Ort mit diesem Jahr
verbunden und sich damit unter Zeitdruck
gesetzt hat.
Das Museum wird zwar jetzt nicht fertig,
aber es muss zumindest im Jahr 2009 der
Baubeginn sein. Dieses Inhaltfinden auf
Zuruf hat schon eine Weiterentwicklung
gebracht und jetzt steht diese Tradition
und Moderne im Raum, aber die Art der
inhaltlichen Auseinandersetzung hat damit
nicht Schritt gehalten.
Zu mir hat ein historisch und kulturell
interessierter Bürger neulich folgenden
bemerkenswerten Satz gesagt: "Bei solch
grundlegenden Fragen wie am Bergisel,
soll es eine breitere Diskussionsbasis
geben, anstatt immer die gleichen
Kulturträger zu Rate zu ziehen, die sich in
ihrer Schaffenskraft wohl schon etwas
überholt haben".
Es gibt viele Schlagworte, in dem was hier
als Konzept firmiert. Diese Schlagworte
gehören diskutiert. Wir haben positive
Erfahrungen mit der "baettlegroup for art"
mit diesen offenen Diskussionsprozessen.
Wenn man schon an einem solchen
Schnittstellenort etwas Spannendes
angehen will, dann muss man auch in der
Kommunikation anders vorgehen. Man
muss darüber reden, was Natur und Idylle,
Helden und Frauen heißt, welche Bilder
sind dahinter, wenn es Heimat und
Grenzen heißt.
Darunter werden sich die Mitglieder des
Gemeinderates wahrscheinlich etwas
anderes vorstellen. Geht es um die
Überwindung von Grenzen in den Köpfen,
geht es um die Überwindung von nationalen Grenzen oder gibt es wieder eine
Diskussion über eine so genannte
Unrechtsgrenze? Das alles ist ganz offen.
Diesen zivilgesellschaftlichen Diskurs
hätte ich für ein solches Projekt bei einem
solchen Aufwand ganz wichtig gefunden.
Der Anspruch mit Modernität im politischen Handeln nur der Tradition oder
sogar dem traditionalistischen ÖVPHandeln verhaftet zu sein, das wider-