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Jahr: 2018

/ Ausgabe: 01-Protokoll_25.01.2018.pdf

- S.7

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anderen haben sich in den letzten Jahren
die familiären und gesellschaftlichen Verhältnisse massiv geändert. Das führt dazu,
dass die Pflege, die in den letzten Jahrhunderten hauptsächlich im Kreise der Familie
erfolgte, immer mehr auch Aufgabe der Öffentlichkeit sein wird.
Ich möchte vorausschicken, dass die Stadt
Innsbruck in diesem Bereich sehr gut aufgestellt ist. Aufgrund dieser Herausforderungen haben wir bereits vor 20 oder
30 Jahren damit begonnen, die Rahmenbedingungen zu setzen: Wir haben eine Pflegeheimoffensive mit der Sanierung und dem
Neubau des Wohnheims in Pradl finalisiert!
Im Gesamten haben wir mit der Innsbrucker
Soziale Dienste GmbH (ISD) und privaten
AnbieterInnen etwa 1.300 Pflegeplätze in
der Stadt - mitgerechnet sind hier nicht die
Plätze für Rehabilitation oder jene in den Tirol Kliniken. Das sind die Startvoraussetzungen, die uns eigentlich positiv in die Zukunft blicken lassen.
Wir sind eine der wenigen Regionen Tirols,
die den Strukturplan Pflege 2012 bis 2022,
der gemeinsam mit dem Land Tirol erarbeitet wurde, erfüllen können. Es fehlen nur
wenige Betten, die wir wahrscheinlich bei
der zukünftigen Erweiterung des Wohnheims Natters bekommen werden. Die ISD
konnte nach langen Verhandlungen mit dem
Land Tirol auch bei diesem Heim miteinsteigen, was ja immer unser Wunsch war.
Das heißt, die Pflege ist in der Stadt Innsbruck gesichert. Das muss man ganz klar
feststellen. Wir sind wahrscheinlich eine der
wenigen Städte, die hier sehr vorausschauend agiert haben, was die Hardware anbelangt. Mit der Anzahl der Betten in den Häusern, die uns zur Verfügung stehen, können
wir also beruhigt in die Zukunft gehen.
Es gibt natürlich auch ein anderes Thema.
Wenn man auf die Ereignisse der letzten
Monate und Jahre zurückblickt, sieht man,
dass wir auch durchaus innovative Schritte
gesetzt haben. Ich denke da an die Hunoldstraße. Die Einrichtung dort ist einzigartig in
Österreich - ich weiß nicht, ob es eine solches in Deutschland überhaupt gibt. Es ist
eine Pflegeeinrichtung für Menschen, die
aus sozial sehr schwierigen Verhältnissen
kommen - das sind zum Teil Obdachlose und die damit auch in das Pflegesystem intgriert werden.
GR-Sitzung 25.01.2018

In der Einrichtung in der Hunoldstraße werden diese Menschen speziell betreut, weil
sie einfach durch ihr anderes Verhaltensmuster bzw. ihre anderen Bedürfnisse eine
eigene Art der Pflege erfahren müssen. Es
ist ein Vorzeigeprojekt, über das wir in diesem Haus auch sehr lange diskutiert haben.
Man kann sagen, es hat sich durchaus bewährt.
Wir sind also, was die Hardware anbelangt,
hier sehr gut aufgestellt. Die große Herausforderung der Zukunft wird allerdings die
Software werden. Software verstanden als
die MitarbeiterInnen, die die Pflege umsetzen. Es ist ein knochenharter Job. Es ist
sowohl körperlich als auch mental eine riesige Herausforderung für Menschen, die
sich hier engagieren. Wir wissen, dass wir
in diesem Bereich Probleme haben.
Es hat vor mehr als zehn Jahren eine große
Offensive gegeben, um Pflegekräfte anzulernen und um junge Menschen zu motivieren, in die Pflege zu gehen. Das hat auch
funktioniert! Wir haben im Ausbildungszentrum West für Gesundheitsberufe der Tirol
Kliniken GmbH (AZW) und in anderen Einrichtungen viele Pflegekräfte ausbilden können.
Wir wissen nicht nur, dass die Anzahl der zu
Pflegenden steigen wird, sondern auch das
Bedürfnis nach mehr Personal. Es wird die
größte Herausforderung der nächsten Jahre
und Jahrzehnte sein, die Pflege überhaupt
sicherstellen zu können.
Darüber gibt es natürlich Debatten, die nicht
nur in Österreich geführt werden. In
Deutschland ist sie seit einigen Monaten
sehr intensiv und hat sogar den Wahlkampf
zum Deutschen Bundestag geprägt. Man
sieht also, dass in allen westlichen Ländern,
die in großem Wohlstand leben, das Thema
Pflege - vor allem was das Personal anbelangt - eine große Herausforderung ist.
Hier müssen Bund, Land und Gemeinden,
gemeinsam mit den Einrichtungen, die die
Pflege bei uns wirklich hervorragend lehren
können, Initiativen setzen.
Der Pflegeberuf ist auch eine Image-Frage.
Viele junge Menschen wissen, wie herausfordernd diese Aufgabe ist, und scheuen sie
deshalb zum Teil. Ganz offen gesagt, der
Minuten-Schlüssel in der Pflege und die Bezahlung der Pflegekräfte werden in Zukunft