Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2018
/ Ausgabe: 01-Protokoll_25.01.2018.pdf
- S.8
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ein großes Thema sein. Das wird uns - wie
überhaupt die Finanzierung - in den nächsten Jahren besonders fordern.
Das ist mit ein Grund, warum wir dieses
Thema heute bringen: Es betrifft nicht nur
massiv die Zukunft, sondern wir müssen
heute damit beginnen - vor allem was das
Personal anbelangt -, die richtigen Schritte
zu setzen.
Der Bedarf an Pflege tritt für viele Menschen relativ überraschend ein, obwohl wir
alle wissen, dass wir älter werden. Es gibt
manchmal auch Ereignisse wie einen
Schlaganfall oder Unfall. Damit kann man
sehr schnell einen Pflegefall in der Familie
haben. Oft trifft es die Familien wirklich
überraschend, dass Pflege ein Thema wird.
Weil sich unsere Gesellschaft immer mehr
diversifiziert, sind die Zuständigkeiten oft
nicht ganz klar. Auch nicht innerhalb der
Familie. Ich habe in den letzten Wochen
und Monaten die Erfahrung gemacht, dass
manche mit dem Thema Pflege konfrontiert
werden und eigentlich nicht wissen, was sie
tun sollen.
Ich weiß schon - wenn ich zu GR Senn blicke -, dass die ISD hervorragend aufgestellt
ist. Wir haben hier eine Ansprechpartnerin,
die zu 100 % im Eigentum der Stadt Innsbruck ist. Sie erledigt ihre Aufgaben hervorragend, aber in Zukunft wird sie immer mehr
Fälle haben, die auch differenzierter sein
werden.
Deshalb müssen wir uns schon überlegen,
Einrichtungen auch im öffentlichen Bereich
zu haben, die vernetzt sind über alle PflegeanbieterInnen, vom Menüservice über
Hauspflege, Kurzzeitpflege bis hin zur klassischen Pflege in den Pflegeheimen. Auch
die Unterstützung von Familienangehörigen
in der Pflege muss miteingebunden sein.
Das wäre eine Forderung unsererseits. Das
ist sicher eine Aufgabe für die nächsten
Jahre. Das Land Tirol will ebenfalls in eine
ähnliche Richtung gehen. Es sollen "Kümmerer" in den Bezirken eingesetzt werden,
die vernetzt zwischen allen Organisationen,
hier den Angehörigen, den Familien entsprechende Unterstützung anbieten.
Der Strukturplan Pflege 2012 bis 2022, den
ich auch noch mitausverhandeln durfte, ist
sicher ein toller Rahmen für die nächsten
GR-Sitzung 25.01.2018
Jahre und Jahrzehnte. Was mir aber mehr
Sorge macht, das ist die Finanzierung!
Ich sage das auch ganz offen. Wir diskutieren natürlich immer über verschiedenste öffentliche Aufgaben. Der Pflegeregress bzw.
seine Rücknahme hat uns hier nicht besonders geholfen. Ich gehöre wahrscheinlich zu
den wenigen in meiner eigenen Partei, die
das nicht besonders begrüßt haben. Ich habe die Rücknahme des Pflegeregresses eigentlich - dazu stehe ich - als eine unsoziale
Maßnahme empfunden. Aber es ist der Zug
der Zeit und jeder weiß, dass die Pflege
sehr belastend ist.
Wir müssen aber doch wieder dazu zurückkehren - das sage ich als Sozialpolitiker -,
dass jene, die es sich leisten können für die
Pflege einen höheren Anteil bezahlen als
jene, die wirklich die Unterstützung für diese
schwierige Lebensphase - meist am Ende
eines langen Lebens - tatsächlich benötigen.
Die große Herausforderung wird die Finanzierung sein. In einigen Jahren werden wir
darüber sprechen müssen, welche öffentlichen Leistungen wir zugunsten der Pflege
einzuschränken haben. Derzeit ist alles
noch sehr ruhig und machbar, weil - das
darf man nicht vergessen - ein Großteil der
Pflege immer noch von den Familienangehörigen und zu Hause erfolgt. Das wird sich
auf Grund der gesellschaftlichen Entwicklung verändern.
Damit kommt wieder das Personal ins Spiel.
Für die ISD heißt das, in den nächsten
10 Jahren wird sie fast ein Drittel der MitarbeiterInnen durch natürlichen Abgang, also
z. B. durch Pensionierung verlieren. Das
bedeutet, wir haben einen großen Bedarf an
neuem Personal, aber zum Teil nicht die
entsprechenden Zahlen bei den Auszubildenden.
Nun noch kurz zwei Themen. Ein Spezialthema sind die jungen Pflegefälle. Es gibt ja
nicht nur Menschen, die im Alter Pflege
brauchen. Mehr als die Hälfte der Menschen, die bei uns in den Heimen leben,
sind an Demenz erkrankt oder weisen Anzeichen von Demenz auf. Junge Pflegefälle
haben ein ganz anderes - unter Anführungszeichen - Krankheitsbild und brauchen
deshalb eine andere Art der Pflege.