Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2010
/ Ausgabe: 06-Maerz.pdf
- S.69
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unbedingt den Männern zum Vorwurf zu
machen, aber es war einfach eine andere
Zeit. Es waren - würde ich doch meinen zwei Alibi-Frauen und zwar Herta Grasl
und Mag.a Olga Schuster (SPÖ) im
Gemeinderat.
Damals haben sehr harte Auseinandersetzungen und Debatten stattgefunden. Man
muss das natürlich aus der damaligen Zeit
etwas verstehen, denn im Gemeinderat
waren Männer, die zum Teil im Krieg
waren, viel Not und Elend sowie die
Bombardierung der Stadt Innsbruck erlebt
haben. Sie haben auch noch bei der
Hitler-Jugend gedient und hatten somit
einen ganz anderen Bezug zur Geschichte.
Alt-StR Dr. Steidl hat immer gerne in die
braune Vergangenheit zurückgeblickt und
über dieses Thema diskutiert. Es hat
deshalb sehr viele ideologische Auseinandersetzungen gegeben. Das Lieblingsthema der SozialdemokratInnen war der
Rückblick in die Zeit des Austrofaschismus. Es hat also damals schon sehr hoch
stehende und sehr heftige Auseinandersetzungen gegeben.
Die Wahl im Jahr 1983 hat gewisse
Veränderungen gebracht. Die Grünen sind
damals in den Gemeinderat eingezogen
und es hat eine andere Dynamik stattgefunden. Schritt für Schritt sind zunehmend
mehr Frauen in den Gemeinderat eingezogen. Wenn man jetzt beurteilt, was
besser oder schlechter war, so kann man
das schwer gewichten. Es ist jetzt einfach
anders, wenn ich es so sagen darf. Ich
würde sagen, es ist jetzt doch ein bisschen familiärer geworden und das ist
durchaus eine positive Beurteilung.
Ich darf schon positiv feststellen, dass sich
das Klima insofern verändert hat, weil es
in den 80er-Jahren zum Teil nicht nur
harte Auseinandersetzungen, sondern
auch Debattenbeiträge gegeben hat, die
persönlich gehässig waren. Es ist immer
wieder passiert, dass Mitglieder des
Gemeinderates aufgestanden sind und
den Raum verlassen haben, weil sie sich
eine solch untergriffige und gehässige Art
nicht gefallen haben lassen.
Ich darf feststellen, dass wir jetzt Gott sei
Dank ein viel ehrlicheres, offeneres und
besseres Klima im Gemeinderat haben.
GR-Sitzung 25.3.2010
Gerade die heutige Sitzung des Gemeinderates war ein gutes Beispiel für eine
ehrliche, offene Diskussion. Manchmal ist
man mit den einen und manchmal mit den
anderen gleicher Meinung, das wechselt,
ohne, dass man aus dem Herzen eine
Mördergrube macht. Man vertritt halt
unterschiedliche Auffassungen.
Mir gefällt es eigentlich ganz gut, wenn
manchmal innerhalb der Fraktion unterschiedliche Meinungen herrschen. Man
muss nicht immer die GemeinderätInnen
unbedingt, wenn es nicht um ideologische
Fragen geht, vergewaltigen, sondern lässt
eine gewisse Toleranz zu.
(Bgm.in Mag.a Oppitz-Plörer: Deine
Fraktion ist eh so brav!)
Manchmal sind sie mir schon auch
entglitten, aber ich war dann immer sehr
gnädig, wie es meine Art überhaupt ist.
Insbesondere mit den Damen war ich oft
zu gnädig.
Wenn viele Menschen miteinander
arbeiten, diskutieren und jetzt "streiten"
bzw. unterschiedliche Meinungen austragen, gibt es natürlich manchmal Emotionen. Die Emotionen sind in der Politik sehr
wichtig. Ich habe mir immer gesagt, wenn
ich keine Emotionen mehr habe, dann
bleibe ich zu Hause. Ich habe noch die
Emotionen, bleibe aber in Kürze trotzdem
zu Hause. Das hat aber einen anderen
Grund.
Ich glaube, man muss Politik nicht nur mit
dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen
machen. Deshalb mag ich es auch, wenn
man hier einfach energisch und mit
Emotionen, vielleicht manchmal auch
etwas feurig, die Meinung vertritt. Das
vermittelt auch die Ernsthaftigkeit eines
Themas. Heute hat es auch etwas Witz
und Humor gegeben. Das ist - glaube ich ebenfalls wichtig. Die Arbeit im Gemeinderat soll nicht nur todernst sein, sondern
auch Freude machen. Man sollte im
Gemeinderat auch manchmal mit Humor
diese Arbeit verrichten, weil man dann
auch gerne zur Sitzung geht.
Für mich war das heute eine schöne
abschließende Gemeinderatssitzung, auch
wenn die "Umbrüggler Alm" ein kleiner
Wermutstropfen ist. Man kann aber nicht
immer alles durchsetzen. Ich glaube