Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_01_23_gr_protokoll.pdf
- S.30
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Das möchte ich dem Ganzen nur voranstellen.
Wir begrüßen die Unterzeichnung dieses
Papiers sogar mit Nachdruck. Was ich aber
nicht haben möchte, ist ein ausschließlich
symbolischer Akt. Denn, wissen Sie, Bgm.Stellv. Willi, ich kenne solche Workshops
bzw. Prozesse. Die dauern meistens ewig.
Ich glaube, jahrelang zu überlegen, was wir
tun können, ist etwas, was wir nicht brauchen! Wir müssen in die Umsetzung kommen, und zwar rasch. Was ich mich bei dieser Erklärung allerdings frage, ist, welchen
Anspruch die betroffenen Personen dadurch
haben? Welches Recht leitet sich davon
ab? Es steht eindeutig drinnen, dass Menschen ein Recht auf Wohnen haben und
dieses Recht begrüße ich!
Es gab in allen vergangenen Gemeinderatssitzungen die Diskussion, wie menschenwürdig bzw. unwürdig die Unterbringung in
Zelten ist und wie Personen tatsächlich untergebracht sind. Ich gebe Bgm.-Stellv. Willi
Recht, denn ich kenne das Alexihaus auch
gut. Das ist eine klassische Notunterkunft.
Allerdings bleibt Menschen, die zwar einer
Erwerbstätigkeit nachgehen, sich aber keine
Wohnung leisten können, oftmals nichts anderes übrig, als durchgehend im Alexihaus
zu wohnen. Es gibt für sie keine andere
Möglichkeit.
Ich habe mich unlängst mit einem Herrn unterhalten, der dort in einem Zweibettzimmer
wohnt und untertags einer Arbeit nachgeht.
Er hat mir erzählt, dass sein Leben nicht so
verlaufen sei, wie man sich das so wünscht.
Er habe sechs Kinder aus mehreren Beziehungen und gehe zwar arbeiten, aber er
zahle so viele Alimente, dass für ihn nichts
mehr übrigbleibt. Und das ist der Grund,
warum er im Alexihaus wohnt.
Wir müssen solchen Menschen eine Perspektive bieten. Ich bin dafür, Übergangswohnungen zu schaffen. Das wisst Ihr, soweit kennt Ihr mich. Für viele Betroffene ist
auch der gemeinnützige Wohnbau zu teuer.
Die brauchen etwas, was unterhalb des
Segments des gemeinnützigen Wohnens
liegt. Es gab da schon einmal das Projekt
des 5-Euro-Wohnens. Am Papier gibt es
das sogar immer noch. Das hat man medienwirksam für eine Zeit gut verkauft. Wenn
ich mich nicht täusche, hat man da fünf Pro-
GR-Sitzung 23.01.2025
jekte errichtet, die sich im Umland von Innsbruck entwickelt haben. Allerdings ist das
Vorhaben dann auch eingeschlafen.
Man hat die Häuser nicht im schlechten
Standard gebaut. Man hat nur keine Tiefgaragen und weniger Außenflächen errichtet,
wodurch das Bauen billiger geworden ist.
Ob das Projekt dann Housing First oder
Übergangswohnungen heißt, ist mir eigentlich egal. Ich möchte nur, dass es außer
Notschlafstellen, dem gemeinnützigen und
privaten Wohnungsmarkt auch noch etwas
dazwischen gibt.
Es soll eine Form des Wohnens sein, das
für Menschen mit geringen finanziellen
Möglichkeiten auch bezahlbar ist und sie
einfach ein Dach über dem Kopf haben. Ich
glaube, wir haben bei dieser unendlichen
Geschichte mit den Zelten auch darüber gesprochen, dass es Menschen gibt, die untertags einer Erwerbsarbeit nachgehen,
aber dann nicht wissen, wohin sie sollen
und sich schließlich, mit Sack und Pack, für
eine Nacht in einer Notschlafstelle ein Dach
über den Kopf suchen.
Ich gehe davon aus, dass wir das alle nicht
wollen. Wir wollen, dass obdachlose Menschen mit Wohnraum versorgt werden. Deshalb stehen wir hinter allen Maßnahmen,
die man hier setzt, um möglichst vielen
Menschen eine Wohnversorgung zukommen zu lassen. Wir sollten hier alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Innsbruck ist
teuer und für viele nicht leistbar. Immer,
wenn das Ranking mit den teuersten Landeshauptstädten veröffentlich wird, ist Innsbruck vorne mit dabei.
Bei uns leben viele Menschen, für die dieses preisliche Niveau nicht zu stemmen ist,
und für die haben wir zu sorgen. Wenn es
kein symbolischer Akt bleibt, dann begrüße
ich diesen Antrag und alle Anstrengungen
sehr. Ich erwarte mir, dass wir möglichst
schnell ins Umsetzen und ins Handeln kommen.
GRin Tomedi: Letztes Jahr war der 30. Todestag von Wolfgang Tschernutter, dem ermordeten Obdachlosen. Anlässlich dessen
wurde erinnert, wie damals mit obdachlosen
Menschen umgegangen wurde. Wenn man
sich das heute so anschaut, dann läuft es
aber leider nicht viel anders. Es haben sich
in den Lebenslagen zwar geringfügige Verbesserungen ergeben, aber im Endeffekt