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Jahr: 2025

/ Ausgabe: 2025_02_27_gr_protokoll.pdf

- S.57

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- 139 -

Daher möchte ich auf folgende Standpunkte
nun näher eingehen:
Rassismus hat ein System!
Rassismus ist ein tief verwurzeltes gesellschaftliches System, das bestimmte Gruppen systematisch benachteiligt - sei es
durch ungleiche Bildungschancen, Vorurteile im Arbeitsmarkt oder eine verzerrte
Geschichtsschreibung.
Wenn zwei gleich qualifizierte Menschen
sich für einen Job oder eine Wohnung am
Innsbrucker Wohnungsmarkt bewerben,
aber die Person mit einem "nicht-österreichisch klingenden Namen" seltener eingeladen wird, ist das kein Zufall, sondern struktureller Rassismus.
Privileg bedeutet nicht, dass jemand ein
"leichtes Leben" hatte, sondern dass Hautfarbe kein Hindernis war. Viele privilegierte
weiße Menschen reagieren defensiv, wenn
über Rassismus gesprochen wird, weil sie
denken, man wolle ihnen ihre eigenen Herausforderungen und Kämpfe absprechen.
Doch "Weißsein" bedeutet nicht automatisch, dass man nie Probleme hatte, sondern nur dass diese Probleme nicht durch
Rassismus verursacht wurden.
Auch hier möchte ich einen Vergleich anstellen: Eine Person, die aus wohlhabenden
Verhältnissen kommt, kann trotzdem Krankheiten, familiäre Probleme und auch finanzielle Unsicherheiten erlebt haben. Doch sie
musste sich nie Sorgen machen, dass sie
nur wegen ihrer Hautfarbe von der Polizei
kontrolliert wird oder in der Schule schlechtere Noten bekommt.
Die eigenen Vorteile erkennen und dann
Verantwortung übernehmen!
Viele Privilegien sind unsichtbar, wenn man
sie immer als "normal" erlebt hat. Auch da
zähle ich mich selbst dazu. Wer nie um sein
Leben fürchten musste, wenn sie/er einer
Polizeikontrolle begegnet, oder nie gehört
hat "Woher kommst du wirklich?", merkt oft
gar nicht, dass das für andere Menschen
Alltag ist.
Eine Wahrnehmung, und ich nenne es bewusst eine Wahrnehmung aus meinem Leben, ist, wenn ich mit meinem dunkelhäutigen Teil der Verwandtschaft unterwegs bin,
dass die Menschen uns anders begegnen.

GR-Sitzung 27.02.2025

Solange sie Kinder waren, sind immer wieder Leute auf die Kinder ohne gewisse
Grenzen wahrnehmend zugegangen. Die
Kinder werden auf der Straße oder im Bus
als süß und lieb bezeichnet und gut integriert, weil sie die Sprache kennen. Am
meisten werden ihre Haare getätschelt und
ihre schöne Haut bewundert. Positiv formuliert kann man eine gewisse Neugierde erkennen.
Im Jugendalter unterwegs mit ihnen begann
sich das Bild zu wandeln. Wir wurden mehr
beobachtet und sie in ihrem Tun kritisch hinterfragt. Ich hatte oft das Gefühl, dass sie
kritischer betrachtet wurden als meine Nichten und Neffen mit weißer Hautfarbe. So reagieren die Leute auch auf meinen erwachsenen dunkelhäutigen Schwager unfreundlicher. Es fallen z. B. Sätze in Geschäften
wie "das wird aber schon auch gekauft und
nicht nur angesehen". Diese Erlebnisse haben mich geschärft, um mir die Frage zu
stellen, wieso das so ist? Noch einmal, das
ist meine Wahrnehmung, jede/r von uns hat
ihre/seine Erfahrungen und Wahrnehmungen.
Diese Erfahrung macht aber vor allem etwas mit den Menschen, die direkt davon betroffen sind. Es prägt sie im Alltag, wenn sie
jeden Tag solche Erfahrungen machen
müssen. Vielleicht macht es sie auch unzufrieden und wütend?
Ich möchte jede/n Einzelne/n unter uns einladen, sich vorzustellen, sich für eine Woche in Innsbruck im öffentlichen Raum zu
bewegen mit der Identität einer dunkelhäutigen
oder muslimischen Person. Welche Situationen wären plötzlich unangenehmer oder gefährlicher? Wo würde man sich vielleicht
weniger sicher fühlen? Mir fallen Situationen
ein.
Rassismus ist also nicht nur Vergangenheit,
sondern Gegenwart!
Manche glauben, Rassismus sei ein Problem von früher oder nur in anderen Ländern
relevant. Doch Rassismus zeigt sich in vielen Formen, von rechtsextremer Gewalt bis
hin zu subtilen Mikroaggressionen im Alltag.
Wir haben bereits ein paar österreich-spezifische Beispiele gehört: