Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2020
/ Ausgabe: 04-Protokoll-20-05-2020.pdf
- S.21
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mitgehen würde. Die Regelungen, die getroffen worden sind, dass wir zuerst Fußball
spielen gehen können, aber nicht zu zehnt
im Theater sein dürfen, sind für mich völlig
unverständlich und weit weg von dem, was
wir brauchen.
Wir haben gesehen, dass das Bildungssystem in vielen Punkten schwächelt - Stichwort Digitalisierung. Wir verlieren sehr viele
Kinder schon in normalen Zeiten in unserem
Bildungssystem, nicht nur aus diesem
Grund, sondern aus vielen anderen Gründen.
Weiters haben wir gesehen, dass wir nur
glauben, in einer emanzipierten Gesellschaft zu leben. Tatsächlich ist Folgendes
passiert: Die Schulen waren zu und
Obsorge und Betreuungsaufgaben wurden
bei den Frauen geparkt. Hier sind die Rückmeldungen wirklich sehr bedenklich und es
gibt sehr viele Frauen, die nach wie vor
auch nach dieser Krise in Teilzeitarbeit bleiben müssen, weil es die gesellschaftliche
Struktur oder das nach wie vor vorhandene
Rollenbild verlangt.
Ich finde, dass wir diese Schwächen ausmerzen und in Zukunft mehr machen sollten, um diese Schwächen loszuwerden, um
dafür die Stärken - Stichwort Innovationskraft - zu fördern. In diesem Sinne glaube
ich, dass wir aus dieser Krise viel lernen
können und eine große Chance haben, in
Zukunft viele Dinge besser zu machen.
GR Mayer: Die InnsbruckerInnen sind
starke, disziplinierte Menschen. Gemeinsam
wurde der Höhepunkt dieser Epidemie mehr
oder weniger überschritten und wir stehen
im Verhältnis besser da als viele andere
Städte.
Die InnsbruckerInnen werden auch in Zukunft noch stark sein müssen, wenn ich an
die Baustellenkrise, die nach der
Coronakrise in der Altstadt folgt, denke.
Auch Geschäftsschließungen und viele Arbeitslose, die uns noch lange beschäftigen
werden, sind zu erwarten. Ich denke auch
an die vielen Familien, Kinder und Jugendlichen, die im Sommer durch die Zugangsbeschränkungen nicht ins Freibad TIVOLI oder
in andere Einrichtungen gehen können.
Während die meisten gezwungen waren, in
Quarantäne zu Hause zu sein und auf die
Kinder aufzupassen, hat es viele Menschen
GR-Sitzung 20.05.2020
gegeben, die den Laden "Innsbruck" am
Laufen halten mussten. Ich weiß, wovon ich
spreche, da es mir selbst so ergangen ist Homeoffice und auf die Kinder aufpassen.
Das sind die sogenannten SystemerhalterInnen. Das sind BauhofmitarbeiterInnen,
Straßenreinigung, Reinigungskräfte usw.
Wir nennen sie "Helden des Alltags", die
mehr verdient haben als Applaus und das
Lob, dass sie so super sind.
Deswegen wird es von uns später noch einen Antrag geben, um ein wenig mehr als
etwas Applaus, also eine kleine Wertschätzung diesen Personen gegenüber, in einem
ersten Schritt zukommen zu lassen.
Wir werden aber aus dieser Krise sicher
nicht herauskommen, indem wir Klientelpolitik betreiben. Das ist etwas, das angesprochen gehört. Es passiert in der Stadt Innsbruck so viel aus Parteitaktik, Populismus
und irgendwelchen Ideologien, das höre ich
von immer mehr Menschen. Es geht gar
nicht mehr um die Sache. Das beste Beispiel ist zurzeit wieder das Autokino.
Da gibt es den großen Feind Auto und deshalb sind wir einfach alle dagegen. Ob die
Idee gut oder schlecht ist, möchte ich an
dieser Stelle gar nicht feststellen. Es geht
hier einfach um Ideologien und Machtspielchen zwischen links, rechts und den ganzen
Parteien, die im Vordergrund stehen. Diese
Machtspiele stehen über den Bedürfnissen
der BürgerInnen.
Für mich gehört das in der Stadt Innsbruck
sehr dringend geändert. Man wundert sich
jedes Mal nach den Wahlen, dass die Wahlbeteiligung so gering ist. Mich wundert das
nicht. Die Menschen sind ja nicht dumm und
bemerken die Streitereien und Scharmützel
nicht nur zwischen den einzelnen Parteien,
sondern auch innerhalb der Stadtregierung
und sogar innerhalb der Parteien.
Daran muss dringend gearbeitet werden.
Wir brauchen einen Schulterschluss aller
Parteien, da es um die Stadt Innsbruck und
ihre BürgerInnen geht. Innsbruck muss wieder nach vorne gebracht werden, damit wir
möglichst wenig Schaden erleiden. Es geht
um die Wirtschaft, den Tourismus und um
jede/n Einzelne/n. Die oberste Prämisse
muss nun sein, dass nicht mehr gestritten
und nicht mehr in Parteitaktiken gedacht
wird, sondern zum Wohle der BürgerInnen.