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Jahr: 2019

/ Ausgabe: 06-Protokoll-19-06-2019_gsw.pdf

- S.13

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schön oder verrückt sein. Man kann die
bunten Bilder als Farbe des Lebens sehen.
Aber oft drückt Graffiti auch Unzufriedenheit
und Revolte aus. Würde man Graffitis in
eine Galerie verbannen, ginge der gesamte
Charakter verloren.
Die Stadt Innsbruck stellt ca. 2.400 m² Fläche bei Durchgängen, Unterführungen sowie unter der Autobahn zur Verfügung. Hier
sind in den letzten Jahren tolle Kunstwerke
entstanden. Es scheint aber so, dass dies
nicht genug ist. Deshalb wird alles besprüht,
was im öffentlichen Raum zur Verfügung
steht, wie zum Beispiel Bahnwagons,
Stromkästen, Mauern, Schaukästen sowie
Privathäuser - ja sogar die neu renovierte
Holztür der Dreiheiligenkirche wurde besprüht.
Bei einem Spaziergang von der Pradler
Straße über die Dreiheiligen- sowie Universitätsstraße in die Altstadt sind wir mit dem
Fotografieren von Graffitis kaum fertig geworden. Wir teilen gerne die Fotos aus, damit alle wissen, wovon wir sprechen. Das
kann aber nicht mehr Kunst genannt werden, sondern nur mehr Sachbeschädigung.
Bei öffentlichen Gebäuden werden die Symbole oder geschmacklosen Worte relativ
schnell entfernt. Bei privaten Häusern muss
der jeweilige Besitzer dafür aufkommen. Die
Kosten werden oft auf höhere Betriebskosten für Mieter umgewälzt. Dies verteuert
den Wohnraum in der Stadt Innsbruck noch
weiter. Wer meint, seine Kunst unerlaubt
anbringen zu können, macht sich strafbar.
Diese Straftat kann laut § 125 des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB)
geahndet werden: Wer eine fremde Sache
zerstört, beschädigt, verunstaltet oder unbrauchbar macht, ist mit einer Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten oder einer
Geldstrafe von bis zu 360 Tagessätzen zu
bestrafen.
Eines ist klar. Viel Graffiti und Sachbeschädigung in einer Stadt deuten auf Unzufriedenheit der Bürger hin. Oft sind es einfach
nur geltungsbedürftige Sprayer. In der Stadt
Innsbruck gibt es dennoch viele Zeichen für
eine unzufriedene Jugendszene.
Das kennen wir aus anderen Gebieten wie
dem Space oder der Teestube. Jeder kennt
eigentlich die sozialen Probleme in Inns-

GR-Sitzung 19.06.2019

bruck. StRin Dengg ist sehr bemüht Lösungen zu finden. Aber wir alle wissen, dass es
sehr schwierig ist.
Warum bringen die Leute Graffitis an: Ist es
Langeweile, Aggression, Aussichtslosigkeit
oder Enttäuschung? Bietet die Stadt Innsbruck den jungen Menschen zu wenig, um
sich in der Stadt wohlzufühlen? Es gibt relativ wenig öffentlichen Raum, wenig Grünflächen und Parks. Vielleicht kann sich die Jugend in der Stadt Innsbruck einfach nicht
richtig entfalten.
Neben Graffiti gibt es noch andere Kunst im
öffentlichen Raum. Zum Beispiel stellen
Straßenmalereien in den Fußgängerzonen
temporäre Kunstwerke dar. Nach dem Regen können wiederum neue Bilder entstehen.
Ein angebliches Kunstwerk hat zu besonders viel Diskussionen geführt und zwar das
Schild "Grüß Göttin". An der Autobahn bei
Kufstein wurde das Schild im Jahre 2016
entfernt, da es Befürchtungen gab, dass die
Ablenkung für Autofahrer zu groß sein und
dies zu vermehrten Unfällen führen könnte.
Bei der Autobahnabfahrt Innsbruck Mitte, einem extrem stark befahrenen Kreisverkehr,
scheint dies keine Rolle mehr zu spielen. Bischof Hermann Glettler hat dazu eine Stellungnahme abgegeben:
"Ich bin mit der permanenten Aufstellung der
Tafel Grüß Göttin am Kreisverkehr, Autobahnabfahrt Innsbruck Mitte, alles andere
als glücklich. (…) Ich sehe den Wert dieses
Kunstwerkes als gelungene temporäre Provokation. Außerdem ist die traditionelle
Grußformel Grüß Gott ein immaterielles Kulturgut unseres Landes. Die Frage ist, ob es
durch Umformulierung nicht zu einer nachhaltigen Beschädigung dieses Grußes
kommt."
Kunst im öffentlichen Raum ist etwas Tolles
und Schönes, aber nur auf dafür vorgesehenen Flächen. Jedem Wildwuchs gehört Einhalt geboten.
(Auf Wunsch werden Wortmeldungen der
MandatarInnen von FPÖ - Rudi Federspiel
nicht mehr gegendert.)
GRin Neßler: Ich war, wie auch andere Mitglieder des Gemeinderates beim "Heart of
Noise Festival" sowie bei "Klangbäumen"
beim Haus der Musik. Es war wirklich schön