Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2019
/ Ausgabe: 06-Protokoll-19-06-2019_gsw.pdf
- S.17
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Kunst, wenn es vielen Menschen missfällt.
Nur muss man dazu sagen, dass die Kunst
in der Stadt Innsbruck relativ einseitig geprägt wird - dies ist eine Tatsache. Die
meisten Kunstwerke sind eher aus der politisch linken Ecke. Ich würde mich sehr
freuen, wenn es dabei auch eine Diversität
geben würde.
Das Schild "Grüß Göttin" wurde aufgestellt.
Aber warum sollte man nicht eine Dornenkrone als politisches Zeichen aufstellen?
Dies eckt bei vielen Personen an und geschichtlich würde es viele Menschen dazu
animieren nachzudenken. Ob bei der Aufstellung der Dornenkrone StRin
Mag.a Schwarzl beim Kreisverkehr Innsbruck Mitte vor lauter Motivation "hin- und
hergesprungen" wäre, bezweifle ich stark.
Deshalb ist die Kunst auch jene, die den
Verantwortlichen in der Stadt Innsbruck politisch am liebsten ist.
(Auf Wunsch werden Wortmeldungen der
MandatarInnen von FPÖ - Rudi Federspiel
nicht mehr gegendert.)
GRin Ringler: Ich möchte auf zwei Gesichtspunkte zum heutigen Thema eingehen. Erstens auf den öffentlichen Raum als
Kunstobjekt und zweitens die Möglichkeit
Kunst im öffentlichen Raum zu präsentieren. Für mich zeichnet sich öffentlicher
Raum dadurch aus, dass er für alle da ist
und darin sehr viele Interessen aufeinanderprallen - manche wollen an einem Ort verweilen und zur Ruhe kommen, andere wiederum wollen unterhalten werden.
Es ist die Aufgabe der Stadt Innsbruck, den
Raum für die BürgerInnen so zu verwalten,
dass möglichst viele dieser Interessen abgedeckt werden können. Bgm.-Stellv.in
Mag.a Oppitz-Plörer hat vor kurzem bei einer Diskussion gesagt, dass die gemeinsame Nutzung von öffentlichem Raum voraussetzt, Rücksicht zu nehmen und sich
gegenseitig nicht einzuschränken. Die gemeinsame Nutzung von öffentlichem Raum
kann nur funktionieren, wenn man mit Respekt und Verantwortung untereinander
agiert.
Das Thema "Öffentlicher Raum als Kunstobjekt" wirft bei mir sofort zwei Fragen auf:
Zum einen die Frage der Ästhetik und zum
anderen die Frage der Praktikabilität. Ich
GR-Sitzung 19.06.2019
maße mir nicht an, Kunst definieren zu können, und denke gleichzeitig, dass dies im
Allgemeinen niemand wirklich kann. Ich bin
mir aber ganz sicher, dass Kunst nicht
dadurch definiert wird, dass sie schön sein
muss.
Kunst muss mich berühren, anregen, mich
zum Nachdenken anregen und mich
manchmal auch erschüttern oder schockieren. Kunst fordert unsere Wahrnehmung
heraus. Sie ist ästhetisch, aber nicht unbedingt harmonisch und schön. Kunst im öffentlichen Raum soll nicht als etwas Belangloses betrachtet werden.
Deshalb wäre ich sehr vorsichtig damit, öffentlichen Raum als Kunstobjekt zu sehen,
weil ich es schwer finde, alle raumplanerischen Überlegungen mit der Erwartung zu
belegen, dass sie auch Kunst sein müssen ich finde es fast unmöglich bei jedem Park,
jeder Fläche etc. künstlerische Kriterien miteinzubeziehen.
Eine Herausforderung, die hierbei miteinfließt, stellt die Praktikabilität dar. Sie ist
eine Grundvoraussetzung für Kunst, die der
Öffentlichkeit permanent zur Verfügung gestellt wird. In einem Punkt sehe ich aber
sehr großes Potential. Dabei kann ich mich
GRin Heisz anschließen - ich spreche von
Architektur.
Die Talstation der Hungerburgbahn von
Zaha Hadid wurde heute schon erwähnt.
Daran kann man erkennen, dass so viele
symbolische Aspekte miteinbezogen wurden, dass es als künstlerisches Gebäude einen Mehrwert für die Allgemeinheit darstellt.
Ich spreche mich dafür aus, dass Überlegungen im Hoch- und Tiefbau ruhig mutiger
sein können. Es können dabei einfach Akzente gesetzt werden.
Schönheit ist nicht etwas Objektives und
man muss damit rechnen, dass der Aufschrei bei etwas Ungewohntem und Neuem
sehr groß sein kann. Wie die Erfahrung mit
verschiedenen Objekten in der Stadt Innsbruck schon gezeigt hat, weicht die Skepsis
mit der Zeit und gibt der Begeisterung
Raum - zum Beispiel beim Haus der Musik.
Wenn etwas im öffentlichen Raum Kunstobjekt per se repräsentiert, ist das für mich vor
allem Architektur.
Öffentlicher Raum bietet die Möglichkeit
Kunstobjekte selbst zu präsentieren. Es