Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2019
/ Ausgabe: 06-Protokoll-19-06-2019_gsw.pdf
- S.38
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 499 -
StRin Dengg: Müssen dann wieder andere
Gleise gelegt werden, oder kann man die
jetzigen Bahnen für das verwenden?
DI Baltes: Der Versuch in der Hafencity ist
ein Busversuch, also ohne Schieneninfrastruktur. Automatisches Fahren auf Schienen ist immer leichter als mit Gummirädern.
Das zeigen auch Versuche im Bereich der
U-Bahnen und Stadtbahnen, da gibt es
schon vollautomatische Systeme. Von
Dubai bis Nürnberg kann man sich inzwischen schon alles anschauen. Da sind die
Probleme weitestgehend gelöst.
Mit einer solchen Bahn wird sehr viel im
Straßenraum ohne eigenes Gleis gefahren.
Die Probleme sind dann im freien Straßenraum die gleichen wie für Busse. Eine Infrastruktur wird nicht im Sinne von Schienen
für autonomes Fahren gebraucht, sondern
in Form von Sensorik und Rechnern. Das
heißt, dass die Fahrzeuge auf einer definierten Strecke permanent geortet und gelenkt
werden.
Damit die Fahrzeuge fahren können, brauchen sie sehr viele Sensoren. Sie müssen
eine Taube von einem Ball unterscheiden
und eine Plastiktüte von einem fliegenden
Blatt. Ich habe einmal einen Film aus
Mexico City gesehen, in dem Volkswagen
mit einem völlig autonomen Fahrzeug vollgepackt mit Kameras durch die Stadt gefahren ist. Das war hochinteressant. Das Fahrzeug fuhr sehr langsam, aber es ist durchgekommen und hat den Eselskarren nicht
umgefahren, der im Weg stand.
Da ist noch so viel Entwicklungsarbeit zu
leisten, aber die Infrastruktur, die wir dann
sehen werden, wird verbaute Infrastruktur
sein und keine Infrastruktur in Form von
Schienen oder Leitungen.
StRin Dengg: Wären unsere Straßenbahnen dafür geeignet?
DI Baltes: Ja sicher, durch die Adaptierung
der Steuerungstechnik und einen Umbau
könnte man damit arbeiten. Nur bitte, in 30
Jahren fahren unsere Straßenbahnen nicht
mehr, weil sie eine Lebensdauer von 20 bis
25 Jahren haben. Straßenbahnen sind aber
genauso in der Entwicklungsarbeit enthalten
wie Busse und PKW´s.
StRin Dengg: Ich habe jetzt nur gefragt, weil
wir ja in 20 Jahren wieder neue Straßenbahnen kaufen werden müssen.
GR-Sitzung 19.06.2019
DI Baltes: Da muss dann darüber geredet
werden.
GR Kunst: Sie haben uns erklärt, dass ab
dem Jahr 2021 gemäß der neuen EU-Richtlinie 45 % saubere Fahrzeuge angekauft
werden müssen oder sollten. Inwieweit trifft
das die IVB? Haben Sie da schon eine
Schätzung, wie viele Fahrzeuge laut diesem
Standard neu angeschafft werden müssen?
DI Baltes: Ziel der EU ist natürlich die vollständige Umstellung des Fuhrparks. Die
Formulierung weiß ich jetzt nicht ganz wortwörtlich, aber ich versuche es: 45 % der jeweils in einem Jahr beschafften Fahrzeuge
müssen saubere Fahrzeuge sein. Wir haben nach ÖPNV-Vertrag, den wir verhandelt
haben, pro Jahr etwa acht Fahrzeuge in
Neuanschaffung, also müssen vier davon
saubere Fahrzeuge sein.
Man muss sich aber überlegen - auch das
müssen wir miteinander diskutieren, ob das
vernünftig ist. Es muss dann sofort die
Strom- und Gasversorgung oder was auch
immer, als Infrastruktur daneben gebaut
werden. Macht es Sinn, nur vier Fahrzeuge
zu kaufen oder gleich acht? Oder versucht
man ein Jahr auszusetzen und dann gleich
16 Fahrzeuge zu kaufen? Die Direktive lässt
nur diese Spielregeln zu und die gelten für
alle - von Paris über Madrid bis Porto. Wir
werden uns auch in irgendeiner Form damit
arrangieren müssen.
Das Problem im Augenblick - und da wird
die nationalstaatliche Regelung sehr interessant werden - ist jenes, dass die Nationalstaaten sagen könnten, die Regelung gilt
für alle in Österreich beschafften Fahrzeuge
und davon 45 %. Die Frage ist nur, wer
die/derjenige ist und wer nicht. Hält man
das vor Ort kommunalpolitisch aus, nicht
dabei zu sein oder ist das vernünftig?
Das sind alles Fragen, die uns beschäftigen
werden. Für uns wäre es natürlich angenehm, wenn der Städtebund und der Fachverband aktiv würden. Diese Dinge sind bereits angedacht, es müssen aber Positionen
gefunden werden, da alles relativ neu ist.
GR Depaoli: Ich hätte sehr viele Fragen,
aber das würde den Rahmen sprengen. Ich
beschränke mich auf die Punktlandung Patscherkofel. DI Baltes, ich wollte Sie fragen,
warum nur eine Bergfahrt lösbar ist und
nicht eine Fahrt bis zur Mittelstation? Wenn