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Jahr: 2017

/ Ausgabe: 06-Protokoll_24.05.2017.pdf

- S.27

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- 345 -

man wachsam sein. Die Medienhäuser
müssen aus verschiedenen Überlegungen
heraus sparen, zum Beispiel wegen der
Konkurrenzsituation - vor allem durch die
Social Media. Die JournalistInnen sind lange nicht mehr so gut und umfassend ausgebildet wie früher - das stelle ich ganz
neutral fest. Ich überlege mir manchmal, wie
wohl die Gehaltsstruktur der jungen KollegInnen im Radiobereich und bei den Printmedien aussieht. Die Bezahlung ist wirklich
auf einem kritischen Niveau! Auch wird
ihnen keine Ausbildung ermöglicht.
Dazu bringe ich ein Beispiel. Ich bin mit einer jungen Journalistin, die nebenbei studiert hat, wegen einer Angelegenheit betreffend die Innsbrucker Kommunalbetriebe AG
(IKB) zusammengesessen. Ich hätte der
Redakteurin alles erzählen können, weil ich
einen viel höheren Wissenstand habe. Da
beginnt das Problem des Journalismus:
Wenn ich über etwas schreibe, brauche ich
als Grundlage einen gewissen Informationsstand. Daher sind eine gute Ausbildung
und eine bessere Bezahlung Voraussetzung
für eine qualitative Medienarbeit. Momentan
haben wir es mit der Generation der PraktikerInnen zu tun, was auch in der Medienlandschaft Einzug gehalten hat. Das gefährdet längerfristig die Medien selbst. Denn
wenn sie ihren Anspruch halten wollen,
müssen sie auf die Ausbildung der MitarbeiterInnen Wert legen.
Es gibt dafür positive Beispiele, auch bei
uns in Tirol. Andererseits gibt es auch RedakteurInnen, bei denen mir vorkommt, ein
Kindertraum ist einfach in die Realität umgesetzt worden, obwohl sogar die Deutschkenntnisse dafür fehlen. Das sieht man
auch bei einigen Medien in unserer Umgebung. Das ist für die Presse natürlich eine
bedenkliche Entwicklung, der man auch seitens der Politik und der Gesellschaft entgegenwirken muss. Für die JournalistInnen ist
es ein sehr unbefriedigender Zustand. Eigentlich wäre das aber ein schöner Beruf.
Auch ich halte es für sehr gefährlich, dass
es nur mehr wenig investigativen Journalismus gibt. Ich komme aus der Public Relations (PR)-Branche und weiß auch, wie die
Politik denkt. Zunächst steht sie dem positiv
gegenüber, dass die JournalistInnen sehr
unreflektiert agieren. Bald kommt man dann
aber drauf, dass das gar nicht optimal ist.
Gutes Marketing, gute Politik, gute PRGR-Sitzung 24.05.2017

Arbeit wird ja erst dann sichtbar, wenn es
der kritischen Prüfung durch JournalistInnen
standhält. Dafür benötigt es aber gut ausgebildete RedakteurInnen, die sich in ihren
Themenfeldern bestens auskennen.
Die Entwicklung ist momentan äußerst kritisch. In manchen Ländern ist bereits sichtbar, dass das zu politischen Verwerfungen
führt, die mit der Realität überhaupt nichts
mehr zu tun haben. Wenn Menschen draufkommen, dass das, was sie bisher als wahr
angenommen haben, gar nicht wahr ist,
dann versuchen sie gar nicht, die Konsequenz daraus zu ziehen. Sie empfinden das
einfach als virtuelles Spiel. Das geht aber
nur so lange gut, bis die Realität sie irgendwann mit voller Härte einholt. Das äußert
sich dann in sozialen Verwerfungen oder
sogar in Kriegen, wie wir in unserem weiteren Umfeld bemerken müssen.
Ich möchte die BürgerInnen motivieren,
Nachrichten zu evaluieren. Wir PolitikerInnen sollten das sowieso tun. Gerüchte hat
es immer schon gegeben, auch in der Stadt
Innsbruck. Vielleicht ist der Journalismus
aber bei uns einfach deshalb auch auf einem besonders hohen Niveau, weil alles
leicht überprüfbar ist. Bei 150.000 EinwohnerInnen ist das Geschehen dann doch so
durchlässig, dass man als JournalistIn längerfristig ja gar nicht einfach etwas ohne
Grundlage behaupten kann. Im lokalen und
regionalen Bereich müssen die JournalistInnen dieser Prüfung tagtäglich standhalten. Wenn die Glaubwürdigkeit verloren gegangen ist, dann greifen die LeserInnen
auch nicht mehr auf das Medium zurück.
Auf nationaler Ebene ist die Sachlage ein
bisschen eine andere. GR Federspiel hat
sich schon kritisch dazu geäußert. Was hier
oft an Meinung transportiert wird, ist nicht
immer ganz stichhaltig. Auch das Vermischen der Textsorten, von Kommentar und
Bericht - was gerne gelesen wird, weil es
spannend ist -, ist eine Entwicklung, die
zwar modern wirkt, aber letztendlich der
Wahrheitsfindung und dem Transport von
Inhalten wenig zuträglich ist.
Zum Schluss möchte ich die BürgerInnen
noch einmal motivieren, so wie ein/e gute/r
JournalistIn mehrere Informationen zu einem Thema einzuholen. Gerade im Bereich
der Social Media sehr vorsichtig zu sein und
immer im Auge zu haben, von wem und wie