Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2017
/ Ausgabe: 06-Protokoll_24.05.2017.pdf
- S.26
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Pseudonymen. Objektiv hat das zum großen Teil nichts mehr mit der Wahrheit zu
tun. Mit diesem Problem muss man sich
auseinandersetzen und Lösungen finden.
Selbstverständlich setzt jede/r RedakteurIn
ihren/seinen Namen unter ihren/seinen Artikel. Diese Personen sind greifbar. Bei Postings ist das nicht so. Da kann man die Person nicht erkennen. Selbst bei strafbaren
Äußerungen ist es ganz schwer, ihr habhaft
zu werden.
Bei der Vielzahl an ständigen Fake News ist
es de facto unmöglich, die PosterInnen
sichtbar zu machen. Als Ergebnis hat man
dann, dass sich irgendwelche Fake News
als state of the art so verfestigen, dass viele
sie für bare Münze nehmen. Es will zwar
niemand gesagt haben, aber irgendwann
nimmt man es durch die stetige Verbreitung
im Netz als Wahrheit hin. Das ist wirklich ein
großes Problem. Hier sollten wir in der Gesetzgebung Lösungen andenken. Ich persönlich glaube nicht, dass man es mittelfristig dulden sollte, anonym zu posten. Jede/r
sollte ihren/seinen Namen unter ihre/seine
Äußerung setzen. Ich weiß schon, dass das
rechtlich schwierig durchzusetzen ist. Man
sollte sich in dieser Hinsicht aber dringend
etwas überlegen.
Die Printmedien möchte ich insofern in
Schutz nehmen, als keine der in Tirol ansässigen absichtlich falsche Geschichten
verbreitet. Ich habe auch keine Angst, dass
die Medien auf irgendeine Art nicht mehr
frei wären, so wie Sie das befürchten, GR
Dr. Stemeseder. Dass ich manchmal nicht
mit dem zufrieden bin, was drinsteht, ist
wieder eine andere Geschichte. Das geht
uns aber allen so und ist der Funktion einer/s jeden Einzelnen von uns geschuldet.
StR Gruber: Ich bedanke mich zunächst
bei meinen VorrednerInnen. Sie haben das
Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet. Ich glaube, von GR Federspiel bis zu
GR Grünbacher war alles richtig, was gesagt wurde. Letztendlich ist das eine der
größten Fragestellungen unserer Zeit.
Jede/r, die/der sich mit dem Thema Journalismus oder Medienvielfalt im Allgemeinen
auseinandersetzt, kann seriöserweise gar
nicht sagen, wohin die Reise geht. GR Federspiel hat die Schicksalsgemeinschaft
zwischen Politik, VerantwortungsträgerInnen in der Wirtschaft und den Medien herGR-Sitzung 24.05.2017
ausgestrichen. Eine gewisse Filterfunktion
hatten die Medien immer schon. Fehlentwicklungen hat es in allen Perioden gegeben, nicht nur in Zeiten von Diktaturen. Die
Medien wurden immer auch schon missbraucht bzw. haben sie selbst oder ihre EigentümerInnen manchmal auch die BürgerInnen missbraucht, um politische Meinungen zu etablieren.
Die Frage, wer in Innsbruck die politische
Meinung macht, möchte ich wie folgt beantworten: Zuallererst müssen die InnsbruckerInnen ihre Meinung selbst bilden. Diese
Motivation möchte ich vielen Menschen im
Zuge unserer Gespräche mitgeben, dass
man die Dinge kritisch hinterfragen sollte.
Eigentlich das, was die JournalistInnen
auch tun müssen - zwei, drei Betrachtungswinkel einnehmen, um eine gewisse Wahrheit zu erkennen. Das müssen wir den BürgerInnen immer auch motivierend zu verstehen geben. Ansonsten ist nämlich jemand, die/der nur eine Informationsquelle
zu einem Thema hat, auch die/der, die/den
die Hunde beißen.
Ich glaube, dass die Tiroler Medien ihren
Job richtig machen. Natürlich haben sie
verschiedene Tonalitäten und unterschiedliche Betrachtungsweisen. Auch gibt es politische Bewertungen von JournalistInnen.
Mir gefallen die Kommentare als Textsorte
sehr gut. Manchmal gibt es auch Mischformen. Der Journalismus hat überhaupt nur
eine Chance zu bestehen, wenn er bei all
diesen Entwicklungen, die wir in der westlichen Welt erleben dürfen, auf Schiene
bleibt. Dann wird er sich auch von den Fake
News und den Beiträgen auf Social Media
unterscheiden. Es ist interessant, dass die
öffentliche Meinung immer noch viel stärker
durch die klassischen Medien als durch die
neuen gemacht wird. Beide sind aber in einer gewissen Partnerschaft verbunden.
Nicht nur, weil die klassischen Medien auch
Themen der Social Media aufgreifen, sondern weil sie sich auch in der Themenfindung gegenseitig ergänzen. Ein/e JournalistIn lebt ja nicht einsiedlerisch irgendwo abgeschnitten von den täglichen Realitäten.
Es wird in einem großen Teil der Bevölkerung Meinung produziert und die Medien reflektieren diese.
Ich war selbst Journalist und Mediengewerkschafter. Daher weiß ich, woher für die
Medien Gefahr droht. Dahingehend muss