Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2017
/ Ausgabe: 06-Protokoll_24.05.2017.pdf
- S.30
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von Ihnen vielleicht ein falsches Bild vor
Augen. Wir reden nicht von "let"s go to San
Francisco with flowers in your hair". Nein,
wenn die StudentInnen beim Abschluss in
ihrem Zeugnis Master of Peace stehen haben, dann heißt das, dass sie nicht nur eine
wissenschaftlich beinharte Ausbildung absolviert haben - nein, während des Studiums haben sie sich auch mit der österreichischen Wasserrettung durch Gebirgsbäche gekämpft und mit dem österreichischen
Bundesheer in der Wattener Lizum geübt.
Im Rahmen ihrer Ausbildung gehen sie
wirklich an die Grenzen ihrer geistigen und
körperlichen Leistungsfähigkeit.
Warum tun sie das? Weil sie eben z. B. mit
dem Bundesheer oder bei Manövern mit der
Nord Atlantic Treaty Organization (NATO)
die Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft oder zivilen Behörden und militärischen Einsatztruppen im Rahmen von
Peacemaking und -keeping üben. Viele dieser StudentInnen haben schon Praxiserfahrung und machen quasi berufsweiterführend
diese spezielle Ausbildung zum Master of
Peace. Sie tun dies an unserem Institut im
Rahmen der School of political and social
sciences. Das Institut ist weltweit für seinen
Ansatz in Forschung und Lehre anerkannt.
Es ist nicht nur sehr gut vernetzt - von spanischen bis lateinamerikanischen Universitäten, Cambridge etc. -, sondern hat weltweit einen sehr guten Ruf. So hat sich die
Universität Cambridge schon erkundigt, wie
der Lehrplan aussieht und wie man es
schafft, so ein hohes Niveau zu etablieren.
Bis zu einem gewissen Grad möchte
Cambridge vom Institut in Innsbruck den
Lehrgang abkupfern.
Unser Institut hat einen ganz speziellen Ansatz - er wird Conflict Transforming genannt. Das bedeutet in schlichtem Deutsch,
dass man Konflikte nicht wegwünschen oder wegpredigen kann. Nein, es gibt sie einfach. Wie wir aber wissen, hält sich in jedem
Konflikt jede Seite für absolut im Recht und
die/den GegnerIn für das absolut Böse. Das
kann man eben nicht wegdiskutieren oder
wegpredigen. Es geht darum, durch den
Einsatz von zivilgesellschaftlichen Instrumenten Konflikte auf eine Ebene zu bringen
und zu transformieren, auf der man reden
und arbeiten kann. Man schaut, sie von der
Ebene der absoluten Gegnerschaft auf eine
solche zu bringen, auf der man verhandeln,
GR-Sitzung 24.05.2017
miteinander reden, die Konflikte bearbeiten
und meist ganz pragmatische Teillösungen
finden kann, die zur Entspannung beitragen.
Das ist ein wesentlicher Ansatz dieses Instituts an unserer Universität Innsbruck.
Den Lehrstuhl und die Ausbildung für die
Studierenden gibt es seit über zehn Jahren.
Jährlich findet sich ein bunter Haufen von
StudentInnen aus aller Welt ein. Sie kommen in die Stadt Innsbruck und zerstreuen
sich danach wieder in alle Himmelsrichtungen. Wir haben uns entschieden, diese Arbeit, die eine ganz tolle Arbeit ist, durch ein
Stipendium zu würdigen, eben auch deshalb, damit Leute, die aus der Berufswelt
kommen oder auch begabte Studierende
aus weniger begüterten Familien, das Studium hier in der Stadt Innsbruck absolvieren
können. Sie werden nach Abschluss in alle
Welt hinausziehen und darüber berichten,
dass Innsbruck eine bunte, vielfältige Stadt
der Menschenrechte ist, eine Stadt der Offenheit und der Demokratie, in der sie nicht
nur viel gelernt haben, sondern sich auch
wohlfühlen konnten.
Den guten Ruf unserer Stadt in der Welt zu
verbreiten ist natürlich auch eines der Motive - wie ich glaube, ein ehrenwertes -, um
so ein Stipendium zu vergeben. Ich hatte
bei akademischen Feiern oder auch Vorträgen schon mehrmals die Gelegenheit, die
Menschen an diesem Institut kennenzulernen. Ich kann Ihnen sagen, das ist eine so
hochmotivierte, bunte, optimistisch eingestellte und lebenslustige Truppe, dass es
eine Freude ist, ihr beim Arbeiten zuzusehen. Es wurde ausgemacht, dass das Institut im Rahmen unserer Kooperation einmal
im Jahr an uns VertreterInnen der Stadtgemeinschaft bzw. über die Medien an die Öffentlichkeit wendet und von seiner Tätigkeit
in Forschung und Lehre berichtet. Im Gemeinderat wird es daher einmal im Jahr eine Präsentation geben. Mir ist das wahnsinnig wichtig.
Es ist nicht nur eine Freude, mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten, es ist schlichtweg
auch wichtig. Jeder Einsatz in jedem Konflikt der Welt, der dazu beiträgt, ihn zu entschärfen, Gewalt nicht eintreten zu lassen
bzw. zu vermindern, bedeutet, die Welt ein
Stückchen besser zu machen. Wenn viele
das tun, dann wird sie viel besser. Die Welt
besser zu machen ist ja auch der Grund für
jede/n Einzelne/n von uns 40 MandatarIn-