Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2017
/ Ausgabe: 06-Protokoll_24.05.2017.pdf
- S.33
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den nächsten zwei Monaten zu arbeiten.
Wenn sie das nicht hinbekommen, dann
sollten sie besser nicht in den Irak oder
nach Syrien als FriedensarbeiterInnen gehen, denn es könnte gut sein, dass die Herausforderungen dort zu groß sind. Wir haben aber natürlich auch gewisse Methoden
und Werkzeuge, mit denen wir diese Situationen bearbeiten können.
Das Pilotsemester wurde im Jahr 2002 am
Management Center Innsbruck (MCI)
durchgeführt. Es hat sich erwiesen, dass
strukturell einige Dinge nicht ideal sind. Von
Anfang an war uns die Zusammenarbeit mit
den Universitäten rund um den Globus
wichtig. Wir hätten das erste Semester gar
nicht durchhalten können ohne die Unterstützung durch die Universität Jaume I aus
Castellón de la Plana in Spanien, wo es
schon ein etabliertes Programm dieser Art
gab. Von dort wurden uns die ersten Studierenden geschickt, an denen wir unseren
Lehrgang sozusagen ausprobieren und weiterentwickeln konnten. Es gab also bereits
von Beginn an einen interuniversitären Kooperationsvertrag.
Im Jahr 2004 sind wir dann zum Tiroler Bildungsinstitut Grillhof übersiedelt, der seither
unsere Homebase ist. Es ist einfach ein
idealer Standort für alle unsere Zwecke. Die
StudentInnen sind einerseits an die Stadt
Innsbruck angebunden, andererseits draußen im Grünen. Sie können eine eigene
Gemeinschaft bilden und sich ungestört mit
sich selbst befassen. Trotzdem bekommen
sie keinen Lagerkoller und können ab und
zu hinunter in die Stadt fahren, um ein Eis
zu essen. Sie finden also eine ideale Mischung vor. In der Leitung des Grillhofs haben wir grandiose KooperationspartnerInnen gefunden, die auf dieses spezifische
Publikum sehr flexibel eingehen.
Mag. Jenewein, der Institutsleiter des Grillhofs, ist Ihnen wohl allen bekannt. Da das
Bildungsinstitut eine Einrichtung des Landes
Tirol ist, senden wir eine tolle Botschaft hinaus in die Welt, dass wir in der Lage sind,
offen, seriös und interkulturell solch eine
akademische Ausbildung zu organisieren.
2004 haben wir uns auf die Suche nach lokalen PartnerInnen gemacht, um diese Aktionen, wie wir sie heute im Lehrplan haben,
durchführen zu können. Die erste Partnerin
war die Landesfeuerwehrschule in Telfs. Es
ging uns darum, nicht nur im Hörsaal zu
GR-Sitzung 24.05.2017
vermitteln, wie man sich im Fall eines Brandes verhält. Feuer ist eine stets präsente
Gefahr in Konfliktregionen. Wir wollten mit
den Studierenden in ein Trainingsgebiet gehen, wo sie unter sicheren Bedingungen
dieser Herausforderung ausgesetzt werden.
Die Studierenden können sich in der Bedrohungslage beobachten und selbst kennenlernen. Es erweist sich dann, dass die/der
eine Höhenangst und die/der andere Angst
im Dunkeln oder bei großer Lärmentwicklung hat. Das sind Aspekte, die man normalerweise nicht so genau von sich selbst
weiß. Der Erfahrungs- und Verträglichkeitshorizont kann dadurch erweitert und trainiert
werden. Zudem wird man auch kognitiv geschult und lernt, wie man die unterschiedlichen Arten von Brandherden bekämpft oder
wie man sich bei einem brennenden Fahrzeug nach einem Unfall verhält.
Zudem ist es ein perfektes Teamtraining. Es
geht darum, als Teil einer Gruppe zu funktionieren, wenn man unter Stress steht. Hört
man die Anordnungen des Squad Leaders?
Geht die Phantasie mit einem durch? Ist
man nicht aufmerksam? Hält man die/den
eine/n oder andere/n in Notsituationen nicht
aus? Wir haben sehr oft eine Trainingseinheit gemacht, bei der wir Frauen aus dem
südlichen Raum zu Squad Leadern gemacht haben. Es gibt tatsächlich Männer,
die das nicht akzeptieren. Natürlich ist das
in der Stadt Innsbruck längst nicht mehr der
Fall. Aber weltweit kommt das immer noch
vor, dass ein Mann kein Kommando einer
Frau entgegennimmt. Damit kollabiert das
ganze Team. Somit ist dieser Aspekt höchst
einsatzrelevant. Es geht um ein Sicherheitsrisiko und muss bearbeitet werden.
Auch in der Natur-, Wildnis- und Lebensschule Native Spirit in Pfunds können wir
solche Dinge trainieren. Anhand der Erfahrungen des Pilotsemesters und aufgrund
des Universitätsgesetzes 2002 haben wir
ein neues Curriculum geschrieben, in das
diese Elemente bereits eingearbeitet worden sind. Veröffentlicht wurde es im Jahr
2004. Man sieht auf dieser Folie, dass wir
versucht haben, viele herausfordernde Elemente einzubauen. Das Foto zeigt einen
Studierenden auf einem Flying Fox, auf
dem unteren Bild haben wir die TeilnehmerInnen bei einer Theateraufführung fotografiert. Diese Aspekte haben wir in den Lehrplan aufgenommen, weil es wiederum di-