Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2017

/ Ausgabe: 06-Protokoll_24.05.2017.pdf

- S.34

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 06-Protokoll_24.05.2017.pdf
Ausgaben dieses Jahres – 2017
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
- 352 -

daktisch einfach viel leichter möglich ist, Inhalte zu transportieren, wenn man sie ausführt und darstellt, also ganzkörperlich aktiv
ist. Natürlich gibt es zudem aber auch noch
Vorträge.
Besonders wichtig war ab dem Jahr 2005
die Kooperation mit dem österreichischen
Bundesheer. Wir hatten das Glück, das bis
heute anhält, dass der Landesmilitärkommandant von Tirol für diese Art der Zusammenarbeit sehr offen ist. Wir haben dieselbe
Einstellung, dass ein/e Soldat/in, wenn
sie/er nach österreichischem Recht und
Ethik ihren/seinen Beruf ausübt, ein/e FriedensarbeiterIn ist. Sie/Er verwendet nur ein
anderes Werkzeug als ein/e zivile/r MitarbeiterIn einer internationalen Organisation,
welcher Art auch immer.
So haben wir über mehr als zehn Jahre mit
dem Bundesheer gemeinsam ca. 25 jeweils
einwöchige Übungen durchgeführt. Dabei
wurden spezifische Szenarien erarbeitet,
wie wir Aspekte der zivilen Friedensarbeit
unter gewalttätigen Rahmenbedingungen
durchführen können. Unser Publikum ist zu
einem sehr hohen Anteil weiblich. Da geht
es dann z. B. darum, wie sich Frauen in einer heißen Konfliktregion verhalten können,
welche spezifischen Gefahren bestehen,
wie man kommuniziert oder wie man kulturelle Grenzen durchschreitet usw. Alle diese
Fragen können wir dank der Kooperation
mit dem österreichischen Bundesheer üben.
Im Laufe der Zeit ist unser Lehrgang international sehr bekannt geworden und das
drang auch zur United Nations Educational,
Scientific and Cultural Organization (UNESCO) durch. Man hat sich besonders deshalb für uns interessiert, weil wir den Lehrplan ganz anders aufgebaut haben, als man
das landläufig unter dem Titel Peace and
Conflict Studies in verschiedenen Ländern
der Welt kennt. Man hat das näher unter die
Lupe genommen und evaluiert. Das Resultat war außerordentlich positiv, weshalb wir
dann im Jahr 2008 zum UNESCO Chair for
Peace Studies erhoben wurden. Seither
führen wir unser Programm unter diesem
Titel weiter. Es wird alle vier Jahre evaluiert,
zuletzt war das 2015 der Fall. Wiederum
haben wir das Prädikat "ausgezeichnet"
verliehen bekommen, das nun bis zum
Jahr 2019 Gültigkeit hat.

GR-Sitzung 24.05.2017

Wir dürfen eine sehr rege Forschungs- und
Publikationstätigkeit für uns verbuchen. Dabei versuchen wir, die Farben der Universität Innsbruck auf den Buchcovers mitzutransportieren. Eine Art Corporate Design
soll dadurch vermittelt werden. Wann immer
dieses Logo in diesen Farben auftritt, geht
es um den Innsbrucker Ansatz. Die Bücher,
die Sie hier abgebildet sehen, sind international zum Standard für das Fach geworden.
Wir haben aufgrund der Erfahrungen im
Jahr 2012 ein drittes Curriculum entwickelt,
in welches wir wieder neue Aspekte eingebaut haben. Ich kann heute nicht auf Details
eingehen. Vielleicht ist aber diese Kurve der
curricularen Didaktik und Dynamik für Sie
interessant. Im Lauf der Semester haben
wir Erfahrung darin bekommen, wie sich eine international besetzte Gruppe durch die
zwei Monate der Präsenzphase dynamisch
durchbewegt. Wir konnten die entsprechenden Lehrveranstaltungen genau an diese
Erfahrungswerte anpassen und zu dem
Zeitpunkt platzieren, zu dem sie den größten Effekt haben.
Die Trainingswoche mit dem Bundesheer
können wir nicht einfach irgendwann in das
Programm nehmen, sondern sie setzt eine
vorausgehende Gruppenintegration und eine nachlaufende Bearbeitung voraus. Es
geht dort nämlich ziemlich heftig zur Sache.
Wir haben den Ruf, das härteste Trainingsprogramm der Welt im Zuge von Peace und
Conflict Studies anzubieten. Daher müssen
wir mit den Studierenden, die zum Teil
selbst aus Konfliktzonen kommen und
traumatisierende Erfahrungen hinter sich
haben, auch nacharbeiten, um sicher zu
gehen, dass diese auf zwei Beinen stehen
können, wenn sie aus der Stadt Innsbruck
wieder abreisen. Zeitweise schweben sie
nämlich - manchmal nicht auf positive Weise. Diese Dinge müssen also genau bedacht werden. Am Ende des Semesters haben wir introspektive Workshops, damit die
StudentInnen eben wieder Boden unter den
Füßen fassen können. Die Inhalte sind in
diese ganzen Abläufe hineingepackt.
Ich glaube, es ist weltweit einzigartig, wie
wir in Innsbruck diese Dynamiken, die sich
in Gruppen herausbilden, in die Didaktik
und das akademische Programm einbinden.