Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2022
/ Ausgabe: 07-2022-06-22-GR-Protokoll_opt_18.59.52.pdf
- S.32
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Im Juli 2021 wurden die Rahmenbedingungen festgelegt. Wir haben uns entschlossen, einen zweistufigen Wettbewerb durchzuführen. Im März 2022 hat eine Jurysitzung das heute zu beschließende Projekt
"Zeitpunkte" der Firma Proxi Design aus
Hohenems zum Sieger gekürt. Es wurde im
Kulturausschuss einstimmig und mit großer
Begeisterung angenommen. Heute liegt es
uns im Gemeinderat vor.
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich
beim Kulturausschuss für die intensive Zusammenarbeit bedanken. Wir sind stolz darauf, viele Projekte zu haben, die sich dem
Thema Erinnerungskultur annehmen. Eine
gute Erinnerungskultur zu haben, ist sehr
wichtig für eine Stadt.
Die "Zeitpunkte" bestechen durch Schlichtheit. Ihre Form und deren Inhalt ist stimmig.
Ich freue mich darauf, mit Euch allen heute
den Beschluss zu fassen und das Ergebnis
der Öffentlichkeit vorstellen zu dürfen.
Ein Prototyp wird uns im Herbst zur Verfügung stehen. Die "Zeitpunkte" sind als Privatinitiative ausgelegt. Interessierte Menschen können die Sache selbst in die Hand
nehmen. Wir werden mit einigen "Zeitpunkten" starten, um allen zu zeigen, wie diese
Gedenkzeichen aussehen können. Dadurch
wollen Privatpersonen ermutigen, dieses
Angebot anzunehmen.
Parallel dazu wird es eine Homepage geben. Über einen QR-Code, der auf den
"Zeitpunkten" zu finden ist, wird man auf
diese Website weitergeleitet. Dort gibt es
vertiefende Informationen zu den Personen,
derer erinnert wird.
Wenn wir dieses Projekt heute beschließen,
entscheiden wir uns für ein kleines Leuchtturmprojekt, das vielleicht als wegweisende
Alternative für andere Städte dient, die sich
auch gegen Stolpersteine entscheiden.
(Beifall)
GRin Heisz: Die Vorgeschichte des Projektes hat StRin Mag.a Schwarzl gerade skizziert. Wir haben viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt. Hoffentlich wird es heute einstimmig beschlossen.
Worum geht es bei diesen "Zeitpunkten"?
Es geht darum, in der Nähe der letzten freigewählten Wohnsitze der Opfer des Holocausts persönliche und individualisierte Gedenkzeichen anzubringen. Der wichtige
GR-Sitzung 22.06.2022
Grundaspekt besteht darin, den Toten ihre
Namen zurückzugeben. Wir wollen ihnen
auch ihre Würde wiedergeben.
Wer von uns kann sich etwas Konkretes darunter vorstellen, wenn wir lesen, sechs Millionen Juden und Jüdinnen wurden ermordet? Wer von uns kann sich diese Zahl an
Toten wirklich vorstellen? Wenn wir einzelne Namen kennen, wissen wir, es handelt sich um Menschen und nicht bloß um
Ziffern und Zahlen.
Das Projekt, welches uns von der Firma
Proxi Design vorgelegt wurde, hat uns in
der Jury mit offenen Mündern zurückgelassen. Es ist schlicht, still und persönlich.
Dadurch entwickelt es eine derartige Wucht,
derer man sich nicht entziehen kann. Mit
großer Freude darf ich mitteilen, dass alle,
die das Projekt kennengelernt haben, darunter auch der Präsident der Israelitischen
Kultusgemeinde, sehr angetan sind.
Mir bleibt nur, mich bei allen KollegInnen
des Kulturausschusses zu bedanken. Ihr
alle habt gemeinsam mit StRin
Mag.a Schwarzl und mir so intensiv und
ernsthaft an diesem Thema gearbeitet. Es
ist unglaublich wichtig! Ich freue mich immer, mit Euch an solchen Projekten zu arbeiten, denn ich weiß, nach vielen intensiven Diskussionen kommt stets etwas Gutes
heraus.
Ich freue mich auf die heutige Entscheidung. In wenigen Monaten werden in der
Stadt Innsbruck "Zeitpunkte" an die Opfer
der Schoah erinnern. Vielen Dank Euch allen! (Beifall)
GR Onay: Aufgrund des Demokratieverständnisses des Bürgermeisters fehlt mir
leider die Redezeit, mein Stimmverhalten zu
begründen. Es ändert nichts daran, dass ich
mich für die geleistete Arbeit von StRin
Mag.a Schwarzl und GRin Heisz herzlich bedanken möchte. Danke für die hartnäckige
und geduldige Arbeit, die Ihr geleistet habt.
GR Depaoli: GR Onay hat mir einiges vorweggenommen. Es ist ein tolles Projekt!
Niemals vergessen! Es ist enorm wichtig,
dass wir immer wieder an die dramatischen
Zeiten erinnert werden. So etwas darf nie
mehr passieren.
Herzlichen Dank an StRin Mag.a Schwarzl
und GRin Heisz, die federführend waren,
aber auch an alle, die mitgearbeitet haben.