Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2009

/ Ausgabe: 07-Juni.pdf

- S.36

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 07-Juni.pdf
Ausgaben dieses Jahres – 2009
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
- 389 -

StRin Mag.a Schwarzl: Es stimmt, dass es
um sehr viel Geld geht, und zwar in einer
nicht gerade günstigen Zeit. Ich kann die
Ängste der SPÖ und FPÖ gut nachvollziehen und manche Argumente sind für mich
auch plausibel, denn es gibt kein schwarz
und weiß.
Wir haben sehr lange sowie intensiv über
diese Sache diskutiert und uns schlussendlich für diesen Kauf entschieden, weil
wir, unabhängig davon welche Nutzung
dort hineinkommen wird, glauben, dass
die Wilhelm-Greil-Straße hinsichtlich der
kulturellen Entwicklung entweder in
Richtung Hauptbahnhof Innsbruck oder in
Richtung Innenstadt bzw. Zentrum kippen
kann. Ich glaube, dass man durch den
Einstieg der öffentlichen Hand - in welcher
Form auch immer - dazu beiträgt, in der
Wilhelm-Greil-Straße eher in jene Richtung zu gehen, die mir lieber ist.
Gerade im Hinblick auf ein zwar fernes
aber doch nicht unrealistisches Projekt,
nämlich die Bebauung am Frachtenbahnhof, mit einem kulturellen Angebot dorthin
den Fuß auszustrecken, halte ich nicht für
blöd. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn das in finanziell anderen Zeiten
geschehen würde.
StRin Dr.in Pokorny-Reitter hat gemeint,
dass es sich hier um kein rentierliches
Projekt handelt. Die Rentierlichkeit ist für
mich nicht unbedingt das Hauptkriterium,
sondern für mich stellt sich immer die
Frage der Nachhaltigkeit. Es hat mich
etwas gewundert, weil sowohl die SPÖ als
auch die FPÖ überhaupt kein Problem
damit hatten, für das Bergisel-Museum
€ 3 Mio zu beschließen. Das ist in meinen
Augen auch kein rentierliches und kein
nachhaltiges Projekt.
Man kann von der Tanzschule Polai halten
was man will - Dipl.-Vw. Ferry Polai ist
absolut nicht mein Freund -, aber wenn
dort die Freie Theaterszene, Ballettschule
und Tanzschule angesiedelt werden,
werden diese Räumlichkeiten wahrscheinlich von Jugendlichen pro Jahr häufiger
frequentiert als das Bergisel-Museum, wo
bis heute noch nicht die Leihgaben, außer
dem Riesenrundgemälde, zusammengebracht wurden.
Ich halte dieses Projekt, wenn ich an die
Winter Youth Olympic Games 2012 denke,
GR-Sitzung 18.6.2009

auch für rentierlicher. Hier war es für uns
auch kein Problem, dass diese € 12 Mio
kostet, wovon € 10 Mio die öffentliche
Hand und davon € 3 Mio die Stadt
Innsbruck zahlen. Ich argumentiere von
unserer Warte aus.
Eine solche Einrichtung, wenn sie gut
durchgedacht wird, kann für junge Leute
wesentlich nachhaltiger bzw. wirkungsvoller sein. Ich möchte damit nicht sagen,
dass die Fußball-Europameisterschaft
2008 (EURO) nicht nachhaltig war, denn
ich genieße es sehr, dass es jetzt in der
Nacht einen gescheiten Taktverkehr auf
der Mittenwaldbahn nach Seefeld gibt.
Das ist aber eines der wenigen nachhaltig
übrig gebliebenen Projekte der FußballEuropameisterschaft 2008 (EURO).
Mit diesem Vergleich möchte ich aufzeigen, wie hier mit Begriffen hinsichtlich
Rentierlichkeit und Nachhaltigkeit argumentiert wird. Wir haben diesbezüglich
eine andere Auffassung. Dieser Erwerb
von Miteigentumsanteilen ist eine Chance,
die man ergreifen kann oder auch nicht.
Ich denke, dass wir diese Chance
ergreifen sollten. Natürlich kann man sie
auch vergeigen, denn es kommt auf die
Gestaltung an.
Ich habe im Stadtsenat in der Diskussion
meinen Part vor allen Dingen darin
gesehen, dass die Freie Theaterszene
nicht untergeht und kein Feigenblatt wird.
Deshalb habe ich im Stadtsenat den
Ergänzungsantrag - der angenommen
wurde - gestellt, dass der gemeinsame
Eingangsbereich samt anschließendem
Buffet jedenfalls als eine Art Theaterfoyer
gestaltet sei soll. Es soll nicht nur ein
Eingang für die Tanzschule werden, wo
man rückwärts vielleicht zufällig in ein
Theater stolpert, sondern umgekehrt.
Die Frau Bürgermeisterin hat mir
protokollarisch zugesagt, dass es einen
Beirat geben wird, in dem die Freie
Theaterszene vertreten ist und mitplanen
kann. Man kann mit der Planung Chancen
eröffnen oder in der Umsetzung zerstören.
Vielleicht sage ich dann rückblickend,
dass es doch nicht gescheit war, aber
momentan glaube ich, dass es Sinn
macht, das an diesem Standort mit der
Bespielung umzusetzen.