Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2009
/ Ausgabe: 07-Juni.pdf
- S.83
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von Tirol gefallenen Landessöhne hier
Gedenkkreuze zu errichten. Auf diese
Weise wurde der Tummelplatz zu einem
Ort stillen Gedenkens, eingebettet in die
Ruhe des Waldes. Nach der Auflassung
des Tummelplatzes als Friedhof, wurde
während des ersten Weltkrieges (1914 bis
1918) ein neuer Kriegerfriedhof an der
Wiesengasse (Endstation der Straßenbahnlinie 3) angelegt, dem um 1918/20 ein
italienischer Soldatenfriedhof und nach
1945 ein Grabfeld für hier als Kriegsgefangene verstorbene Angehörige der
"Roten Armee" angefügt wurden.
Dennoch ist der Tummelplatz, welcher mit
Verordnung des Stadtsenates vom
24.11.1948 zum Naturschutzgebiet erklärt
wurde, ein bedeutender historischer,
kultureller und spiritueller Ort Innsbrucks,
den es zu erhalten gilt. Angehörige von
Gefallenen, Kriegsteilnehmer, Studentenverbindungen, Kongregationen und
Vereine haben dort zahlreiche Gedenkzeichen unterschiedlicher künstlerischer
Ausführung hinterlassen, die von der
Vielfalt des vom christlichen Glauben
geprägten Totenkultbrauches in Tirol
sichtbaren Ausdruck geben.
Hinterbliebene und Freunde versammeln
sich regelmäßig trauernd und für eine
lange Friedenszeit bittend. Der Tummelplatz wird so auch zur Stätte der Völkerverständigung und Versöhnung zwischen
einstigen Feinden.
Seit dem Jahr 1957 wird die Anlage,
welche sieben Grundparzellen im Gesamtausmaß von 5.754 m2 umfasst, vom
Verwaltungs- und Betreuungsverein
Tummelplatz gepflegt. Der Verein besteht
aus aktiven Mitgliedern, beigetretenen
Vereinen und Kameradschaften des
Tiroler Kameradschaftsbundes.
Neben der laufenden Friedhofspflege, der
Reinigung der Wege, Instandhaltung der
Bauten und Denkmäler der Wasserleitung,
Brunnen und der Ruhebänke werden
jedes Jahr im Frühjahr und zum Allerseelensonntag 4.000 bis 5.000 Blumenstöcke
eingesetzt. An diesen Arbeiten beteiligen
sich auch andere Vereine und Freiwillige.
Die Grabstätten, welche im Waldfriedhof
situiert sind, befinden sich zum Teil in
einem erbarmungswürdigen Zustand.
Auch die Kapellen sind teils sanierungsGR-Sitzung 18.6.2009
bedürftig (die neue Kreuzkapelle etwa
wurde letztmalig in den Jahren 1969 bis
1971 und 1973 saniert, eine Trockenlegung fand 1980 statt). Schon seit Jahren
renoviert deshalb auch der Tiroler
Kaiserjägerbund immer wieder Teile der
Anlage.
So wurde etwa im Jahr 2004 das größte,
vom I. Kaiserjägerregiment 1918 errichtete
Denkmal dank großzügiger Unterstützung
durch den Landesgeschäftsführer des
Schwarzen Kreuzes Tirol, Hans Ullmann,
von einer Firma fachgerecht restauriert
und erstrahlt nunmehr wieder in neuem
Glanz. Die Arbeiten an der Einfassung
wurden von den Tiroler Kaiserjägern
selbst durchgeführt. Dabei wurde das
Unkraut entfernt und stattdessen wurden
Porphyrplatten verlegt. Im Jahr 2005
wurde die Gedenktafel des II. Regimentes,
welche regelrecht "am Zerbröseln" war,
ebenfalls saniert.
In weiterer Folge machten sich Mitglieder
des Kaiserjägerbundes alljährlich die
Mühe, Gräber zu pflegen und zu sanieren
(Aufrichtung von Grabsteinen, Wiederherstellung von Grabeinfassungen, etc.).
Trotz dieser Initiativen steht eine größere
Sanierung des gesamten Areals an,
welche von der öffentlichen Hand zu
tragen wäre. Gerade im Gedenkjahr 2009
ist es eine Schande, dass diese im
landesgeschichtlichen Kontext bedeutende Stätte sich in ihrem jetzigen Zustand
präsentiert. "Ein Volk wird daran gemessen, wie es seine Toten bestattet",
postulierte Perikles 430 Jahre vor Christus
in seiner Trostrede. Wie ist demnach eine
Gesellschaft zu beurteilen, welche die
Gedenkstätten, insbesondere der in den
Kriegen Gefallenen, nicht pflegt?
In den vergangenen Jahren haben
Vertreter des Verwaltungs- und Betreuungsvereins Tummelplatz und andere
Befugte mehrmals beim Land Tirol und der
Stadt Innsbruck vorgesprochen, jedoch
bislang ohne Ergebnis.
Wie der FPÖ bekannt ist, existiert eine
Kostenschätzung eines Sachverständigen,
welche den Finanzbedarf für eine Generalsanierung der sechs Kapellen und der
Grabstätten von € 120.000,-- sieht.