Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2018
/ Ausgabe: 07-Protokoll_12.07.2018_gsw.pdf
- S.70
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gen offengelegt hat, die er nicht hätte zur
Verfügung stellen müssen.
Herausgekommen ist bei der Prüfung
nichts. Man kann sagen, zwischen den Zeilen oder sonst etwas … Tatsache ist, dass
es für Dr. Resch ein Persilschein war.
Ich möchte insgesamt nur drei Punkte besprechen. Die ersten beiden Punkte sind
faktische Dinge. Der Persilschein ist Nummer eins. Dr. Resch hat einen Prozess gegen die Stadt Innsbruck angekündigt, falls
ihm diese Subvention nicht ausbezahlt wird.
Der zweite Punkt ist, dass die Mag.-Abt. I,
Präsidialangelegenheiten, klargelegt hat,
dass das Risiko, diesen Prozess zu verlieren, extrem hoch wäre.
Ein früherer Kollege von mir, ein Gerichtsreporter, pflegte zu sagen: "Vor Gericht und
auf hoher See ist man in Gottes Hand". Das
bedeutet, dass man vorher natürlich nie
weiß, was bei Gericht herauskommt.
Offensichtlich wäre das Risiko den Prozess
zu verlieren und dann nicht nur die strittige
Subvention auszahlen zu müssen, sondern
auch noch Prozesskosten in Höhe von mindestens einem hohen fünfstelligen Betrag
tragen zu müssen, für die Stadt Innsbruck
enorm hoch. Die Stichworte dazu sind zum
einen das berühmte Esterhazy-Urteil. Dabei
geht es um den Gleichheitsgrundsatz. Es ist
eine, seit über zwei Jahrzehnten nie beanstandete Praxis, die zwischen Tanzsommer
und Stadt Innsbruck durchgeführt wurde.
Das Land Tirol hat seinen Teil der Subventionen inzwischen längst bezahlt.
Der dritte Punkt ist meine persönliche Meinung, Emotion und Einschätzung dieser
Situation. Ich kenne den Tanzsommer und
auch Dr. Resch seit einem Vierteljahrhundert. In meiner Funktion als Kulturjournalistin habe ich den Tanzsommer damals über
viele Jahre als Bürgerin und neuerdings
auch als Politikerin dieser Stadt verfolgt.
Dr. Resch ist eine hoch verdiente wichtige
Persönlichkeit für das Kulturleben in der
Stadt Innsbruck und im Land Tirol. Er hat
internationalen Tanz, weltbekannte Kompanien und ChoreographInnen in einer Zeit
nach Innsbruck gebracht, in der zeitgenössischer Tanz bei uns vollkommen unbekannt war.
Seit meinem 10. Lebensjahr hatte ich ein
Schüler-Abo im Tiroler Landestheater. Ich
GR-Sitzung 12.07.2018
verstand damals logischerweise von Tanz
und Kultur nichts, hatte aber bereits Leidenschaft dafür. Mir sind damals schon die
dickbäuchigen TänzerInnen der damaligen
Tanzkompanie sehr merkwürdig vorgekommen.
Dr. Resch gründete den Tanzsommer in
einer Zeit, in der Eva-Maria LerchenbergThöny die erste Choreographin am Tiroler
Landestheater war, die eine richtige Tanzkompanie aufgebaut hat. Wer sich für Kultur
interessiert, weiß das noch. Es gab zu dieser Zeit eine sehr fruchtbare Ergänzung
zwischen Tanzsommer, Tiroler Landestheater usw.
Zehntausende Menschen haben in den letzten Jahrzehnten Unterhaltung und Kulturgenuss auf sehr hohem internationalem
Niveau erlebt. Manchmal waren es auch
sperrigere Zugänge und Dinge, über die
man nachdenken musste. Das ist Kultur.
Sich sehr gut unterhalten zu fühlen ist nichts
Negatives. Alles hatte seinen Platz und alles war absolut in Ordnung.
Es stört mich gewaltig, dass Dr. Resch in
den eineinhalb Jahren immer wieder - mal
ganz direkt, mal so unterschwellig - vorgeworfen wurde, dass er krumme Dinge dreht
und quasi die Stadt Innsbruck sogar betrügt.
Der einzige so genannte "Vorwurf", der
nach eineinhalb Jahren dieser mittlerweile
sehr unseligen Geschichte übrig bleibt, ist,
dass Dr. Resch ein geschickter Geschäftsmann ist.
Ich möchte jetzt von meiner Seite aus nicht
in Unterstellungen und pauschale Verdächtigungen verfallen. Sind wir aber ehrlich. Ich
glaube, dass sich die InnsbruckerInnen häufig von SubventionswerberInnen aus dem
Kultur-, Sozial- und Sportbereich und vor
allem auch von den PolitikerInnen erwarten
würden, dass man mit dem Steuergeld geschickter umgehen würde. (Beifall)
Es ist überhaupt keine Frage, dass Kulturpolitik nicht nur Kompetenz und Zuständigkeit hat, sondern auch Verantwortung. Geld
für Subventionen an KulturveranstalterInnen
aller Art so zu verteilen, dass man Schwerpunkte setzt, sich überlegt, was und in welcher Höhe man fördern möchte, ist eine
schöne Aufgabe, eine große Verantwortung
und sorgfältig auszuführen.