Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2018
/ Ausgabe: 07-Protokoll_12.07.2018_gsw.pdf
- S.71
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 392 -
Wenn es nicht mehr der Tanzsommer in
jener Form war, wie wir ihn über zwei Jahrzehnte gekannt haben, ist das in Ordnung
und nicht der Punkt dieser Geschichte. Wie
die Stadt Innsbruck in den letzten eineinhalb
Jahren mit Dr. Resch umgegangen ist, ist
würdelos. Ich hoffe, dass wir dieses Kapitel
heute doch noch auf halbwegs würdevolle
Art beenden. (Beifall)
Bgm.-Stellv. Gruber: Wenn man sich die
Wortmeldungen anhört, könnte man an den
Tanzfilm "Der letzte Tango in Paris" mit
Marlon Brando denken. Die Sache ist jedoch wirklich ernst und ich versuche mich
kurz zu halten.
Was mich in der gesamten Debatte stört, ist
die Diskussion über die kulturelle und wirtschaftliche Komponente in der Kulturpolitik.
In Wahrheit geht es nicht um diese beiden
Komponenten, sondern natürlich auch um
Geschmack, Stil und Ideologien. Wer den
Begriff Kultur prägt, ist immer Ausdruck der
Gesellschaft bzw. der kulturpolitischen Debatte. Bitte nicht Wasser predigen und Wein
trinken.
GR Onay, Akad. Vkfm., auch bei allen anderen Tanzkompanien, die vielleicht alternativ oder neu entstanden sind bzw. traditionell und schon ganz alt sind, wird schon
manchmal aus den eigenen Blickwinkeln
heraus definiert, was Qualität ist oder nicht.
Das liegt auch der gesamten Debatte zum
Tanzsommer zugrunde.
GR Onay, Akad. Vkfm., wenn Du sagst, wer
gut oder weniger gut verdient, sind das zwei
Schlaglichter. So viel ich weiß, hast Du
auch einmal bezahlterweise mit SponsorInnen aus dem öffentlichen Bereich Tanzveranstaltungen organisiert. War das dann
anständig? Wenn das andere machen, ist
es unanständig, da wahrscheinlich der Begriff der Qualität dessen, was Tanz bedeutet, von irgendjemandem festgelegt wird,
den ich aber nicht kenne.
Ich bleibe jetzt dabei. Ich bin kein Experte
im Bereich des Tanzes. Wenn wir diese
Debatte führen, vertraue ich auch auf StRin
Mag.a Schwarzl. In den nächsten Jahren
sollten wir festlegen, wer eigentlich die Qualität definiert, da es dabei auch noch etwas
anderes gibt, nämlich den Zuspruch des
Publikums. Ich bin froh, dass heute auch
gesagt wurde, dass das, was Dr. Resch vor
GR-Sitzung 12.07.2018
20 Jahren begonnen hat, eine Pioniertat
war.
Ich habe es bereits im Stadtsenat gesagt,
dass alle dabei waren, die jetzt darüber diskutieren und kritisieren. Ich erinnere mich,
wie alle ganz begeistert applaudiert haben,
als es zu diesem Thema eine Öffnung gab.
Bgm.-Stellv.in Mag.a Oppitz-Plörer hat bereits angesprochen, dass es zu Beginn beinahe eine "Schmuddelecke" war. Dr. Resch
hat dieses Thema in diesem Lande und weit
darüber hinaus etabliert. Plötzlich war das
Thema Tanz, wie in anderen Städten, auch
bei uns vorhanden.
Wie viel bezahlen wir für welche kulturellen
Veranstaltungen? Wenn dann Summen
genannt wurden von Heart of noise bis hin
zum Tiroler Landestheater, das ich persönlich sehr schätze und für die Stadt Innsbruck unverzichtbar finde und den Festwochen der Alten Musik, müssen wir dann
auch darüber nachdenken, ob wir uns das
im Verhältnis zur Diskussion um Dr. Resch
und zum Verhältnis zu dem, was auch auf
anderen Ebenen kulturell passiert, leisten
oder nicht? Ich sage ja, wir leisten uns das.
Das ist gut und wir sollten überhaupt froh
sein, dass wir die finanziellen Möglichkeiten
haben, auch wenn manche von der Opposition jeden Tag so tun, als ob wir uns das in
Zukunft nicht mehr leisten könnten. Diese
Diskussion ist ganz gefährlich.
Wenn wir beginnen bei der Kultur zu sparen, was in anderen Städten bereits passiert
ist, verlieren wir in unserer Gesellschaft
nicht nur die Basis für Solidarität und gemeinsames Agieren, sondern auch die Basis für die Demokratie. Leider gibt es in
manchen Städten in Deutschland und Italien
in Bezug auf das Theater eine desaströse
Entwicklung. Man sieht dann auch die politischen Auswirkungen in solchen Städten.
Ich komme jetzt wieder auf das eigentliche
Thema zurück. Die wirtschaftliche und kulturelle Komponente nur bei Dr. Resch und
nicht bei allen anderen KulturträgerInnen
und -veranstalterInnen zu vermischen, halte
ich für falsch. Frau Kulturstadträtin, es wäre
eine spannende Geschichte, in den nächsten Jahren einmal darüber zu diskutieren,
wie sich die Kulturpolitik entwickeln sollte
und wie wir alle Handlungsfelder abdecken
können.