Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2018
/ Ausgabe: 08-Protokoll-Sonder-17.09.2018.pdf
- S.22
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Ja, es ist richtig, die Raumordnungspolitik
Tirols war in den 1970er- und 1980er-Jahren falsch. Wir haben großzügig Bauland
ausgewiesen, das dann nicht auf den Markt
gekommen ist. Deshalb hat, spät aber doch,
der Landesgesetzgeber gesagt, wir müssen
Bauland mobilisieren. Die Geschichte mit
den Vorbehaltsflächen ist nichts anderes als
der Versuch, schon lange brachliegendes
Bauland zu mobilisieren und jene EigentümerInnen von großen, unbebauten Grundflächen zu ersuchen und dazu zu bewegen,
dass sie einen Teil davon zu fairen Preisen
zur Verfügung stellen.
Ich kenne genug davon und kann Euch
gerne die Fälle vortragen. Wenn wir in der
Sache nichts unternehmen, dann werden
alle, die mittlere Einkommen haben und sich
für Kinder entscheiden, abwandern müssen.
Die Mag.-Abt. III, Stadtplanung, Stadtentwicklung und Integration, weiß von diesen
Fällen, die die Statistik Austria nachweist.
Diese Familien ziehen dann von Innsbruck
weg. Wollt Ihr das, dass die junge Generation, weil sie in der Stadt Innsbruck nicht
mehr - beim Wohnen - kostenmäßig überleben kann, wegziehen muss. Und als Folge
haben wir dann den PendlerInnen-Verkehr!
Wir leben in einem Sozialstaat. Dieser kennt
folgenden Verteilungsmechanismus: Wer
mehr verdient, der bezahlt aus Solidarität
mehr Steuern. Wer mehr verdient, bezahlt
höhere Versicherungsbeiträge. Und genau
dazu passt das Bild, wer mehr Grund und
Boden hat, der soll einen entsprechenden
Beitrag leisten, damit andere, die nicht mit
Grund und Boden geboren wurden, auch
die Chance auf eine leistbare Wohnung haben. (Beifall)
Ich bitte Sie, dass Sie endlich sehen, dass
wir hier eine Aufgabe haben, die es zu bewältigen gibt!
Es ist doch ein Glücksfall, wenn jemand als
Kind einer Bäuerin und eines Bauern auf die
Welt kommt. Ich freue mich auch, GR Appler, wenn Bauern in der Stadt Innsbruck
noch Bauern bleiben wollen! Das ist keine
einfache Aufgabe, mitten in der Stadt einen
Bauernhof zu führen. Es ist aber auch legitim zu sagen, wenn ein Bauer bzw. eine
Bäuerin viel Grund und Boden hat und den
verkauft, dass ein Teil davon zu einem fairen Preis - nämlich zu dem, den das Land
Tirol mit € 416,-- pro m2 vorgibt - zur Verfügung gestellt wird. Das, damit andere, die
keinen Grund und Boden haben, die
Chance auf eine leistbare Wohnung bekommen.
In der Zeit meiner Kindheit war es meinen
Eltern in Innsbruck noch möglich, dass eine
Familie mit einem Einkommen Grund und
Boden kaufen und darauf ein Haus bauen
konnte. Bis vor ungefähr zehn Jahren war
es noch möglich, dass eine Familie mit zwei
Einkommen sich Eigentum schaffen konnte.
Ich kenne heute viele junge Paare, beide
gut ausgebildet, die relativ gut verdienen
und sagen, dass sie nie eine Chance haben
werden, in der Stadt Innsbruck Eigentum zu
erwerben.
Sonder-GR-Sitzung 17.09.2018
Ich komme zum Schluss! Ich war gestern
beim Damen-Finale der Kletter-Weltmeisterschaft Innsbruck Tirol 2018. Ich bin ja eher
unsportlich, aber es war faszinierend zu beobachten, was die Frauen da machten. Sie
versuchten, in eine sehr schwierige Kletterroute einzusteigen und das Top zu erreichen. Es gab, in der Zeit, in der ich zugesehen habe, nur zwei Frauen, denen das auf
Anhieb gelungen ist.
Eine Teilnehmerin aus Korea musste sieben
Anläufe nehmen, aber dann, beim siebenten Mal, hat sie das Top erreicht. Ich finde,
das sollte uns anspornen. Wir haben eine
große Aufgabe zu bewältigen, nämlich für
leistbares Wohnen in Innsbruck zu sorgen!
Das haben alle in ihren Wahlprogrammen
aufgenommen. Wie die Kletternden, wenn
sie beim ersten Mal scheitern, ein zweites,
ein drittes, ein viertes Mal in die Wand einsteigen, beim fünften oder siebenten Mal
kann es gelingen, muss es gelingen.
Ich bitte Sie, dass wir wirklich alle Instrumente, die wir für leistbares Wohnen in der
Hand haben, auch anwenden. Eines davon
ist sogar vom Gesetzgeber aufgetragen und
lautet: Vorbehaltsflächen für geförderten
Wohnbau schaffen! Das, damit wir eine
Preisbremse einziehen können, um den
Preis von € 1.500,-- - wie Ing. Mag. (FH)
Wolf es beschrieben hat - auf € 416,-- zu
senken.
Wir brauchen diese Preisbremse und ich
bitte Sie, das zu unterstützen, so wie Sie es
im Mai 2017 getan haben. (Beifall)