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Jahr: 2014

/ Ausgabe: 08-Protokoll_10_07_2014_gsw.pdf

- S.14

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- 508 -

dann genau gleich alt wie er jetzt, nämlich
43 Jahre. Springt man diese Zeitspanne zurück, dann landet man im Jahr 1998. Eine
BesucherIn von damals würde unsere Stadt
heute in vielerlei Hinsicht wohl kaum wiedererkennen.
In 16 Jahren gibt es viele Impulse, die starke Veränderungen nach sich ziehen können. Das zeigt, dass unser Innsbruck in den
vergangenen Jahren nicht stehen geblieben
ist und das soll auch so weitergehen.
Als Sozialdemokratie sind wir davon überzeugt, dass wir in einem MehrebenenSystem leben. Das heißt, nationale, internationale und europäische Trends schlagen
sich auf die Stadt, auf die Kommune nieder.
Wir können uns dagegen nicht wirklich wehren, auch wenn sie sich eigentlich massiv
gegen die Kommunalpolitik wenden.
Europa verändert sein Gesicht stark. In einigen Jahren wird es mehr französische
BürgerInnen als deutsche geben, mehr TürkInnen als RussInnen. Die letzten südosteuropäischen Staaten werden bald Teil der
Europäischen Union (EU) sein.
Um den Zeitraum 2020 bis 2030 werden eine Milliarde Menschen außerhalb des Landes leben, in dem sie geboren wurden. Das
heißt, Migrationsbewegungen, wie sie
schon im 19. Jahrhundert stattgefunden haben, werden auf uns treffen. Wie damals,
als halb Europa in die USA ausgewandert
ist.
Im Alpenraum ergeben sich Zukunftstendenzen, die sich von Wien bis Nizza ziemlich ähnlich sind. Ich meine damit den Boom
der Ballungsräume, ihr massives Erstarken
und die Krise der dazwischen liegenden
Zonen. Weiters auch die Konkurrenz zwischen den Tourismusgebieten. Das zu bedenken ist ganz wichtig. Ich bin kein Freund
von Helmut Schmidt (auch wenn er ein großer Sozialdemokrat ist), wenn er sagt: "Wer
Visionen hat, soll zum Arzt gehen." Man
sollte aber nicht nur Projekte aneinanderreihen, sondern systemisch arbeiten.
Das alles bedeutet für die Kommunen massive Umwälzungen. Eingedenk dessen,
dass die Gebietskörperschaften über uns
(wie die Landtage oder der Nationalrat) immer mehr Kompetenzen an uns abschieben, sind wir immer stärker gefordert.
GR-Sitzung 10.07.2014

Nun begebe ich mich von der internationalen Ebene in niedrigere Gefilde, so wie es
ein paar engagierte ArchitektInnen vor Kurzem mit der "Tirol City" gemacht haben.
Dieses Projekt möchte zeigen, dass wir im
Inntal eine Bevölkerungsdichte haben, die
nun knapp unter der des deutschen Ruhrgebietes liegt.
Das rührt daher, dass wir im Land Tirol eine
bewohnbare Fläche von nur 12 % bis 13 %
haben. Die EinwohnerInnendichte ist im Inntal viermal höher als im österreichischen
Durchschnitt. Das Inntal ist daher als eine
einzige große Stadt anzusehen. Kommunalpolitik in diesen Dimensionen zu denken,
ergibt unglaubliche Kooperationsmöglichkeiten. Diese werden uns ja auch schon seitens der natürlichen Gegebenheiten aufgezwungen.
Das wird ja auch heute schon so gelebt: Die
InnsbruckerIn fährt ins Einkaufszentrum
Cyta nach Völs zum Einkaufen. Die AxamerIn fährt für eine medizinische Untersuchung
nach Innsbruck. Viele BürgerInnen von
Innsbruck arbeiten bei Swarovski in Wattens. All das zeigt uns, dass wir mehr oder
minder eine Megacity sind. Von der Bevölkerungsdichte her sind wir sozusagen der
Ruhrpott.
Die Aufgaben und Probleme der Ballungsräume werden größer. Daher sollte die
Stadt sich ebenfalls breiter machen, indem
sie Pionierin ist - für eine neue Kooperationspolitik über die Gemeindegrenzen hinweg. Wir sollten nicht über die Nationen,
sondern über die Städte nachdenken, wenn
wir über die Zukunft sprechen. Städte sind
nicht nur die ältesten Institutionen, sondern
auch die Wiege der Demokratie. Nicht von
ungefähr, denn sie sind das Beständigste,
was die Menschen in dieser Hinsicht zusammenhält. Da leben wir, wir werden hier
geboren, gehen hier zur Schule, sterben
und heiraten - in der Hälfte der Fälle lassen
wir uns auch wieder scheiden.
(StR Gruber: Hoffentlich heiraten wir vor
dem Sterben!)
Was ich damit sagen wollte, die Gemeinden
sind die Orte, wo sich das Leben abspielt.
Daher ist Kommunalpolitik auch so wichtig.
Wir müssen die Einteilung nach Ideologie,
Religion, ethnischer Herkunft beiseite
schieben, damit wir als Gemeinde zusammenhalten.