Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2008
/ Ausgabe: 08-September.pdf
- S.34
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dass die Notschlafstelle heuer wieder, wie
im Jahr zuvor, vorzeitig geschlossen
wurde, was korrekt war. Das ist passiert.
Nachdem die Notschlafstelle vorzeitig im
ersten Jahr geschlossen wurde, hat bei
Bgm.-Stellv. Dipl.-Ing. Sprenger mit den
zuständigen NGO"s ein Krisengipfel
stattgefunden. Das Hauptproblem damals
war, dass die Marokkaner und "normale
Obdachlose" einen massiven Konflikt
hatten. Wir haben mit den NGO"s beraten,
um hier eine Lösung zu finden und die
zuständigen Gruppen haben sich nicht
imstande gesehen, sich diesem Problem
zuzuwenden.
Inzwischen ist es so, dass ein Teil der
NGO"s überhaupt nicht mehr mit den
Marokkanern arbeitet, weil wir verletzte
Mitarbeiter - inzwischen auch schwer
verletzte Mitarbeiter - haben und ein
Krankenstand von mehr als zwei Monaten
aufgetreten ist.
Weiterhin wurde gesagt, dass es großteils
nicht begleitete minderjährige Flüchtlinge
sind. Anzusprechen ist, was das für eine
Gruppe ist. Es wird immer wieder gesagt,
dass es jugendliche Marokkaner sind, was
aber nicht so stimmt. Es ist keine homogene Gruppe und das größte Problem das
wir haben ist, dass ein Großteil dieser
Leute keine sozialen Strukturen kennt.
Wenn es Leute mit einem soziopathischen
Hintergrund gibt, bedeutet das, dass das
einzige, was die Leute verstehen, eine
Hackordnung ist. Das ist das Problem
innerhalb der Gruppen, warum die
Kriminalität in der Gruppe so eskaliert. Die
Messerstechereien und diese ganzen
Angriffe finden innerhalb der Gruppe statt.
Womit ich gleichzeitig GR Grünbacher
widersprechen möchte ist, dass am
Hauptbahnhof Innsbruck die tatsächliche
Bedrohung der hiesigen Bevölkerung nicht
so groß ist, dass man quasi umgebracht
wird. Ein Großteil dessen findet innerhalb
der Gruppen statt.
Wenn es darum geht konzeptionell zu
arbeiten, ist zu sagen, dass es auch Leute
gibt, die mit anderen Menschen sprechen.
Es war so, dass die Marokkaner die
Moscheen nutzen durften. Die Moscheen
durften sie so lange benutzen, solange sie
akzeptiert haben, dass ein Alkohol- und
GR-Sitzung 30.9.2008
Drogenverbot bestand. Sie haben das
jedoch nicht akzeptiert.
Die Marokkaner sind aus den Moscheen
hinausgeworfen worden, weil sie den
Jugendlichen Drogen angeboten haben.
Das hat dann wieder, nachdem es sich um
Muslime handelt, dazu geführt, dass ich
einen Iman gesucht habe, weil ich hoffte,
vielleicht über eine Autoritätsperson
wieder Zugang zu bekommen. Auch die
Imane lehnen den Kontakt ab, weil es
ihnen zu gefährlich ist. Es hat also wieder
eine Ablehnung gegeben.
Nachher wurde mir vorgeworfen, dass ich
mich hier nicht beteiligt hätte. Damals hieß
die Gruppe noch "Weil sie da sind". Das
Gespräch fand noch vor dem Sommer
statt und ich wüsste nicht, dass inzwischen eine Sitzung stattgefunden hat. Man
möchte mir doch zugestehen, dass ich
persönlich eine sehr kritische Haltung zu
FLUCHTpunkt, die früher übrigens Arge
Schubhaft Innsbruck hieß, einnehme. Das
nur zu Berichtigung dessen, was heute
angesprochen wurde.
Vielleicht noch ein Wort zu den Obdachlosen. Prinzipiell ist es so, dass jene
Obdachlosen, die wir in der Stadt Innsbruck haben, sehr harmlose Menschen
sind, denn wenn sie am Boden angekommen sind, leisten sie keinen Widerstand.
Das Ganze muss man mit einer einzigen
Ausnahme versehen, wenn es zu einer
schnellen Wirkspiegeländerung kommt.
Das heißt auf gut deutsch, wenn unsere
normalen Obdachlosen Schnaps erwischen. Wenn sie den hochprozentigen
Schnaps schnell trinken, haben sie eine
schnelle Änderung ihres Alkoholspiegels,
was regelmäßig dazu führt, dass wir
plötzlich mit sehr aggressiven Leuten
konfrontiert sind, wie wir sie in dieser Form
nicht kennen. Das zum Trinkverhalten.
Eine Gruppe, die für mich völlig durch den
Rost fällt bzw. über die überhaupt
niemand spricht und wir auch rechtlich
keinen Ansatz haben, ist, dass wir in
diesem Bereich auch etliche psychische
Kranke haben, die nicht krank genug sind
um sie aufzunehmen, weil sie akut sich
selbst oder andere bedrohen. Wir schauen
einfach zu, wie diese Leute elendig
zugrunde gehen, weil sie kein freiwilliges
Angebot annehmen. Auch das ist ein