Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2017
/ Ausgabe: 09-Protokoll__13.07.2017.pdf
- S.31
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raten, dass dies eine sehr praktische Funktion ist, da die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte dann im eigenen Gemeinderat
über interessante Dinge kurz berichten können und man sich hier auch dementsprechend einbringen kann.
Zur Frage bezüglich des Medienmonopols
glaube ich, dass es ganz wesentlich ist, wie
wir in Zukunft mit den Medien umgehen.
Spaßhalber sage ich immer, dass es früher
ganz klar war, dass die Journalistinnen und
Journalisten oftmals die besseren Politikerinnen und Politiker waren und in der Meinungsbildung auch dementsprechend starke Möglichkeiten hatten.
Wenn eine Journalistin oder einen Journalisten eine Wortmeldung nicht interessiert,
wird diese nicht gedruckt. Das hat sich jetzt
wirklich stark geändert. Durch die sozialen
Medien werden oft die Politikerinnen und
Politiker die besseren Journalistinnen und
Journalisten. Ich glaube, zum Journalismus
ist ein neues Verhältnis entstanden. Ich finde es für die Medienpluralität ganz gut, dass
man sich mit den sozialen Medien auch in
der Politik in eine Blase begeben kann.
Wenn ich mir die Wiener Szene ansehe, ist
das eine sehr auf sich abgestimmte Gruppe.
Man kann jetzt in der Politik über die sozialen Medien selbst eine eigene Meinungsbildung mit Meinungsführern aufbauen, die
sich für die Themen interessieren. Ich finde
das äußerst positiv. Auch im Medienbereich
ist Wettbewerb das Einzige, das wirklich
nützt.
Wir haben im Europäischen Parlament (EP)
festgestellt, dass wir zu wenig informieren.
Ich glaube, dass wir den vielen Fake News,
die in den sozialen Medien entstehen, seriös entgegentreten müssen. Wenn ich morgens in den Nachrichten höre, dass die Europäische Union (EU) Salzstangerln verbieten will, ist mir als Europäer ganz klar, dass
das sicher nicht stimmt. Innerhalb von einer
Stunde soll man dann sagen, warum diese
Meldung nicht stimmt. Oft ist es nicht so
leicht, das zu recherchieren.
Deshalb haben wir jetzt im Joint Research
Centre (JRC) der Europäischen Union (EU)
eine neue Stelle für Agenturmeldungen eingerichtet, wo wir weltweit alle Agenturmeldungen abgreifen und uns ansehen, inwieweit sie europarelevant sind und inwieweit
sich diese Meldungen verbreiten.
GR-Sitzung 13.07.2017
Wir haben über Algorithmen die Möglichkeit
zu sehen, welche Meldungen sich sehr
schnell duplizieren und sehr breit in die Bevölkerung hineingehen bzw. welche Meldungen dementsprechend abstürzen. Wir
wollen jetzt in Straßburg vor allem mit Ausbildung von Jungjournalistinnen und -journalisten, die die neue Welt der Medien
dementsprechend mitgestalten wollen, diesen Science-Media-Rat gründen. Ich glaube, dass es eine wahre Herausforderung ist,
objektive Informationen anzubieten. Wir haben im Europäischen Parlament (EP) jetzt
300 interdisziplinäre Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler angestellt, die uns beraten, weil wir in Vielem oft auch überfordert
und nicht auf allen Gebieten Spezialistinnen
und Spezialisten sind.
Dieses europäische Joint Research Centre
(JRC) kommt sehr gut an. Jetzt ist es unsere Aufgabe, diese objektiven Fakten auch
dementsprechend in die Öffentlichkeit zu
bringen. Wir möchten jetzt mit dem Sender
"arte" eine Kooperation machen, Medienkooperationen verstärken und vor allem die
Falschmeldungen, die oft sehr stark außerhalb Europas in unsere Netze eingeschleust
werden, identifizieren, um für die Bürgerinnen und Bürger eine klare Aufbereitung der
Themen zu gestalten. Ich glaube, dass das
Medienthema nicht nur für die Politik, sondern auch für das Überleben der Demokratie ganz wichtig ist.
GRin Mag.a Yildirim: Meine zentrale Frage
lautete Medienmonopol. Sie haben das jetzt
anhand von Großbritannien sehr anschaulich dargestellt, was mich interessiert. Dass
es eine vielfältige Medienlandschaft geben
sollte, ist ja genau der Wunsch. Nur die Realität sieht anders aus.
Sie haben Medienunternehmer Murdoch
genannt. Was hat er gemacht und was ist
die Antwort der Europäischen Union (EU)?
Das würde ich gerne wissen oder ist das
uninteressant.
MEP Dr. Rübig: Nein, ganz im Gegenteil.
Wir haben z. B. in Florenz das SchumannInstitut. Das ist eine Universität (UNI), die
sich mit Medienwissenschaft auseinandersetzt. Denen haben wir Beratungsaufträge
erteilt, die jährlich mit € 1,5 Mio. dotiert sind,
um die Medienpluralität in Europa zu messen.