Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2011
/ Ausgabe: 11-September.pdf
- S.30
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dynamisch ist. Man muss daher manche
Attribute dieser Dynamik akzeptieren.
Ich ärgere mich persönlich auch, wenn ich
im Stau stehe. Das ist überhaupt keine
Frage. Wer ist denn das Problem eines
Staus? Ich war damals ganz jung Obmann
des Verkehrsausschusses, wie mich ein
Freund angerufen hat, dass er schon im
Stau steht. Ich habe ihn dann gefragt, ob
bei ihm jemand im Auto ist bzw. ob in den
anderen Autos vor oder hinter ihm mehr
wie eine Person im Auto fährt. Das war
nicht der Fall. Das ist das Problem, dass
alle, die allein in einem Auto fahren, den
Stau verursachen.
Ich glaube, dass beide Dinge zusammengeführt werden. Wir müssen den Menschen weiter die individuelle Freiheit und
Entscheidung lassen. Das wird mit der
Elektromobilität noch stärker kommen.
Man sieht das bei den E-Bikes und bei
den Elektromotorrädern, dass diese in der
Summe gestiegen sind. Die Mobilität ist
ein Wunsch der Bevölkerung. Auf der anderen Seite müssen wir versuchen immer
stärker zu erklären, dass wir im kollektiven
Verhalten in den öffentlichen Verkehr (ÖV)
weiter investieren müssen. Wir sollten in
die Zweiräder, am besten naturbetrieben
mit eigener Muskelkraft investieren, damit
wir den Verkehr im Gesamten lösen können.
Man kann weder die eine, noch die andere
Seite von vorneherein verdammen. Es ist
meine Überzeugung, dass wir auch eine
Zufahrtsmöglichkeit für individuelle Fahrzeuge in die Innenstadt benötigen, damit
wir eine gewisse Infrastruktur, die wir haben, erhalten können. Diese bringt uns
letztendlich auch Prosperität. Ich spreche
hier gar nicht vom Handel, sondern von
Veranstaltungen sowie Verwaltungseinrichtungen etc., die man entsprechend erreichen sollte.
GR Mag. Fritz: GR Mag. Denz hat gesagt,
dass niemand auf das Auto verzichten
wird. Komisch finde ich das schon. Woher
kommt es dann, dass in den letzten fünf
Jahren die gefahrene Jahreskilometerleistung pro Auto um 500 km im Jahr abgenommen hat?
(GR Federspiel: Weil der Diesel so teuer
ist!)
GR-Sitzung 22.9.2011
Woher kommt es, dass in der Stadt Wien
der Marktanteil des öffentlichen Verkehrs
(ÖV) jenen des Autoverkehrs schon deutlich überholt hat? Woher kommt es, dass
gerade bei den jungen Leuten im angehenden Führerscheinalter laut Studie des
Shell-Konzerns in der Bundesrepublik
Deutschland (BRD) der Autobesitz geradezu als uncool gilt? Die dortige Jugend
möchte auch keinen Führerschein machen. Es hat einen Umschwung im Denken gegeben oder es ist ein solcher Umschwung gerade in Bewegung.
Das kann sich jemand, der in den sechziger Jahren mit Verkehrspolitik groß geworden ist, überhaupt nicht vorstellen. Die
Verkehrspolitik der Zukunft ist natürlich
nicht, die Autos zu verbieten, oder ein
sonstiger Unfug, den sich manche darunter vorstellen. Die Zukunft heißt Multimodalität, das Zusammenspiel von allen Verkehrsarten. Das Verkehrsministerium der
Bundesrepublik Deutschland (BRD) propagiert dies, meines Wissens nach geführt
von einem Kollegen der Christlich Sozialen Union (CSU). Das ist auch beim Verkehrsministerium von Großbritannien der
Fall, meines Wissens nach geführt von einem Konservativen.
Es wird mir Bgm.-Stellv. Gruber gleich
antworten, dass er immer schon gesagt
hat, dass die Konservativen die wahren
Revolutionäre sind. Das kann er ruhig sagen.
Das sind die Gedanken von allen in Europa Zuständigen, die jetzt gerade für die
städtischen Räume propagiert werden. Es
ist dazu noch ein zweiter Gedanke notwendig, den man unbedingt anhängen
muss. Wenn die Nutzung des Autos auf
jene Fahrten reduziert wird, für die das Auto das optimale Verkehrsmittel ist - solche
Fahrten gibt es - und auch auf die "Lustnutzung" - damit meine ich nicht die Rückbank, sondern dass jemand die individuelle Freiheit ausleben und fahren will -, dann
rechnet es sich schlicht nicht ein Auto zu
besitzen. Das ist der zweite Punkt der Mobilität der Zukunft.
Autonutzung und Autobesitz sollten daher
entkoppelt werden. Intelligente Unternehmen wie mehrere österreichische Verkehrsbetriebe oder die Bahn der Bundesrepublik Deutschland (BRD) sind schon in