Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2002
/ Ausgabe: 12-November_-_2._Teil.pdf
- S.205
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schon zu einer Art Blut- und Bodenmythologie geworden ist und eine aufbauende Feindschaft gegen modernes Bauen entsteht.
Ich glaube, dass wir in der Diskussion mit den Leuten bzw.
Bürgerinitiativen eine ganz wichtige Rolle gehabt haben, um ein aufklärendes Element und Verständnis für modernes Bauen hineinzubringen. Man
kann das Schützen des Ortsbildes so differenziert und klug argumentieren
wie GR Mag. Dr. Hörmann, was ich jedoch nicht in allen Punkten gleich
sehe. Es ist dies ein Standpunkt, mit dem man in der Stadt Innsbruck nicht
nur leben, sondern auch weiterkommen kann. Es gibt manche Ortsbildschützer, die in Wahrheit nur die Bretter vor dem eigenen Kopf schützen,
aber kein Stadt- und Ortsbild oder Ähnliches.
Das zweite Thema - seltsamerweise hat dies noch niemand angesprochen - ist der uns bevorstehende Entwurf einer Neufassung des
Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetzes (SOG). Im § 1 des Stadtkern- und
Ortsbildschutzgesetzes (SOG) lautet zum Unterschied des früheren Gesetzes, in dem nur von Erhaltung die Rede war, der Zielparagraph wie folgt:
"... das erhaltungswerte Erscheinungsbild zu gestalten und vor nachteiligen
Veränderungen zu schützen."
Früher hat es nur "erhalten" geheißen, jetzt dürfen wir immerhin "gestalten" und "vor nachteiligen Veränderungen schützen". Es ist davon die Rede, die Bausubstanz in ihrer vielfältigen organischen Funktion zu erhalten,
weiter zu entwickeln und erforderlichenfalls zu verbessern.
Dies ist ein Zielparagraph, der gegenüber dem jetzigen Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetz (SOG) ein Fortschritt ist. Er lässt nämlich
genau das zu, was bereits GR Mag. Dr. Hörmann angesprochen und Symbiose genannt hat, also den Dialog zwischen "alt" und "neu". Auch dort, wo
es gute, alte Bauten gibt, kann man daneben etwas Neues errichten und einen spannenden, architektonischen Dialog beginnen.
Seit Jahrhunderten hat jede Stadt, die gewachsen ist, immer
neue Bauten neben alten Bauten errichtet. Diese sich daraus ergebenden
Kontraste genießen wir heute. Es waren dies sicherlich für die zeitgenössischen Männer und Frauen manchmal sogar schreiende Kontraste und wir
GR-(Budget-)Sitzung 22.11.2002