Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2010
/ Ausgabe: 14-Dezember-Budget-Teil1.pdf
- S.33
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flächendeckend auch viele private Anbieter in diesem Bereich zu haben.
Wir geben als Stadt Innsbruck jährlich
mehr als € 1,4 Mio an diese privaten Anbieter aus. Ich glaube, hier möchte man
sich als Stadt nicht dafür schämen. Die
Einführung des heute eingebrachten Antrages, wäre der Tod aller privaten Einrichtungen gewesen. Davon bin ich zu 100 %
überzeugt.
Wir betreuen in den Privatbetrieben insgesamt 1.822 Innsbrucker Kinder. Sollten wir
diese Kinder in unseren städtischen Einrichtungen unterbringen, würden wir
109 zusätzliche Gruppen, 108 PädagogInnen, 36 AssistentInnen brauchen. Von
den Baukosten ist noch überhaupt keine
Rede. Das würde knapp über den Daumen bedeuten, dass wir mindestens
36 Bildungseinrichtungen mit je drei Gruppen in Innsbruck errichten müssten, um
den Bedarf abzudecken.
Es ist, liebe SozialdemokratInnen, nicht
seriös, wenn man mit dem Gratiskindergarten junge Familien aufhetzt. Faktum ist,
dass es unseriös ist. (Beifall)
StRin Dr.in Pokorny-Reitter: Im heurigen
Jahr hat der Gemeinderat einen Meilenstein in der Bildungs- und Gleichstellungspolitik gesetzt.
Der Gemeinderat hat vor zwei Monaten
gegen zwei Stimmen, also mit einer riesengroßen Mehrheit, einen Fahrplan zur
Verwirklichung der inklusiven Schule beschlossen.
Es war höchste Zeit, dass wir uns alle dazu bekannt haben, denn Innsbruck hat in
diesem Jahrzehnt nicht wirklich Fortschritte bei der Inklusion von Kindern mit Behinderung gemacht.
GRin Mag.a Schindl-Helldrich gebührt dafür
der Dank, da sie immer wieder auf dieses
Thema hingewiesen hat. Ich bitte ihr auch
den Dank von unserer Fraktion weiterzuleiten. Sie war wirklich diejenige, die eine
intensive Befassung mit dem Ganzen herbeigeführt hat.
Der inklusive Unterricht fördert soziale
Kompetenz, Toleranz und Verständnis
füreinander. Wir wissen alle, dass das in
einer komplexen Gesellschaft, wie wir sie
derzeit leben, Schlüsselqualifikationen für
GR-(Budget-)Sitzung 9.12.2010
das Berufsleben, sowohl im einfachen
Berufsleben als auch im Managerbereich,
sind.
Mit dem inklusiven Unterricht haben FörderschülerInnen, also jene Kinder mit Behinderung, einen deutlichen Leistungsvorsprung gegenüber separierten Klassen.
Das geht auch aus Studien ganz eindeutig
hervor.
Beim inklusiven Unterricht unterscheiden
sich die Leistungen der nicht behinderten
Kinder nicht von den Leistungen der Kinder in den normalen "Regelschulklassen".
Es ist uns allen bewusst, dass der Weg
zur inklusiven Schule kein leichter sein
wird. Wir müssen uns auf diesen Weg machen und es genügt nicht, nur diesen einen Meilenstein zu setzen, den wir im Oktober 2010 gesetzt haben. Wir werden
also viele kleine und große Schritte dorthin
machen müssen.
Im nächsten Jahr wird es unsere Aufgabe
sein - wir werden immer wieder daran erinnern und das auch einfordern - einen
Fahrplan zur Verwirklichung der inklusiven
Schule zu erarbeiten. Wir müssen wissen,
welche räumlichen, personellen und pädagogischen Ressourcen wir brauchen
und welche Voraussetzungen für die inklusive Schule notwendig sind. Wir müssen darum kämpfen, die notwendigen
Ressourcen zu bekommen und dass diese
gerecht verteilt werden. Wenn nämlich die
Verteilung in der Hand des Sonderpädagogischen Zentrums (SPZ) liegt, dann
besteht die Gefahr, dass die Ressourcen
auch einseitig verteilt werden.
Wir haben bei unserer Enquete gehört,
dass es im Bezirk Reutte schon seit vielen
Jahren keine Sonderschulen, sondern die
Inklusivschule gibt. Es wäre gelacht, wenn
das, was in Reutte praktiziert wird, in
Innsbruck nicht möglich ist. Es wäre kein
Ruhmesblatt für die Landeshauptstadt,
wenn uns das nicht gelingen würde.
Ich möchte mich heute auf diesen einen
Bereich konzentrieren, da er für mich ein
sehr großer Meilenstein in der Frage der
Bildung für Kinder und Jugendliche in unserer Stadt ist. Wir werden in den nächsten Jahren darauf unseren Schwerpunkt
legen müssen. (Beifall)